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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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einige große Schutthaufen herum und danach durch einen fast eingestürzten Torweg in die pechschwarze Dunkelheit. In der Ferne konnte ich einen Lichtflecken sehen.
    Meiner Meinung nach befanden wir uns in irgendeinem Lagerhaus, denn ringsum waren Kisten und Fässer gestapelt. In diesem Gebäude war es sehr düster, und es bot irgendwelchen uns gegenüber unfreundlich gesinnten Lebewesen tausend Möglichkeiten, sich zu verstecken. Und uns tausend Möglichkeiten, ums Leben zu kommen. Der Fußboden allerdings bestand aus Beton und war unversehrt.
    Während ich Specs weiter hineinführte, klammerte er sich an mich, zerrte am Rücken meiner Jacke, lief mir zwischen die Beine, packte mich am Arm. Es war so, als spazierte man während eines Jahrmarkts mit einem völlig verängstigten kleinen Bruder durch ein Geisterhaus. Mit gezückter 38er schleppte ich Specs vorwärts und versuchte dabei, nicht ins Stolpern zu geraten. Einmal hörte ich ein Scharren, ein anderes Mal ein schleifendes Geräusch: Wir waren nicht allein hier drinnen.
    Als der Lichtfleck – das Licht drang durch eine leere Türöffnung – nur noch etwa fünf Meter von uns entfernt war, zupfte Specs an mir, damit ich stehen blieb. »Hör mal«, sagte er.
    Sofort fiel es mir auf: ein leises, raues Atmen in der Dunkelheit hinter uns. Ich hätte schwören können, dass sich in unserem Rücken seltsame Umrisse in den Schatten bewegten. Was immer es sein mochte: Es rückte näher an uns heran. Da packte ich Specs und rannte mit ihm zur Türöffnung und hinaus ins blendende Licht.
    Niemand folgte uns.
    Der Himmel sah unheimlich aus: aufgewühlt von aufgeblähten rosafarbenen Wolken, deren Farbe sich von Sekunde zu Sekunde vertiefte, bis sie strahlend rot leuchteten. Plötzlich fiel ein Regentropfen auf meinen Fuß, und ein weiterer rann an der Windschutzscheibe eines demolierten Pick-ups herunter. Nur war das gar kein Regen ... gar kein Wasser. Es war so rot wie Blut.
    »Scheiße«, hörte ich Specs murmeln.
    Als ich mich nach einem Unterstand umsah, fiel mein Blick auf einen riesigen Mann, der eine Pumpgun in den Händen hielt. Er wirkte nicht gerade vertrauenswürdig. »Wohin hättet ihr Arschlöcher es denn gern?«, begrüßte er uns. »In den Bauch oder in den Kopf?«
    5
    Zwar hatte ich meine 38er gezückt, aber ehrlich gesagt fühlte ich mich damit dem Schießeisen, das der Riese in den Händen hielt, nicht gewachsen. Der Mann war mindestens 1,90 Meter groß und wog sicher mehr als 110 Kilo. Sein Kopfhaar war kurz geschoren, aber er hatte einen langen verfilzten Bart, der ihm bis auf die Brust reichte. Seine schäbige Jeansweste war übersät mit Aufnähern. Offenbar ein Rocker, ein verdammter Motorradfreak.
    »Wir sind keine Krätzekranken«, erklärte Specs. »Wir sind nicht infiziert.«
    »Ist mir klar, Kleiner. Sonst wärt ihr schon von dieser Welt abgetreten. Hab nach ein paar Normalos Ausschau gehalten, und das scheint ihr zwei Deppen ja zu sein.« Er stand unter dem breiten Vordach eines früheren Schuhgeschäfts und hielt den Blick auf den Himmel gerichtet, von dem jetzt weitere Bluttropfen fielen. »Ihr Jungs kommt wohl besser hier rüber. Wollt doch sicher nicht in den Roten Regen geraten.«
    Nachdem wir uns zu ihm unter das Vordach gestellt hatten, zündete ich mir eine Zigarette an, erklärte ihm, wer wir waren und woher wir kamen, und erzählte ihm, dass wir nach einem funktionstüchtigen Wagen suchten, um damit nach Westen zu fahren. Er nickte zwar, doch es schien ihn nicht die Bohne zu interessieren. Seine bloßen Arme waren sehr muskulös und mit Tattoos übersät. Ich sah sofort, dass diese Tattoos – all diese Schlangen, Totenköpfe, Namen und Orte – eine bestimmte Bedeutung für ihn haben mussten. Er war keiner dieser Möchtegern-Punks unter den Yuppies, die glauben, ein bisschen Tinte würde ihnen imposante Männlichkeit verleihen. Dieser Typ war ein echter Rocker, für den nur die eigenen Gesetze galten.
    »Heiße McKree, Sean McKree. Meine Freunde nennen mich ›Chang‹«, bemerkte er beiläufig, während er den Himmel musterte, der ihm offensichtlich ganz und gar nicht gefiel. »Scheißwetter.«
    »Freut mich, dich kennenzulernen, Chang«, sagte Specs höflich.
    »Du darfst mich Sean nennen, Kleiner«, erwiderte er. »Meine Freunde sind nämlich alle tot.«
    Weitere rote Tropfen fielen auf die Straße und klatschten auf die Motorhauben herumstehender Autowracks. Gleich darauf setzte ein Platzregen ein – ein blutiger Schauer, der

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