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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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wir ein verlässliches Fahrzeug, um mobil zu sein, uns frei bewegen zu können. Das, was wir darüber hinaus brauchten, erwähnte keiner von uns.
    Carl, der viel fürs Militär übriggehabt hatte, wollte ein Armeefahrzeug des Typs Hummer, am liebsten eines mit aufmontiertem 50-Kaliber-Maschinengewehr. Texas Slim favorisierte einen Leichenwagen, während Janie alles egal war und ich mir nur irgendein verlässliches Transportmittel wünschte. Gremlin, wie nicht anders zu erwarten, äußerte sich nicht dazu. Was immer wir besorgen würden, zweifellos würde er daran herummäkeln.
    In Anbetracht der Tatsache, dass bei uns ein Drittel der Menschheit binnen 36 Stunden ausgelöscht worden war und weitere Millionen in den Wochen und Monaten danach an Verstrahlung gestorben waren, hätte man doch meinen können, dass fahrtüchtige Autos leicht zu beschaffen waren. Aber wir wurden schnell eines Besseren belehrt.
    »Komm schon, du alter Mistkäfer«, schrie Carl unseren vorsintflutlichen VW-Bus an, während er in eine Straße einbog, die mit den verrosteten Wracks von Personen- und Lastwagen übersät war. Irgendjemand hatte ihnen alle Reifen abmontiert, vermutlich als Nachschub für die Feuer. Die meisten Windschutzscheiben waren eingeschlagen. Für Carl war es keine leichte Aufgabe, unseren alten Hippie-Bus durch die Straßen zu manövrieren, denn immer wieder begann der Motor zu stottern oder soff völlig ab. »Du Schwanzlutscher, du verdammter Schwanzlutscher!«, fluchte Carl erneut.
    Texas Slim kicherte. »Das gefällt mir. Gefällt mir wirklich, wie Carl das macht. Flucht wie ein Seemann.«
    »Leck mich doch am Arsch!«, gab Carl zurück.
    »Hört ihr das? Er macht’s schon wieder. Zum Totlachen.«
    Texas Slim war ein klein wenig seltsam. Übrigens stammte er gar nicht aus Texas, sondern angeblich aus irgendeinem Kaff in Louisiana. Aber da Carl ihn immer Texas nannte, taten wir das auch. Er konnte gut mit Waffen umgehen, stellte sich bei Plünderungen ziemlich geschickt an und tat ohne Widerworte das, was man ihm auftrug. Nur war er manchmal leicht neben der Spur, und oft konnte man kaum beurteilen, ob es ihm mit seinen Äußerungen ernst war oder er sich insgeheim vor Lachen über dieses oder jenes ausschüttete.
    »He, glaubt ihr, dass es hier irgendwelche willige Damen gibt?«, wollte er wissen. »Oder sogar solche, die nicht ganz so willig sind?«
    »Erledige das Ficken einfach in Handarbeit und halt ansonsten die Klappe«, erwiderte Carl.
    Janie seufzte, und ich lehnte mich auf dem Rücksitz zurück. In Gedanken war ich bei dem, was zu tun war, sobald wir wieder einen fahrtüchtigen Wagen hatten. Und bei der Frage, wen wir wohl diesmal opfern würden.
    »He, guckt mal«, meldete sich Gremlin. »Da vorne tut sich was.«
    Zwei alte verwahrloste Männer in zerflederten Mänteln der Heilsarmee waren dabei, tote Ratten einzusammeln und in Kartoffelsäcke zu stecken. Früher einmal, ehe die Welt in Wahnsinn versunken war, mochten sie obdachlose Penner gewesen sein, aber in dieser schönen neuen und beängstigenden Welt gab es keine überdachten Busbahnhöfe mehr, in denen sie hätten übernachten können. Und auch keine weichherzigen Touristen, die man anbetteln konnte. Also schlugen sie sich als Plünderer durch und aßen wohl so gut wie alles, was sie ergattern konnten.
    Carl beäugte sie vorsichtig. »Hab irgendwie ein komisches Gefühl.«
    »Dann zieh die Hand aus der Hose«, frotzelte Texas Slim.
    Ich wartete ab, ohne viel auf Carls Gefühl zu geben. Aber als sich auch Janie, die neben mir saß, anspannte, wurde mir klar, dass da drüben irgendetwas Seltsames vor sich gehen musste.
    »Scheiße«, murmelte Carl.
    Die beiden Penner verfügten offenbar nicht über die Gabe der Intuition. Eingehüllt in die Wolken des eigenen Gestanks und in seliger Unwissenheit sammelten sie ihre Beute ein, ohne auf ihre Umgebung zu achten. Vermutlich träumten sie von Ratten-Eintopf und Ratten-Pastete.
    Carl trat so scharf auf die Bremse, dass wir alle fast von den Sitzen gefallen wären. Aber niemand meckerte, denn jetzt sahen wir alle, was Carl als Erster gesehen hatte: Krätzekranke.
    Drei von ihnen, bewaffnet mit Metallrohren, standen auf dem Dach eines alten Kombiwagens und starrten zu den beiden Pennern hinüber. Schließlich sprangen sie vom Wagen auf die schmutzige Straße, rannten los, fielen über die Rattensammler her und schlugen mit den Rohren auf sie ein. Die beiden Opfer fielen zu Boden und rollten sich zu Kugeln

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