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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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verloren und Blut geleckt. Danach fiel mir das Töten nicht mehr schwer.
    Wahnsinnige gab es überall. Doch seltsamerweise auch gute Menschen. Menschen, die einen vor gefährlichen Vierteln warnten – vor Orten, an denen Geschöpfe der Nacht lauerten, vor Bezirken, in denen die Nationalgarde einen auf der Stelle erschoss.
    Als mich irgendwann eine Bande von Krätzekranken verfolgte, kam mir ein Kerl mit langem schwarzen Rauschebart mit einem Schrotgewehr zu Hilfe. Er schien in Ordnung zu sein. Nahm mich in seine kaum möblierte Kellerwohnung mit. Während wir eine Suppe löffelten, sagte er kein Wort und grunzte nur, wenn ich ihn was fragte. Auf dem Fußboden lagen zwei in Tücher gehüllte Gestalten.
    »Das sind meine Töchter«, sagte er schließlich. »Hab sie getötet, alle beide. Hatten angefangen, sich zu verwandeln.«
    »Zu verwandeln?«
    Der Mann sah mich mit seinen dunklen Augen voller Bitterkeit an. »Ja, in diese Andersartigen. Die mit den glühenden Augen. Kommen nur nachts aus ihren Löchern. Auf die musst du achtgeben.«
    Bald darauf brach ich auf, denn ich hielt den Mann für genauso durchgeknallt wie die meisten anderen. Erst zwei Tage später stellte ich fest, dass er keineswegs verrückt war. Als ich eines dieser Geschöpfe mit eigenen Augen sah.
    Eines dieser Kinder.
    7
    Es wurde bereits dunkel und ich war ziemlich weit weg von zu Hause. Schon an sich warf das Probleme auf. Nach allem, was ich bis dahin gesehen und erlebt hatte, hätte ich es besser wissen müssen, als mich einem solchen Risiko auszusetzen. Aber ich lebte vom Plündern und musste dorthin, wo am besten Beute zu machen war. An der Ecke Mahoning Avenue/South Glenellen befand sich eine Niederlassung der wohltätigen Society of St. Vincent de Paul, wo Lebensmittel für die Notleidenden gelagert wurden. Für diese Information hatte ich einem Mann eine .38-Pistole überlassen. Da er die Stadt sowieso verlassen wollte, brauchte er diese Nahrungsquelle nicht mehr.
    Wegen dieser Nahrungsquelle war ich jetzt hier.
    Von einer Gasse aus drang ich ins Lager ein, indem ich eine Scheibe einschlug und durchs Fenster stieg. Ich fand die Kisten ohne Probleme und konnte mich zügig daran bedienen, da weder Wahnsinnige noch Mutanten in der Nähe waren. Hastig füllte ich meinen Sack mit Konservendosen, Pastaschachteln, gewürzter Schinkenwurst und vielen weiteren guten Sachen. Als mein Sack voll war, fühlte ich mich so munter wie eine Ratte bei erfolgreicher Futtersuche. Ich hatte mir ein paar weitere Wochen des Überlebens gesichert.
    Als ich wieder auf der Straße stand, ging die Sonne gerade unter. Es war die Zeit, in der die Geschöpfe der Nacht aus ihren Löchern schlüpften – all diese Raubtiere, Aasfresser, Kopfjäger, Knochensammler und Blutsauger.
    Auf dem Gehweg entdeckte ich einen Hund, der einfach nur dasaß, ohne sich zu rühren. Es war ein räudiger, dreckiger Golden Retriever, dem ein halbes Ohr fehlte. Sein Fell war verkrustet, von getrocknetem Blut. Er blickte zu mir auf, legte die Ohren an und knurrte.
    Ich hätte ihn erschießen können, doch stattdessen spielte ich den guten Samariter. Hätte ich das nicht getan, wäre ich vielleicht zu Hause gewesen, ehe der Spuk losging. Aber dieser Hund tat mir leid. Außerdem konnte ich sehen, dass er nicht an Tollwut litt. Und er wirkte auch nicht krank oder irgendwie abnorm. Also ging ich das Risiko ein, besänftigend auf ihn einzureden, und er beruhigte sich auch schnell. Wedelte mit dem Schwanz und winselte leise. Und diese Augen ... Mein Gott, falls Sie je einen Retriever besessen haben, wissen Sie, wie diese Hunde einen ansehen können. Mit den traurigsten Augen der Welt. Und wenn sie dann noch die Augenbrauen hochziehen, wirken sie so menschlich, dass man weinen könnte.
    Und genau das tat dieser Kerl.
    »Ist ja gut, Junge«, sagte ich. »Ich tu dir nichts. Vielleicht willst du mitkommen und bei mir bleiben? Wir könnten aufeinander aufpassen. Na, wie wär’s?«
    Er wedelte und ließ mich nicht aus den Augen. Es war ein guter Hund. Ich hätte wetten können, dass er früher ein Familienhund gewesen war. Retriever sind tolle Hunde: sanftmütig, kinderlieb, unglaublich geduldig und loyal. Ich wusste einfach, dass dieser Hund, der sich jetzt auf dem Kriegspfad befand, früher so gewesen war. Also kniete ich mich neben ihn und machte ihm ein Friedensangebot: hielt ihm ein »Leckerli« vor die Nase – einen dieser getrockneten Riegel aus Rindfleisch, die kennen Sie sicher. Er schlang ihn

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