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Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition)

Titel: Verseucht - Endzeit-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Curran
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meinen Augen schrumpfte der Hund zu einem schwarzen, schwelenden Ding zusammen, das bestialisch stank. Dann fiel er ihr aus dem Arm und in sich zusammen; es blieben nur brennende Knochen und eine Aschewolke von ihm übrig.
    Doch zu diesem Zeitpunkt rannte ich bereits um mein Leben. Allerdings machte die Gestalt keine Anstalten, mich zu verfolgen. Als ich endlich meine Wohnung erreicht hatte, zitterte ich so unkontrolliert, dass ich nicht mal das Glas Whiskey halten konnte, das ich hinunterstürzen wollte.
    Der arme Hund. Ich sollte ihn niemals vergessen. Und auch nicht das, was er für mich getan hatte, und das, was dieses verstrahlte Gespenst ihm angetan hatte.
    Nach diesem Erlebnis gab ich jedem herumstreunenden Hund, sofern er nicht unter Tollwut litt, von einer anderen Krankheit infiziert oder mutiert war, etwas zu fressen und zu trinken und tat für ihn, was mir möglich war. Doch dieser Vorfall hatte noch eine weitere Konsequenz: Von da an erschoss ich jedes mutierte Kind, das mir begegnete. Denn wenn es Ghoule gab, die auf den Friedhöfen dieser Welt herumspukten, dann waren es diese Kinder.
    8
    Etwas, an das ich mich sehr schnell gewöhnen sollte, waren die Leichen.
    Sie waren buchstäblich überall. Die Stadt selbst war ja kaum noch etwas anderes als ein zerbombter, zerfetzter Leichnam. Zwischen der Nationalgarde und den Bürgermilizen hatte es so viele Kämpfe gegeben, dass ganze Viertel ausgebrannt und Gebäude im Sperrfeuer eingestürzt waren. Die Alleen waren mit Trümmern und schwärzlichen Autowracks verstopft. Die Telefonmasten waren reihenweise umgekippt und lagen im Wirrwarr der eigenen Kabel auf dem Pflaster.
    Und überall auf diesem Friedhof, der früher einmal eine lebendige Stadt gewesen war ... Leichen.
    Im April brach schließlich auch der Abtransport der Toten zusammen: Die Leichenwagen fuhren nicht mehr. Also ließ man die frisch Verstorbenen einfach dort liegen, wo sie zusammengebrochen waren oder wo man sie hingeworfen hatte.
    Die Toten waren der einzige Rohstoff, den die Stadt noch besaß, und er war im Überfluss vorhanden – in Form vollständiger Körper oder auch einzelner Gliedmaßen. Manche Toten verwesten zu Skeletten, andere verbrannten zu leeren Hüllen, viele weitere blähten sich in der Sonne zu grünlich schimmernden Kadavern auf. Von diesen Kadavern stiegen dann Wolken von Fleischfliegen auf oder stießen auf die Toten hinab, um sich von ihnen zu nähren oder ihre Eier dort abzulegen. Nicht selten sah man, dass die Leichen sich bewegten oder erbebten, da sich Maden in ihnen tummelten. Viele waren auch angeknabbert, nicht nur von Ratten, sondern auch von anderen Kreaturen, die erst nach Sonnenuntergang auftauchten.
    Fast über Nacht war der hohe Schnee, der Youngstown unter sich begraben hatte, weggetaut und hatte überall in der Stadt große Wassertümpel hinterlassen, in denen Leichen trieben. Außerdem hatten die heftigen Regengüsse solche Ströme von Toten in die Höfe und Eingänge gespült, dass sie sich an den Hausfassaden stapelten.
    Was mich bei alldem am meisten erstaunte, vielleicht auch erschreckte, war die Tatsache, dass ich und die anderen Überlebenden kaum auf diese Berge menschlicher Überreste achteten. Wenn wir zwischen all den Toten nach Essbarem suchten, sprangen wir einfach über sie hinweg oder stießen sie gleichgültig zur Seite. Einen Bogen schlug man nur um diejenigen, bei denen man Infektionsherde befürchtete.
    Nach einer Weile gewöhnt man sich an alles.
    Wenn man bedenkt, dass zahllose unbestattete Tote in jedem denkbaren Stadium der Verwesung die Stadt überschwemmt hatten, ist das, was danach geschah, kaum noch überraschend: Mit der ihr eigenen grenzenlosen Kreativität brachte die Natur nun auch Mutanten hervor, die sich das Aas zunutze machten.
    Einige Straßenzüge von meinem Wohnhaus entfernt gab es einen 7-Eleven-Supermarkt. Früher hatte ich dort oft die Spezialitäten dieser Discounter-Kette gekauft: halb gefrorene Getränke und Hotdogs mit Chili con Carne. Doch zwei Monate nach Shellys Tod hatte man den Markt aus mir unverständlichen Gründen in ein Leichendepot verwandelt. Jetzt brodelten hier Hunderte von Toten in der Sonne, umgeben von unzähligen Fliegen und einem penetranten Gasgestank, der einen in die Knie zwingen konnte.
    Zu dieser Zeit ging bereits das Gerücht um, dass selbst die großen städtischen Verbrennungsanlagen und die Leichengruben außerhalb der Stadtdie »Entsorgung« all der Toten nicht mehr bewältigen

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