Versprechen der Ewigkeit (German Edition)
Insel, in sein Heiligtum, zurückkehren. Zu meiner Medizin …
Mit diesem Gedanken trat er in die feuchte Luft hinaus und lief los über den ungepflasterten Zufahrtsweg.
Unter einem Baldachin aus Eichen rannte er über schlammige Fahrrillen, bis er den offen stehenden Eingang des Anwesens erreicht hatte. An zwei arg mitgenommenen Steinsäulen hingen je ein rostiger Torflügel an nur noch einem einzigen Scharnier.
Sobald er um die Ecke gebogen war, verlangsamte er sein Tempo, denn der Anblick, der sich ihm bot, war verblüffend.
Das Herrenhaus der Walküren stammte noch aus der Zeit vor dem Sezessionskrieg und war in einen dichten Nebel gehüllt, der sich selbst in der leichten Brise nicht lichtete. Überall um das Gebäude herum schlugen unaufhörlich Blitze ein, und das ganze Gelände war mit metallenen Blitzableitern übersät. Gespenstische Spektralwesen flogen um das Herrenhaus herum und verteidigten es gegen Eindringlinge.
Eine Reihe luxuriöser Wagen, die dort völlig fehl am Platz erschienen, säumte die Auffahrt. Aus dem Haus dröhnte laute Musik, und raues Gelächter aus Frauenkehlen war zu hören. Immer wieder durchdrangen schrille Walkürenschreie die Nacht.
Dies war also der Ort, an dem Regin die Strahlende lebte.
Obwohl der Orden über umfangreiche Informationen zu anderen unsterblichen Spezies wie den Vampiren oder Dämonen verfügte, hatten sie über ihre Art nur wenige grundlegende Tatsachen herausbekommen können: Walküren brauchten nur wenig Schlaf, sie aßen und tranken auch nicht, sondern bezogen ihre Nahrung aus einer unbekannten mystischen Quelle. Auch wenn sie sich unterschieden, was Aussehen und Fähigkeiten betraf, besaßen sie doch alle übermenschliche Stärke, Geschwindigkeit sowie Regenerationskräfte.
Declan kannte nur eine Möglichkeit, wie man jemanden ihrer Art endgültig vernichten konnte: durch Enthaupten.
Der Orden hatte einige wenige Einzelheiten herausfinden können, die sich speziell auf Regin bezogen. Vergangenheit: vermutlich über ein Jahrtausend alt. Beschreibung: ca. 1,60 m groß, zierlich, mit kleinen Klauen und Fangzähnen, spitze Ohren, taillenlanges blondes Haar und bernsteinfarbene Augen.
Aber ihr auffälligstes Merkmal war ihre Haut. Man nannte sie unter anderem »die Strahlende«, weil ihre Haut angeblich leuchtete .
Die Akte enthielt kein eindeutiges Foto von ihr. Eine Aufnahme zeigte nichts als ein helles Licht an der Stelle, wo sie eigentlich hätte sein sollen.
Leuchtende Haut. Noch so eine Missgeburt. Und doch bewegte sie sich frei und ungehemmt unter Zivilisten.
Für gewöhnlich trug sie zwei kurze Schwerter kreuzweise auf dem Rücken – sogar in der Öffentlichkeit –, und es hieß, sie sei eine außergewöhnliche Schwertkämpferin.
Aber dieses Talent würde sie heute Nacht nicht retten.
Wenn man Declan die Aufgabe übertragen hatte, diese Unsterbliche gefangen zu nehmen, dann musste sie für den Orden äußerst wichtig sein. Er hatte bislang noch jede Zielperson erwischt. In der Stadt wartete Verstärkung auf ihn, die er innerhalb kürzester Zeit mobilisieren konnte.
Ursprünglich hatte er erwogen, diesen Ort zu stürmen und so viel Schaden und Zerstörung anzurichten wie möglich, aber es befanden sich noch andere Walküren im Haus, und wenn ihre Spezies auch ausschließlich weiblich war, gehörten sie doch zu den stärksten und bösartigsten Wesen der Mythenwelt.
So zierlich Regin auch erscheinen mochte, war sie doch vermutlich imstande, ganz allein ein Auto zu stemmen.
Ein Team einzusetzen würde nur unnötig das Leben seiner Soldaten aufs Spiel setzen, und er hatte schon beim letzten Einsatz einige Männer verloren. Ein mächtiger, älterer Vampir hatte sich heftiger zur Wehr gesetzt, als es die meisten anderen getan hatten.
Außerdem wusste Declan nicht, wie er diese Geisterwesen bekämpfen sollte, die das Haus bewachten. Nein, er wollte abwarten, bis Regin die Strahlende sich von ihren Verwandten entfernen würde, und dann zuschlagen.
Während er sich den Autos näherte, zog er die Wanze aus seiner Jacke. Es fiel ihm nicht schwer, ihren Wagen zu identifizieren. Das Kennzeichen RegRad auf einem roten Aston Martin konnte getrost als eindeutiger Hinweis gewertet werden.
Die Notizen in seiner Akte beschrieben sie als prahlerisch. Offenbar neigte sie dazu, ihre Einzigartigkeit in aller Öffentlichkeit zur Schau zu stellen. Kein Wunder, dass sie auserwählt worden war. Eines der Ziele seines Ordens bestand darin, die Existenz
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