Versprechen eines Sommers
Allzweckraum, in dem sich die Betreuer und Mitarbeiter nach der Arbeit trafen, um auszuspannen und ein wenig Musik zu hören. Als Connor sich der Hütte näherte, spürte er den Bass, der die Wände erzittern ließ, und wusste, dass die Party bereits im vollen Gange war.
Er trat ein und brauchte einen Moment, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Das einzige Licht kam von den Lämpchen an der Stereoanlage und einigen Kerzen, die auf einem mit Chips und Salsa-Schüsseln vollgestellten Tisch standen. Eine Menge Menschen hatte sich in der Mitte des Raumes versammelt und hüpfte und sprang zur Musik wild auf und ab. Andere standen an den Wänden entlang, tranken geschmuggeltes Bier und versuchten, sich trotz der lauten Musik zu unterhalten. Connor ließ seinen Blick auf der Suche nach Lolly durch den Raum schweifen, fand sie aber nicht.
Vielleicht war sie … böse auf ihn? Er konnte sich zwar nicht vorstellen, warum, aber als er ihr auf dem Dock aufgeholfen hatte, schien sie verärgert gewesen zu sein und hatte ihn nur mit einem knappen „Ja“ abgespeist. Mädchen, dachte er. Wer zum Teufel würde sie jemals verstehen?
Eine langbeinige Blonde in einer Windjacke, deren Reißverschluss bis zum Bauchnabel offenstand, schlängelte sich an seine Seite. In der Hand hielt sie eine Flasche Bier. Die Musik verebbte kurz, als die CD gewechselt wurde. „Ich trinke auf einen weiteren überstandenen Tag mit den Wadenbeißern“, sagte sie mit tiefer, verführerischer Stimme. Mit der Zunge befeuchtete sie sich ihre Lippen. „Ich hatte keine Ahnung, dass kleine Kinder so viel Arbeit machen.“ Sie hob die Flasche an den Mund und nahm einen Schluck. Dann löste sie die Flasche mit einem schmatzenden Geräusch von ihren Lippen und bot sie ihm an.
Die Musik setzt wieder ein. Der metallische Beat von „Do It With A Stranger“ dröhnte hart gegen die Wände der Hütte.
„Willst du ’nen Schluck?“ Sie beugte sich ganz nah heran, um sich über die laute Musik hinweg verständlich zu machen.
„Nein, danke.“
„Die Leute nennen mich übrigens Jazzy“, sagte sie mit einem Lächeln.
Vielleicht solltest du ihnen sagen, dass sie damit aufhören sollen, dachte er. „Ich bin Connor.“
„Ich weiß.“ Sie zwinkerte. „Ich habe mich nach dir erkundigt. Hast du eine Freundin, Connor?“
Er sah Lolly mit ihren beiden Cousinen hereinkommen, und die drei fingen an, Leuten zuzuwinken und alte Bekannte zu begrüßen. „Nein“, sagte er.
„Sehr gut. Das wird ein fantastischer Sommer. Ich komme aus L.A.“
„Buffalo“, erwiderte er. Und wennschon.
Sie lachte, als hätte er etwas Witziges gesagt. Dann fing sie mit diesem dummen Mädchenkram an und tat so, als wäre sie angetrunken und würde gegen ihn taumeln. Sie roch nach Bier und Fruchtshampoo. Ihre Brüste fühlten sich unnatürlich fest an – was, wie er gehört hatte, ein Anzeichen dafür war, dass sie sie hatte machen lassen. Er legte einen Arm um ihre Schulter und führte sie zu einer Bank. Sie nahm an, dass er mit ihr rummachen wollte und schlang ihre Arme um seinen Hals.
„Ich hol mir mal was zu trinken“, brüllte er ihr ins Ohr. „Nett, dich kennengelernt zu haben, Jazzy.“
Er sah sich um. Ein Teil von ihm wollte fliehen, ein anderer Teil wollte bleiben und feiern, und noch ein weiterer Teil von ihm wollte natürlich mit ihr vögeln. Aber nein. Nicht mit Jazzy aus L.A. Oder mit dem anderen Mädchen – Mindy? Mandy? –, die ihn auf seinem Weg zu dem Tisch mit den Getränken ansprach.
Es war nicht so, dass er etwas gegen eine lockere Beziehung einzuwenden hätte. Ganz im Gegenteil. Allein der Gedanke daran, wie Jazzy sich an ihn gelehnt hatte, bescherte ihm einen Steifen. Aber er wollte den Sommer nicht damit beginnen, dass er sich mit dem erstbesten Mädchen einließ. Erst wollte er das Angebot auschecken.
Zwei weitere Mädchen machten sich an ihn heran. Die eine mit den großen Titten und dem Mount-Holyoke-Tanktop und ihre kichernde Freundin, deren Vater überteuerte Klamotten herstellte.
Da erblickte er seine Rettungsleine in Form von Lolly Bellamy. Sie stand am Rand der Menge und schaute gelangweilt drein. Connor bahnte sich einen Weg quer durch die Menge, die nun ausgelassen zu Metalopolis tanzte.
„Hey“, grüßte er lässig.
„Hey.“ Ihr Lächeln blitzte nur kurz auf, und er fragte sich, ob sie immer noch wegen irgendetwas sauer war.
„Wir hatten ja gesagt, dass wir uns später treffen“, rief er ihr in
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