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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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perfekte Weg gewesen, mit ihm in Kontakt zu treten. Abgesehen davon, dass er diese E-Mail nie empfangen hätte.
    Ein Pfiff ertönte, und der Chef der Rettungsschwimmer rief den Kindern zu, sich in Reihen am Rand des Schwimmdocks aufzustellen. Ramona Fisher packte Lollys Hand und klammerte sich verzweifelt daran fest.
    Connor ließ ein Lächeln aufblitzen. Er schien immer noch nicht zu bemerken, dass sämtliche Betreuerinnen in Sichtweite nur Augen für ihn hatten. Konnte er wirklich so ahnungslos sein, oder tat er nur so?
    „Wir treffen uns später“, sagte er zu Lolly.
    „Ja. Später.“ Sie sah, dass er immer noch seinen Ohrring hatte. Oh Gott. Er hatte ihn behalten. Das musste doch etwas bedeuten, oder nicht?
    „Hey, hilf mir mal hier“, rief jemand.
    „Julian“, stieß Connor unterdrückt aus und rief den Namen dann laut, als er losrannte. Der kleine Junge namens Julian war auf einen Baum am Seeufer geklettert und krabbelte gerade über einen Ast, der quer über dem Wasser hing. Er war ein bemerkenswert aussehender Junge, drahtig und schnell und ganz offensichtlich mit einer Menge Flausen im Kopf. Er hatte das Ende des Astes erreicht, stellte sich vorsichtig hin und schlug sich dann mit den Fäusten auf die Brust, wie Tarzan. Dann stieß er einen markerschütternden Schrei aus und sprang wie ein Frosch ins Wasser.
    Lolly hatte auch genug damit zu tun, die Mädchen in die verschiedenen Gruppen aufzuteilen. Ramona stand zitternd auf dem Dock und sah das wunderschöne, klare Wasser mit einem Ausdruck des Entsetzens an.
    „Ich kann nicht“, flüsterte sie.
    „Du wirst überrascht sein, was du alles kannst“, widersprach Lolly.
    „Ich werde da nicht reingehen.“
    „Wenn du es heute aufschiebst, wird es morgen nur umso schwerer.“
    „Das Risiko geh ich ein“, sagte Ramona.
    „Ich sag dir was. Wie wäre es, wenn ich zuerst ins Wasser gehe und du dann hineinspringst und zu mir schwimmst? Meinst du, das könntest du tun?“
    Ramona zuckte mit den Schultern. Zumindest war das keine vollkommene Verweigerung.
    Wunderbar, dachte Lolly und ließ erst ihre Jacke fallen, um dann das T-Shirt auszuziehen. Ich werde die erste Betreuerin im Wasser sein. Ramona sah sie allerdings so dankbar an, dass Lolly ganz vergaß, gehemmt zu sein. Sie zeigte ihr, wie einfach es war, ins Wasser zu springen.
    „Komm zu mir“, ermutigte sie das Mädchen. „Komm schon, Ramona. Stell dir vor, wie stolz du auf dich sein wirst.“
    „Und du versprichst, mich aufzufangen?“
    „Ich versprech’s.“
    Ramona kniff die Augen zusammen, verzog ihr Gesicht und stürzte sich vom Dock. Für so ein kleines, vogelgleiches Mädchen verursachte sie eine ganz schöne Welle, die Lolly von Kopf bis Fuß durchtränkte. Aber sie hatte Erfolg. Sie versank bis über den Kopf im Wasser und kam wie ein Hund paddelnd und prustend wieder hoch. Übers ganze Gesicht strahlend rief sie: „Ich hab’s getan! Lolly! Ich hab’s getan!“
    Und ich auch, dachte Lolly, als sie Connor auf dem Deck anschaute. Er wurde wieder einmal gemustert und angemacht und schien Lolly komplett zu ignorieren. Fein, dachte sie. Sie brauchte oder wollte seine Aufmerksamkeit auch gar nicht.
    „Wir schwimmen jetzt zu der Leiter da drüben“, sagte sie zu Ramona und machte sich auf in die Richtung.
    „Das ist zu weit. Da ertrinke ich.“
    „Ich bin die ganze Zeit bei dir“, versicherte ihr Lolly.
    Die hölzerne Leiter, die zum Dock hinaufführte, hatte schon bessere Tage gesehen, und die Stufen waren schleimig und wasserdurchtränkt. Ramona kletterte aus dem See und führte einen kleinen Freudentanz auf. Hinter ihr rutschte Lolly aus und wäre fast auf ihr Gesicht gefallen, konnte sich aber gerade noch abstützen, sodass sie nur platt auf dem Bauch landete.
    „Wie elegant“, sagte jemand und kicherte. Lolly erkannte die Stimme von Jazzy Simmons, einer der anderen Betreuerinnen.
    Mit vor Scham rot glühenden Wangen ignorierte Lolly sie und rappelte sich auf die Beine. Eine große Hand griff nach ihr und half ihr auf, und ihr Gesicht brannte noch mehr, als sie sich in Connors Augen schauen sah.
    „Alles okay?“, fragte er.
    „Ja.“ Sie konnte es nicht ertragen, ihn anzusehen. Nachdem er weg war, schaute sie Ramona an, die sich zitternd in ein Handtuch gehüllt hatte. „Siehst du? Es ist nicht das Ende der Welt.“

20. KAPITEL
    I noffiziell war der Gemeinschaftsraum der Mitarbeiter im Camp Kioga auch als die Party-Hütte bekannt. Es handelte sich um einen großen

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