Versprechen eines Sommers
sich, sich auf das zu konzentrieren, was sie sagte, und dabei weder Verurteilung noch Überraschung zu zeigen. Er hatte immer gedacht, nur Leute wie seine Mutter trafen schreckliche Entscheidungen in ihrem Leben, weil es ihnen an Erziehung und Gelegenheit mangelte. Aber Philip Bellamy war der lebende Beweis, dass Dummheit alle Schranken von Reichtum, Bildung und Stand überwinden konnte. Wenn es um Herzensangelegenheiten ging, konnte selbst ein Genie wie Louis Gastineaux es vermasseln.
„Das tut mir leid“, sagte er. Nichts davon war ihr Fehler, und dennoch war sie diejenige, die verletzt worden war. „Ich möchte, dass du weißt, dass es mich interessiert, und wenn es irgendetwas gibt, womit ich dir helfen kann, bin ich ganz Ohr.“
„Du hast mich heute in die Stadt gefahren, obwohl ich genauso gut den Zug hätte nehmen können. Das ist doch schon eine ganze Menge.“
„Das habe ich gerne gemacht.“
„Ich hoffe nur, dass ich das Richtige getan habe. Ich meine, Mariska hat nicht ein Mal versucht, Kontakt zu meinem Vater aufzunehmen. Hat ihm gegenüber nie ein Wort über Jenny verloren. Vielleicht hatte sie dafür einen guten Grund.“
„Du hast getan, was du getan hast. Jetzt ist der Ball auf dem Spielfeld deines Vaters. Alles, was jetzt noch kommt, ist sein Problem, nicht deines“, stellte Connor beinahe philosophisch fest. Er bog von der Hauptstraße ab. „Entscheidung des Vorstands. Wir legen einen Halt in Phoenicia ein.“ Die kleine Stadt mit ihren von Antiquitätenläden und Cafés gesäumten Bürgersteigen war ein wahrer Magnet für Touristen und Sammler.
„Ich weiß, du versuchst, mich abzulenken, damit es mir besser geht“, sagte Olivia.
„Dann verklag mich doch.“ Er stellte den Wagen ab und stieg aus, um ihr die Tür aufzuhalten.
„Danke, aber dein Plan wird nicht funktionieren.“
„Wird er schon, wenn du ihn lässt.“
Sie schnappte sich ihre Tasche und lächelte ihn mit offensichtlicher Anstrengung an. „Was ist der wahre Grund für unseren Halt hier?“
„Du hast gesagt, dass der Speisesaal so kahl aussieht und du neue Stühle für den Empfangsbereich brauchst.“ Er legte eine Hand auf ihren unteren Rücken und führte sie zu dem Kunsthandwerk- und Antiquitätenladen, der in einer alten roten Scheune steckte, an deren äußerer Wand man immer noch eine alte Reklame für Mail Pouch Tobacco erkennen konnte.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich sie sofort brauche, aber …“ Sie brach ab und schaute sich in der Scheune um, in der Kunsthandwerker und Sammler sich die offenen Boxen teilten. „Das ist ja unglaublich“, sagte sie und nahm eine Sammlung alter Lampen unter die Lupe. „Das ist genau das, was ich brauche. Da, jetzt habe ich es gesagt. Ich bin so oberflächlich, einfach schrecklich. Gerade erst habe ich erfahren, dass mein Vater eine weitere Tochter hat, doch die Aussicht, eine schöne gusseiserne Lampe zu kaufen, lässt mich alles andere vergessen.“
„Hör auf, so hart mit dir zu sein. Das ist für niemanden gut, schon gar nicht für dich. Dein Dad hat seinen Anteil an Fehlern in der Vergangenheit gemacht, aber er ist trotzdem noch dein Dad. Er hat gesagt, dass er nächste Woche herkommen will. Solange nur dazusitzen und die Hände zu ringen hilft keinem weiter.“ Sie atmete tief ein, als ob sie sich gegen etwas Schmerzhaftes wappnen wollte. „Ich kann es dann also genauso gut genießen.“
Sie fanden alles, was sie suchte, von alten Spinnrädern bis zu schlichten Gartenzwergen. Es gab eine ganze Box, die nur für geborgene Architekturschätze reserviert war. Eine gusseiserne Wendeltreppe führte auf einen offenen Dachboden, in dem eine Reihe alter Catskill-Reiseposter ausgestellt waren.
Schnell kaufte Olivia ein paar davon, doch das war erst der Anfang. Endlich erhaschte Connor einen Blick auf Olivia Bellamy in ihrem Element. Sie stellte sich den Verkäufern vor. Sie war bestimmt und traf schnelle Entscheidungen. In bemerkenswert kurzer Zeit hatte sie einige Schätze zusammengetragen: die Poster für den Speisesaal, Lampen und Fassungen, einen antiken Tisch aus geschälter Pinie für den Empfangsbereich. Sie bestellte Verandamöbel aus geflochtener Weide, inklusive eines Hängebetts für die Hütte, die sie für ihre Großeltern vorbereitete. Sie fand sogar ein großes, ledergebundenes Hotelreservierungsbuch mit nur wenigen Einträgen auf der ersten Seite. Der letzte davon stammte aus dem Jahr 1929. Das würde sie als Gästebuch benutzen. Die Verkäuferin
Weitere Kostenlose Bücher