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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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erwachsene Tochter hatte? Herzlichen Glückwunsch?
    Bellamy sprach das Thema von sich aus auch nicht an. „Olivia hat mir gesagt, dass Sie die Renovierungsarbeiten im Camp durchführen. Ich weiß, dass meine Eltern darüber sehr erfreut sein werden.“
    „Das hoffe ich.“
    „Ich glaube, wir sollten dann mal los“, schaltete Olivia sich ein. „Dann kommen wir vielleicht nicht mehr in den ganz schlimmen Berufsverkehr.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihrem Vater einen Kuss auf die Wange. „Wir telefonieren, ja?“
    „Sicher, Sweetheart. Danke, dass du vorbeigekommen bist.“ Er machte eine kleine Pause. „Ich hab dich lieb.“
    „Ich dich auch, Dad.“
    Connor hielt ihr die Wagentür auf und ging dann auf die Fahrerseite. Alleine sie hier in dieser Welt mit ihren Portiers und Lieferanteneingängen zu sehen, erinnerte ihn an die Unterschiedlichkeit ihrer beider Leben. Sie war die Frau geworden, zu der sie bestimmt gewesen war. Privilegiert und zielstrebig. Er fragte sich, warum sie nicht glücklicher darüber war. Okay, das Treffen mit ihrem Vater war sicherlich anstrengend gewesen, aber so schlimm war es nun auch wieder nicht, herauszufinden, dass die eigenen Eltern eine Vergangenheit hatten. Menschen taten alle naselang dumme Sachen, und ihre Liebsten mussten dann mit den Folgen zurechtkommen. Gott wusste, er war der lebende Beweis dafür.
    Er wartete, bis sie die Grenze nach Jersey überfahren hatten und der Verkehr auf der nach Norden führenden Straße weniger wurde. Dann fing er an zu bohren. „Sprich mit mir.“
    Sie starrte geradeaus. „Nicht jetzt.“
    „Du solltest mit mir reden.“ Er wusste aus eigener Erfahrung, dass das Verbergen von Dingen und das Hüten von Geheimnissen niemals gut endeten.
    „Wenn es dir egal ist …“
    „Okay, neues Thema.“ Er lenkte den Wagen mit einer Hand. „Verabschieden du und dein Dad euch immer so?“
    „Wie?“
    „Indem ihr euch sagt, dass ihr euch lieb habt. Oder war das nur heute so?“
    „Nein, das ist immer so. Wieso fragst du?“
    „Nur so. Ich finde das … schön. In meiner Familie reden die Leute nicht so miteinander.“
    „Du sagst Menschen nicht, dass du sie liebst?“
    Er lachte. „Honey, das ist in meiner Familie noch nie vorgekommen.“
    „Dass ihr euch gerne habt oder dass ihr es einander sagt?“
    Nun war er es, der stur geradeaus starrte und sich auf die Straße konzentrierte. „Ich habe es nie gesagt“, gestand er.
    „Du hast nie gesagt ‚ich liebe dich‘?“, fragte sie.
    Mist, dachte er. Ich hätte das Thema gar nicht erst anschneiden sollen.
    „Ist es, weil du nie jemanden geliebt hast oder weil du einfach die Worte nie sagen wolltest.“
    „Beides, denke ich.“
    „Das ist traurig.“
    „Es fühlt sich aber nicht traurig an, sondern ganz normal.“
    „Normal, seine Familie nicht zu lieben?“
    „So wie du das sagst, klingt es, als wäre ich ein Soziopath.“ Und wie waren sie jetzt überhaupt bei seiner Familie gelandet?
    „Das wollte ich nicht. Außerdem denke ich, dass du Unsinn redest. Für jemanden, der behauptet, seine Familie nicht zu lieben, tust du verdammt viele liebenswerte Dinge.“
    Er lachte erneut. „Ja, klar.“ Und damit verfielen sie beide wieder in tiefes Schweigen. Connor fand einen Radiosender, der ihm gefiel, und drehte die Lautstärke auf. „500 Miles“ von den Proclaimers schallte durch das Auto. Connor hätte sich treten können, dass er das Thema so hatte aus dem Ruder laufen lassen. Er redete mit niemandem so, wie er mit Olivia Bellamy reden konnte. Das schien heute noch genauso wahr zu sein wie früher.
    Das Schweigen hielt ein Dutzend Meilen lang an, und endlich schien Olivia bereit, über das zu sprechen, was heute passiert war. Sie drehte sich ein wenig auf dem Sitz, zog ein glattes, nacktes Bein an und stützte ihren Ellbogen gegen die Rückenlehne. „Okay, mein Dad hatte eine schäbige Affäre, während er mit meiner Mutter verlobt war, und hat dabei ein Kind gezeugt, von dem er bis heute nichts wusste. Anstatt die Verlobung mit meiner Mutter zu lösen, hat er auch sie geschwängert und musste sie dann doch heiraten. Kurz darauf hat sie eine Fehlgeburt erlitten. Ich habe davon eben erst erfahren, also entschuldige bitte, wenn ich nicht übersprudel vor Freude, dir die Neuigkeiten mitzuteilen.“
    Connor ermahnte sich, sich nicht von dem nackten Bein ablenken zu lassen, denn er war ein paarmal gefährlich nah dran gewesen, den Wagen von der Straße zu lenken. Er zwang

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