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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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einundzwanzig Jahre alt gewesen sein, kurz vor dem letzten Schuljahr auf dem College.
    Sie fand eine alte Fotografie, die tief in dem Pokal steckte. Die Ecken rollten sich schon, die Farben waren verblasst, aber beim Anblick des Bildes blieb ihr trotzdem der Atem stehen. Sie sah ihren Vater, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Er reckte die glänzende Trophäe stolz in die Luft und lachte aus vollem Hals. Den Kopf hatte er zurückgeworfen und einen Arm um die Schulter eines Mädchens gelegt. Nein, einer jungen Frau.
    Olivia wischte den Staub mit dem Ärmel ihres Pullovers ab und hielt das Foto gegen das Licht. Auf der Rückseite stand ein Datum – August 1977, aber sonst nichts. Sie schaute sich die Frau genauer an. Lange, dunkle Haare, stufig geschnitten, fielen ihr lose über die in einem Camp-T-Shirt steckenden Schultern. Sie umrahmten ein hübsches Gesicht und ein Lächeln, in dem etwas Geheimnisvolles mitschwang. Mit ihren vollen Lippen, den hohen Wangenknochen und dunklen, mandelförmigen Augen war die Fremde eine exotische Schönheit, deren Aussehen einen scharfen Kontrast zu den einfachen Shorts und dem T-Shirt bildete, das sie anhatte.
    Irgendetwas an der Art, wie der Mann und die Frau auf dem Foto miteinander verbunden zu sein schienen, jagte Olivia einen neugierigen Schauer über den Rücken. Ihre Pose zeugte von einer gewissen Vertrautheit, nein, Intimität. Vielleicht interpretierte sie aber auch zu viel hinein.
    Olivia wusste, dass sie ihren Vater nach der Fremden fragen konnte. Er würde sich sicherlich an eine Frau erinnern, die ihn so zum Lachen gebracht hatte wie diese. Aber sie wollte keine traurigen Erinnerungen wecken, indem sie nach einer alten Freundin fragte. Vielleicht gab es einen guten Grund dafür, wieso dieses Mädchen für Olivia eine Fremde war.
    Doch irgendetwas störte Olivia an dem Bild. Sie betrachtete es noch einen Moment länger, sah sich erneut das Datum an. August 1977. Das war’s. Im August 1977 war ihr Vater bereits mit ihrer Mutter verlobt, und Weihnachten desselben Jahres hatten sie geheiratet.
    Also was tat er dann mit dieser Frau auf dem Foto?
    Camp Kioga – Verhaltensregeln
Die Zurschaustellung von übermäßig liebevoller Aufmerksamkeit zwischen männlichen und weiblichen Personen ist nicht erwünscht. Das gilt sowohl für Camper als auch für die Betreuer und anderen Angestellten.

4. KAPITEL
    August 1977
    P hilip, was machst du gerade?“, fragte Mariska Majesky, als sie den Bungalow betrat.
    Er hörte auf, hin und her zu gehen und drehte sich um. Bei ihrem Anblick in dem leichten Chiffonkleid und den Plateauschuhen machte sein Herz einen kleinen Sprung. Er liebte es, wie ihr dunkles, welliges Haar über die sonnengebräunten nackten Schultern fiel.
    „Üben“, gestand er. In seiner Brust kämpften Freude und Furcht einen unerklärten Krieg.
    Sie neigte ihren Kopf auf diese anbetungswürdige Art, wie sie es immer tat, wenn sie neugierig war. „Was übst du?“
    „Ich übe, was ich zu Pamela sage, wenn sie aus Europa zurückkommt“, erklärte er. „Ich versuche, die richtigen Worte zu finden, um unsere Verlobung zu lösen.“ Seit seine Verlobte nach Übersee gefahren war, hatte es nur einige kurze, unbefriedigende Telefonate zwischen ihnen gegeben, dazu eine ganze Reihe hastig dahingekritzelter Postkarten und Telegramme. Das italienische Telefonsystem war berühmt für seine Unzuverlässigkeit, und ihre Träume über eine knisternde Transatlantikverbindung oder einen Brief zu zerstören kam für ihn nicht infrage.
    Nächste Woche sollte sie zurückkehren, und dann würde er es ihr persönlich sagen – und sich damit zum Schuft des Jahrhunderts machen.
    Noch schlimmer wäre nur, den Rest seines Lebens mit jemandem zu verbringen, dem sein Herz nicht so gehörte wie Mariska.
    Sie wurde jetzt ganz ernst, ihr voller Mund verzog sich zu einem traurigen Lächeln. Philip umarmte sie. Sie roch fantastisch, eine zu Kopf steigende Mischung aus Blumen und Früchten, und sie passte perfekt in seine Arme, als wenn der Himmel selber sie nur für ihn erschaffen hätte. Ihre Nähe ließ ihn seine Sorgen wegen Pamela für einen Moment vergessen.
    „Ich habe die hier vorhin in dem Ein-Stunden-Fotolabor abgeholt.“ Mariska zog einen Umschlag aus ihrer Tasche. „Da ist auch ein Schnappschuss von uns dabei. Ich habe zwei Abzüge bestellt, damit du auch einen haben kannst.“ Sie blätterte schnell die Bilder der sportlichen Ereignisse des heutigen Tages durch und zog dann das

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