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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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von sich und Philip hervor. Er lachte triumphierend, während er die silberglänzende Trophäe in den Himmel streckte.
    Sein Herz verkrampfte sich. Er sah so verdammt glücklich aus. Und in diesem Moment war er auch glücklich gewesen. Er nahm den Pokal vom Regal, öffnete den Deckel, legte das Bild hinein und setzte den Deckel wieder drauf. „Danke“, sagte er.
    Sie schaute zu ihm auf und gab ihm einen Kuss. „Wir sollten gehen. Es ist der letzte Tanzabend des Sommers, und du weißt, wie gerne ich tanze.“
    Jeder Sommer endete mit einer Serie von Ritualen. Gestern waren die ganzen Camper abgereist. Heute war der Abschiedsabend des Personals, ein Dinner mit Tanz, das um Mitternacht enden würde. Morgen um diese Zeit wären schon fast alle fort und die Betreuer wieder zurück auf dem College.
    „Lass uns gehen“, drängte sie und nahm seine Hand. „Ich will meine Frisur nicht durcheinanderbringen.“ Sie schaute ihn mit einem mutwilligen Funkeln in den Augen an. „Zumindest jetzt noch nicht.“
    Dieses kleine Versprechen reichte, um ihn in den Wahnsinn zu treiben. Als sie den Bungalow verließen, knöpfte er seinen Sportmantel zu und hoffte, dass seine körperliche Reaktion auf ihre Nähe nicht zu offensichtlich war. Wie seit Beginn des Sommers schaute er sich aufmerksam um, um zu sehen, ob sie beobachtet worden waren. Kioga hatte strenge Regeln, was die Verbrüderung zwischen Betreuern und den anderen Mitarbeitern anging, und nur weil das Camp seinen Eltern gehörte, bedeutete das nicht, dass für ihn eine Ausnahme gemacht wurde.
    Mariska war keine Betreuerin, aber sie war trotzdem tabu. Sie und ihre Mutter Helen lieferten die Backwaren für das Camp. Seitdem sie vierzehn war, hatte Mariska den weißen Lieferwagen jeden Morgen nach Anbruch der Dämmerung die Straße zum Camp hinaufgesteuert und Brot, Gebäck, Muffins und Kekse in den Speisesaal gebracht. Die örtliche Polizei schaute in die andere Richtung, wenn der Lieferwagen vorbeirumpelte. Mariskas Mutter, eine polnische Immigrantin, hatte nie gelernt, ein Auto zu fahren. Ihr Vater arbeitete in Wechselschicht in der Glashütte in Kingston. Sie waren eine Arbeiterfamilie, und die örtlichen Behördenvertreter hatten Mitleid mit ihrer Notlage. Garantiert würden sie einem minderjährigen Mädchen keinen Strafzettel ausstellen, nur weil es versuchte, seiner Familie zu helfen.
    Als Philip und Mariska in der Abenddämmerung durch den Wald gingen, konnte er nicht widerstehen, einen Arm um ihre Schultern zu legen. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust. „Vorsichtig“, flüsterte sie. „Es könnte uns jemand sehen.“
    „Ich hasse diese Heimlichtuerei.“ Ein Anflug von Schuld flackerte in seinem Magen auf. Es war definitiv nicht cool, sich in ein anderes Mädchen zu verlieben, während die eigene Verlobte in Übersee weilte. Aber er hatte es nicht verhindern können. Auch wenn er nicht frei war, um mit ihr zusammen zu sein, konnte er ihr nicht widerstehen. Sie war so verständnisvoll, die Komplizin ihres gemeinsamen Geheimnisses, aber er nahm an, dass sie sich genauso sehr wie er danach sehnte, sich nicht mehr verstecken zu müssen. Sobald Pamela wieder zurück war, würde er die Beziehung zu ihr beenden. Dann könnte er der Welt endlich zeigen, wie es wirklich um sein Herz bestellt war.
    „Du siehst mich so seltsam an“, sagte Mariska. „Was bedeutet dieser Blick?“
    „Ich versuchte mich an den genauen Zeitpunkt zu erinnern, an dem ich mich in dich verliebt habe.“
    „Das ist leicht. Es war dieser Abend im Juni, direkt nach dem Founder’s Day.“
    Bei der Erinnerung stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, auch wenn sie unrecht hatte. „Das war das erste Mal, dass wir miteinander geschlafen haben. Aber verliebt habe ich mich schon viel eher in dich.“
    Sie erreichten das Ende des Kieswegs und traten aus Gewohnheit jeder einen Schritt zur Seite, um etwas Abstand zwischen sich zu schaffen. In dem Pavillon auf der anderen Seite der Wiese war der Abschiedstanz schon im vollen Gange. Eine Discokugel drehte sich langsam in der Mitte der Decke und warf zuckende Lichtblitze auf die gefüllte Tanzfläche. Eine gewisse verzweifelte Wildheit schien die Menschen ergriffen zu haben, zumindest kam es Philip so vor. Vielleicht war das aber auch nur Einbildung.
    Vor dem Pavillon blieb er stehen.
    „Was ist los?“, fragte Mariska.
    „Tanz mit mir. Gleich hier.“
    „Diese Schuhe sind für den Rasen nicht geeignet“, protestierte sie.
    „Dann zieh sie aus.

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