Versprechen eines Sommers
dieses Mal große Hoffnungen hattest.“
„Oh, um Himmels willen, hier geht es doch nicht um mich.“ Sie schnalzte mit der Zunge. „Ich will einfach nur, dass du glücklich wirst, das ist meine einzig Sorge.“
„Mir geht es gut“, versicherte Olivia. Zu ihrem Erstaunen sah sie in den Augen ihrer Mutter Tränen aufblitzen. Ihr wurde bewusst, dass Pamela es viel schwerer nahm als sie. „Das ist nicht das Ende der Welt, richtig? Es gibt Schlimmeres im Leben, als von seinem Freund sitzen gelassen zu werden. Und wo ich so darüber nachdenke – ich bin noch nicht ein Mal sitzen gelassen worden.“
„Bist du nicht?“ Pamela tupfte sich Stirn und Wangen mit einem feinen Stofftaschentuch ab.
„Rand hat mich gefragt, ob ich mit ihm nach L.A. ziehe.“
„Das wusste ich nicht. Meine Liebe, vielleicht solltest du in Erwägung ziehen …“
„Lass es einfach, Mom.“
„Aber wenn ihr einmal den Schritt gemacht habt und das Leben miteinander teilt, werdet ihr sicher feststellen, dass ihr glücklich zusammen seid.“
„Ich denke, ich habe eher festgestellt, dass ich getrennt sehr glücklich bin.“
„Unsinn. Rand Whitney ist perfekt für dich. Ich weiß wirklich nicht, wieso du ihn kampflos aufgibst.“
Olivias Herz wurde schwer. Das war es, was Pamela Lightsey Bellamy antrieb: das Streben danach, unter allen Umständen glücklich auszusehen, sogar wenn man dafür kämpfen musste. Sogar wenn man verstecken musste, dass man seine Scheidung von vor siebzehn Jahren immer noch nicht überwunden hatte.
Vor langer, langer Zeit hatte Olivia ihre Mutter mal gefragt, ob sie glücklich sei. Die Antwort war ein kurzes, ungläubiges Lachen gewesen. „Sei nicht töricht“, hatte Pamela gesagt. „Ich bin äußerst glücklich, und es wäre undankbar, irgendwie anders zu erscheinen.“
Was nicht mal in die Nähe der Antwort kam, nach der Olivia gesucht hatte, aber sie hatte das Thema trotzdem fallen lassen.
„Ich habe mit Rand Whitney abgeschlossen“, schloss sie, „und es ist süß, dass du dir Sorgen um mich machst. Aber mein Entschluss steht fest. Ich werde das für Nana tun. Ich will nur noch ein paar Sachen zusammensuchen, wo ich schon mal hier bin.“
„Das ist verrückt“, sagte ihre Mutter. „Ich weiß nicht, was Jane sich dabei gedacht hat, dich darum zu bitten.“
„Vielleicht hat sie gedacht, dass ich in meinem Job gut genug bin, um hieraus einen Erfolg zu machen.“
Pamela straffte die Schultern. „Natürlich hat sie das gedacht. Und sie kann sich sehr glücklich schätzen, denn wenn du erst einmal damit fertig bist, wird das Camp umwerfend aussehen.“
„Danke, Mom. Du hast ja so recht.“ Die Qual auf dem Gesicht ihrer Mutter hatte nicht nur mit Rand zu tun. Olivia wusste, dass die kommende Feier sie in eine unbequeme Position bringen würde. Pamelas Vater, Samuel Lightsey, war einer von Charles Bellamys besten Freunden. Das war vermutlich ein weiterer Grund, warum ihre Mutter die Scheidung zwar auf dem Papier, aber nie im Herzen vollzogen hatte. Den engen Banden zwischen ihrer Familie und den Bellamys konnte sie einfach nicht entkommen.
„Mom, denkst du, dass du kommen wirst?“
„Es wäre kleinkariert, es nicht zu tun.“
„Gut“, sagte Olivia. „Das wird schon. Hör mal, ich muss ein paar Sachen aus dem Keller holen.“ Sie betrachtete das Gesicht ihrer Mutter, die ihre Züge jetzt wieder vollkommen unter Kontrolle hatte. „Meinen Seesack und ein paar Sportsachen. Und ich brauche Dads alte Truhe“, fügte sie hinzu. Dann zog sich ihr Magen zusammen. „Sag mir nicht, dass du sie weggeworfen hast.“
„Ich werfe nichts weg. Niemals.“
Was vieles an Pamela erklärte. Als wäre es gestern gewesen, erinnerte sich Olivia an den Tag, an dem ihr Vater ausgezogen war. Sie wusste immer noch, wie er durch den Tränenschleier hindurch ausgesehen hatte, als wenn er auf der anderen Seite einer von Regen verschmierten Glasscheibe gestanden hätte. Er hatte sich hingesetzt, damit er ihr in die Augen schauen konnte. „Ich muss jetzt los, Honey“, hatte er gesagt.
„Nein, das musst du nicht. Aber du gehst trotzdem.“
Er ließ sich nicht von seinem Vorhaben abbringen. Die unausgesprochene Spannung, die schon immer zwischen Olivias Eltern geherrscht hatte, hatte den Punkt erreicht, an dem sie nicht mehr zu ertragen war. Es hätte eine Erleichterung sein sollen, aber Olivia konnte sich nicht daran erinnern, sich je erleichtert gefühlt zu haben.
„Ich lasse ein paar meiner Sachen in
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