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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Davis, der das ganze Jahr über im Camp gelebt hatte.
    Der Anblick der Bungalows hatte einen seltsamen Effekt auf Connor. Er verlangsamte seinen Schritt, als ob sich etwas in ihm weigerte, weiterzugehen. Er wollte nicht hier sein. Hier gab es zu viele Erinnerungen an Dunkelheit, Erniedrigung und Verzweiflung.
    Olivia hatte natürlich keine Ahnung von seinen Gedanken, als sie eifrig an ihrer Liste schrieb, die auf einem Klemmbrett steckte. Energisch ging sie auf den ersten Bungalow zu und die drei Stufen zur Tür hinauf. „Wir sollten diese Gebäude alle überprüfen und gucken, was an ihnen getan werden muss.“
    Er blieb, wo er war. Nein .
    Die Fliegengittertür quietschte in den Angeln, als Olivia sie aufmachte und dann mit dem Hauptschlüssel die Eingangstür aufschloss. „Ganz schön stickig hier drinnen.“ Sie drehte sich zu ihm um. „Kommst du?“
    Mein Gott. Wusste sie denn nicht mehr, dass das der Bungalow war, in dem sein Vater gewohnt hatte?
    Offensichtlich nicht. Connor zwang sich, sich zu bewegen, die Stufen hinaufzugehen, die Veranda zu überqueren und an Olivia vorbei die stickige Stube zu betreten. Sofort stürzten die Erinnerungen in albtraumhaften Bildern auf ihn ein. Da war der Kühlschrank, der meist nicht mehr als ein Stück Fleischwurst und ein paar Dosen Bier enthalten hatte. Das kaputte Sofa war nicht mehr da, aber ein helles Rechteck auf dem Linoleumfußboden zeigte an, wo es einmal gestanden hatte. Ohne es zu wollen, konnte er seinen Vater bewusstlos auf den grauen Kissen liegen sehen, ein Dutzend oder mehr leere Bierdosen vor sich auf dem Fußboden aufgereiht.
    „Stimmt irgendetwas nicht?“, fragte Olivia mit gespielter Unschuld. „Du bist heute so unleidlich.“
    „Was zum Teufel glaubst du, wie ich mich denn sonst fühlen sollte?“
    Sie zuckte unter seinem Ton zusammen und trat einen Schritt zurück. „Lass mal sehen, vielleicht wie ein Bauunternehmer?“
    Ihre Verwirrung brachte Connor auf den Boden zurück. Zu glauben, dass sie sich daran erinnerte, wer in diesem speziellen Bungalow gewohnt hatte, und anzunehmen, dass sie sensibel mit dem Effekt, den es auf ihn hatte, umgehen würde, war wirklich etwas weit hergeholt. Und doch hatte er irgendwie gedacht, dass er ihr wichtig genug war, um solch einen Gedankengang zu rechtfertigen.
    Andererseits wusste sie vielleicht genau, was sie tat. Vielleicht sollte diese kleine geführte Tour eine Ermahnung an ihn sein, die ihm sagte: Sieh genau hin, das hier bist du. Deshalb bin ich damals von dir gegangen und habe mich nicht einmal mehr umgedreht.
    „Stimmt“, sagte er. „Ich bin der Bauunternehmer.“
    Die Falten auf ihrer Stirn wurden noch tiefer. „Also, wenn du willst, dass ich mit Freddy rede, kann ich das gerne tun, aber …“
    Er stieß ein bitteres Lachen aus und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Tu das, Olivia. Sprich mit Freddy.“
    Sie trat noch einen Schritt zur Seite, verwirrter als zuvor, und ging durch den Durchgang in die Küche, die leer war bis auf einen alten Kalender, der an der Wand hing und dessen Bilder bis zur Unkenntlichkeit verblasst waren. Sogar von hier aus konnte Connor in einigen Kästchen die zittrige Schrift seines Vaters erkennen. Bis zu seinem letzten Tag als Alkoholiker hatte Terry Davis immer versucht, normal zu funktionieren. Er war kein schlechter Mensch und auch kein schlechter Betrunkener. Er hatte nie seine Hand oder Stimme gegen Connor erhoben. Irgendwie wäre es einfacher für Connor, wenn sein Vater ihn geschlagen hätte. Dann hätte er ihn wenigstens hassen und aufhören können, sich zu wünschen, er würde endlich mit dem Trinken aufhören. Vielleicht wäre Connor dann in jener Nacht vor neun Jahren einfach weggegangen, anstatt sich zu opfern, um seinen Vater zu beschützen.
    Olivia schaute sich um, öffnete hier einen Schrank und da eine Schublade. Irgendwann wurde ihr dann klar, wo sie war. Connor sah genau, wann sie zwei und zwei zusammenzählte. Irgendetwas, was auf dem verblassten, vergilbten Kalender stand, gab ihr den entscheidenden Hinweis. Sie drehte sich zu ihm um und legte ihr Klemmbrett auf die Arbeitsplatte. „Oh Gott. Connor. Mir war nicht bewusst … Warum hast du nichts gesagt?“
    „Was gesagt?“, fragte er mit neutraler Stimme. Dass das hier der Ort war, an dem er einige der schmerzhaftesten Stunden seiner Jugend verbracht hatte? Dass sein hilfloser, gebrochener Vater diese Hütte immer noch heimsuchte wie ein Geist?
    „Es tut mir so leid.“ Sie durchquerte

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