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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Zigaretten, direkt neben dem alten Marmeladenglas, das sie als Aschenbecher nutzte. Auch wenn jeder mit ein paar funktionierenden Gehirnzellen wusste, wie schädlich Rauchen war, tat Daisy es trotzdem. Rauchen war so verboten, so unglaublich, schockierend böse , dass sie es natürlich tun musste. Rauchen wurde von den Erwachsenen als schlimmer als Sex oder Drogen angesehen. Deshalb war es das probate Mittel, um ihre Eltern in den Wahnsinn zu treiben.
    Und natürlich war das Daisys Mission: sie wahnsinnig zu machen. Denn Gott wusste, das hatten sie umgekehrt seit Jahren schon gemacht.
    Ihr Vater hatte ihr komischerweise noch nie gesagt, dass sie aufhören sollte. Verstand er denn nicht, dass er ihr befehlen sollte, aufzuhören, damit sie mit ihm streiten und sich verweigern konnte, und ihm vorwerfen, dass es ihr Leben war und ihre Lungen und ihre Gesundheit, mit der sie machen konnte, was sie wollte. Und dann würde er sagen, dass sie immer noch seine Tochter sei, und wenn sie nicht freiwillig aufhörte, würde er dafür sorgen, dass sie es täte. Das war alles, was er tun müsste. Sie würde sich mit ihm streiten, und dann würde sie aufhören.
    „Guten Morgen, Merry Sunshine.“ Ihr Vater sang das alte Lied aus ihrer Kindheit. „Wie geht es uns heut’?“
    „Ich gebe dir hundert Dollar, wenn du aufhörst zu singen“, grummelte sie.
    „Du hast keine hundert Dollar.“
    „Da sieht man mal, wie viel du von mir weißt. Nana hat Olivia gebeten, mich in bar zu bezahlen, und zwar jeden Freitag. Ich habe bisher fast sechshundert Dollar verdient.“
    Ihr Dad stieß einen leisen Pfiff aus. „Okay, einverstanden. Ich werde keinen Ton mehr singen. Nicht mal, um meinem liebsten Mädchen guten Morgen zu sagen.“
    Sie wusste, dass er sie ihre Schulden nicht bezahlen lassen würde. Er ließ sie niemals irgendetwas tun. „Außerdem“, fügte sie hinzu. „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, die Sonne ist noch nicht mal aufgegangen. Technisch gesehen ist es also noch nicht Morgen.“
    „Ich weiß.“ Er sog übertrieben die morgendliche Luft ein. „Ist es nicht großartig? Meine liebste Tageszeit.“
    Sie schüttelte sich in der klammen Kühle. „Ich kann nicht glauben, dass wir das hier tun.“
    „Ich hatte keine Wahl. Keines meiner Kinder hat jemals einen Fisch gefangen. Das ist eine heilige Aufgabe.“
    „Ich verstehe das nicht“, sagte sie. „Was für einen Unterschied kann es machen, zu welcher Tageszeit wir diese großartige Aufgabe, einen Fisch zu fangen, erledigen? Erzähl mir nicht, dass Fische die Uhrzeit lesen können …“
    „Es hat etwas mit dem Licht und der Wassertemperatur zu tun. Die Forellen beißen, wenn die Käfer draußen sind, also in der Morgen- und Abenddämmerung.“
    „Ja, das ist auch meine liebste Zeit des Tages. Wenn die Käfer draußen sind.“
    Es war etwas Gruseliges an der Stille, die sich über die Umgebung gelegt hatte. Der Nebel dämpfte ihre Stimmen und das Geräusch, wenn ihre Flip-Flops beim Gehen gegen ihre nackten Füße schlugen. Das Camp sah aus wie das Setting eines Horrorfilms, in dem der Axtmörder in den tiefen Wäldern lauerte.
    „Wie hast du letzte Nacht geschlafen?“, fragte ihr Dad.
    „Es ist immer noch letzte Nacht. Ich hab sehr gut geschlafen. Was anderes kann man hier ja auch nicht machen.“
    „Oh, ich denke, du warst ganz gut darin, dich zu unterhalten.“ Er deutete zum Seeufer, wo die geschwärzten Überreste des gestrigen Lagerfeuers entfernt zu erkennen waren. „Das haben wir auch immer gemacht, wenn wir hierhergekommen sind. Wir haben ein Lagerfeuer gemacht und was geraucht.“
    „Ich habe nicht …“ Daisy funkelte ihn wütend an und richtete sich abwehrend auf. Warum leugnen? Er wusste es offensichtlich, und genauso offensichtlich interessierte es ihn nicht, also warum sollte es sie interessieren? Ein Teil von ihr wünschte sich, er würde auf den Tisch hauen, ihr Einhalt gebieten, aber das tat er nicht. Stattdessen nahm er ihr den Spaß daran, high zu werden, indem er so tat, als wäre es nichts Besonderes, weil er es auch schon gemacht hatte. Sie anzuschreien, sich zu benehmen, war die Aufgabe ihrer Mutter, und ihre Mutter war nun mal nicht hier. Nur für den Sommer, hatte ihre Mom gesagt, eine Trennung auf Probe. Aber tief in ihrem Inneren wusste Daisy es bereits.
    „Ach, was soll’s“, murmelte sie und schob sich an ihm vorbei in Richtung Küche. „Was gibt es zum Frühstück?“
    Max war bereits da. Ganz vertieft in den Text auf

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