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Versprechen eines Sommers

Versprechen eines Sommers

Titel: Versprechen eines Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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jetzt in Jogging-BH, ohne T-Shirt und mit neonorangefarbenen Shorts. Um ihren Look zu vervollständigen, war sie vollkommen in Schweiß gebadet und außer Atem, und ihr Pferdeschwanz hatte sich auch fast vollständig aufgelöst. Sie wünschte sich, dass er sie nur ein Mal so sehen würde, wie sie sich am liebsten sah: In Marc Jacobs gehüllt und mit Manolo-Slippern.
    Er schien sich jedoch nicht auf den Schweiß und ihr ungewaschenes Haar zu konzentrieren. Vielmehr musterte er ihre Beine, ihre Brüste und ihren nackten Bauch. Und ja, sie sah den genauen Moment, in dem er es erblickte: ihr Bauchnabelpiercing.
    „Das ist es also, was ich jeden Morgen verpasst habe?“, sagte er.
    „So ziemlich.“
    „Ich sollte anfangen, mir meinen Wecker früher zu stellen.“
    Sie war sich nicht sicher, ob er sie auf den Arm nehmen oder mit ihr flirten wollte. Davon abgesehen wünschte sie, es wäre nicht so unterhaltsam mit ihm. In dem Versuch, unbeeindruckt zu erscheinen, öffnete sie ihre Wasserflasche, nahm einen Schluck und tupfte sich dann den Mund mit dem Handrücken ab. „Wie geht es deinem Bruder?“
    „Ganz gut.“
    Männersprache machte Olivia verrückt, und Connor war einer ihrer stärksten Vertreter. „Ganz gut“ konnte alles heißen von „Er hat immer noch einen Puls“ bist zu „Er hat gerade den Jackpot geknackt“.
    Vielleicht war Connors unzweifelhafte Männlichkeit der Grund, warum sie ihn zu gleichen Teilen nervtötend und sexy fand. Sein Truck war ein perfektes Beispiel dafür. Sie nahm an, dass die Papiere und Rechnungen, die in seinem Inneren verstreut waren, Connors Vorstellung von einer Ablage waren, aber gleichzeitig war seine CD-Kollektion perfekt organisiert, sodass er sein Lieblingsalbum von Rush während der Fahrt hervorholen konnte, ohne die Augen von der Straße zu wenden.
    Als sie einen Blick auf die Ladefläche des Pick-ups warf, war sie überrascht, nicht die erwarteten Werkzeuge und Maschinen zu sehen, sondern eine Ladung Vogelhäuser in allen möglichen Formen und Größen. Jedes sah einzigartig und handgemacht aus und hatte mehr Details, als ein durchschnittlicher Vogel brauchen würde. Eines hatte ein kleines Wasserrad an der Seite, ein anderes eine gestreifte Markise. Ein paar hatten viktorianische Verzierungen, und wieder andere waren perfekt bemalte Replikate alter Adirondack-Blockhäuser.
    „Hast du die gemacht?“, fragte sie.
    „Klar“, erwiderte er. „In meiner Freizeit.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich habe sie aus dem Baumarkt in der Stadt.“ Er nahm vier gleichzeitig in die Hand und trug sie in den Schuppen.
    „Darf ich fragen, was du mit diesen ganzen Vogelhäusern vorhast?“ Sie schnappte sich auch welche und folgte ihm.
    „Natürlich darfst du das. Wenn sie hier im Weg sind …“
    „Nein, das sind sie nicht. Ich frage mich nur, ob du irgendeine besondere Idee dafür hast.“
    „Nein.“ Er fuhr fort, die Vogelhäuser säuberlich nebeneinander auf ein Regal im Schuppen zu stellen. „Vielleicht kann Dare sie nutzen, um irgendwas zu dekorieren.“
    „Du musst Vögel ja wirklich lieben.“ Verwundert half Olivia, ohne ihn weiter zu befragen. Er schien sie sowieso zu ignorieren. Langsam kühlte sie von ihrem Lauf ab und spürte die Kälte der morgendlichen Luft. Als sie zitterte, zog Connor sofort seine Jacke aus und hielt sie ihr hin. Na gut, dann ignorierte er sie offensichtlich doch nicht.
    „Oh nein, lass das lieber. Ich bin ganz verschwitzt.“
    „Als ob mich das stören würde“, sagte er. „Hände in die Ärmel.“
    Olivia zog die Jacke wie eine Umarmung um sich. Das sollte sich nicht so gut anfühlen, dachte sie und sog tief seinen Duft ein, der im Stoff hing. Und er sollte nicht so gut riechen.
    „Wie ist es für dich, wieder im Camp Kioga zu sein?“, fragte sie in dem Versuch, das unangenehme Schweigen, das sich zwischen ihnen ausgebreitet hatte, zu brechen.
    „Gar nicht so anders als in meinem Wohnwagen.“
    „Wie lange wohnst du schon da? Hast du auch den Winter da verbracht?“ Sie bereute ihre Frage in dem Moment, in dem sie sie ausgesprochen hatte. Die Worte klangen irgendwie so wertend. „Entschuldigung“, sagte sie. „Meine Neugierde hat sich nicht verändert.“
    „Ich hatte schon schlimmere Winter“, sagte er leichthin, ohne es weiter auszuführen.
    Treffer. Sie hatte ihn offensichtlich beleidigt. Eines Tages würde sie es auch verinnerlicht haben, dass es manchmal klüger war, den Mund zu halten. So wie sie es inzwischen schon

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