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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hören. Sie werden sagen, ich soll an den Doktor schreiben, um Edward das Amt des Hilfspfarrers in seiner neuen Pfründe zu beschaffen. Bestimmt sagen sie das; aber um alles in der Welt würde ich so etwas nicht tun. – ›Ach‹, werde ich sofort |297| sagen, ›ich möchte wissen, wie ihr darauf kommt. Ich an den Doktor schreiben, also wirklich!‹«
    »Na«, sagte Elinor, »es ist beruhigend, auf das Schlimmste vorbereitet zu sein. Sie haben Ihre Antwort jedenfalls parat.«
    Miss Steele wollte gerade darauf antworten, doch das Herankommen ihrer eigenen Gefährten machte etwas anderes notwendiger.
    »Ach du liebe Güte, da kommen ja die Richardsons. Ich hätte Ihnen noch eine Unmenge mehr zu erzählen, aber ich darf nicht länger von ihnen wegbleiben. Ich versichere Ihnen, es sind sehr vornehme Leute. Er verdient mächtig viel Geld, und sie halten sich ihre eigene Kutsche. Ich habe keine Zeit, darüber zu Mrs.   Jennings selbst zu sprechen, aber bitte sagen Sie ihr, daß ich ganz glücklich bin zu hören, daß sie nicht ärgerlich über uns ist, und Lady Middleton ebenfalls; und wenn irgend etwas geschieht, das Sie und Ihre Schwester von hier fortschickt, und Mrs.   Jennings vielleicht Gesellschaft haben möchte, dann würden wir bestimmt sehr gern kommen und bei ihr bleiben, solange sie es möchte. Ich nehme an, Lady Middleton wird uns diesmal nicht mehr einladen. Auf Wiedersehen; es tut mir leid, daß Miss Marianne nicht hier war. Bestellen Sie ihr herzliche Grüße von mir. Ach, Sie haben ja Ihr gepunktetes Musselinkleid an! Hatten Sie denn keine Angst, es sich zu zerreißen?«
    Solcherart war ihre Sorge beim Fortgehen, denn danach hatte sie nur noch Zeit, sich von Mrs.   Jennings zu verabschieden, bevor Mrs.   Richardson ihre Gesellschaft wieder für sich beanspruchte; und Elinor war nun im Besitz von Kenntnissen, die ihren Überlegungen eine Zeitlang Nahrung boten, obgleich sie sehr wenig mehr erfahren hatte, als sie bereits in Gedanken vorausgesehen und vorweggenommen hatte. Edwards Heirat mit Lucy war ebenso fest beschlossen und der Zeitpunkt dafür blieb ebenso gänzlich ungewiß, wie sie es vermutet hatte; alles hing – genau, wie sie es erwartet hatte – davon ab, daß er das besagte Amt erhielt, wofür im Augenblick nicht die kleinste Chance zu bestehen schien.
    Sobald sie zur Kutsche zurückkehrten, war Mrs.   Jennings |298| begierig, alles zu erfahren; aber da Elinor so wenig wie möglich von den Informationen weitergeben wollte, die ursprünglich auf so unrechte Weise beschafft worden waren, beschränkte sie sich auf die kurze Wiedergabe solcher einfachen Dinge, von denen sie mit Bestimmtheit glaubte, daß Lucy um ihres eigenen Ansehens willen wünschte, daß sie bekannt würden. Das Weiterbestehen ihrer Verlobung und der Weg, den sie einzuschlagen gedachten, um ihr Ziel zu erreichen, war alles, was sie ihr mitteilte; und das rief bei Mrs.   Jennings die folgende natürliche Bemerkung hervor.
    »Darauf warten, daß er eine Pfründe bekommt! – Ja, ja, man weiß ja, wie das enden wird; sie werden ein Jahr warten, und wenn sie dann feststellen, daß nichts Gutes dabei herauskommt, werden sie mit den jährlichen fünfzig Pfund einer Hilfspfarrerstelle, den Zinsen von zweitausend Pfund und dem bißchen, was Mr.   Steele und Mr.   Pratt Lucy geben können, ihren Hausstand gründen. – Dann werden sie jedes Jahr ein Kind haben – großer Gott   –, wie arm sie sein werden! Ich muß sehen, was ich ihnen für die Ausstattung ihres Hauses geben kann. Zwei Dienstmädchen und zwei Diener, wie ich es neulich gesagt habe, also wirklich! – Nein, nein, sie brauchen ein kräftiges Mädchen für alle Arbeiten. Bettys Schwester wäre dann nicht mehr die Richtige für sie.«
    Am nächsten Morgen bekam Elinor von Lucy selbst einen Brief mit der Londoner Stadtpost. Er lautete folgendermaßen:
    Bartlett’s buildings, März
    Ich hoffe, meine liebe Miss Dashwood wird es mir verzeihen, daß ich mir die Freiheit nehme, an Sie zu schreiben; aber ich weiß, bei Ihrer Freundschaft für mich wird es Sie freuen, nach all den Schwierigkeiten, unter denen wir in letzter Zeit zu leiden hatten, einen so guten Bericht über mich und meinen lieben Edward zu hören, und ich will deshalb auch keine weiteren Entschuldigungen vorbringen, sondern sogleich berichten, daß es uns beiden, obgleich wir Schreckliches durchgemacht haben, Gott sei Dank nun recht gutgeht und wir so glücklich |299| sind, wie wir es bei unserer

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