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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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verspüren konnte als sie selbst – und das Risiko eines Beisammenseins mit einer Frau auf sich zu nehmen, die zu verabscheuen keine der anderen soviel Grund hatte wie sie.
    Mrs.   Dashwood ließ sich verleugnen; doch bevor die Kutsche wieder abfahren konnte, kam ihr Gatte zufällig heraus. Er äußerte seine große Freude, Elinor zu treffen, sagte ihr, daß er gerade im Begriff war, nach Berkeley Street zu kommen, und bat sie einzutreten, da Fanny bestimmt sehr froh wäre, sie zu sehen.
    Sie gingen hinauf in den Salon. – Es war niemand da.
    »Ich nehme an, Fanny ist in ihrem Zimmer«, sagte er; ich werde sogleich zu ihr gehen, denn ich bin sicher, sie hat nicht das allergeringste dagegen, dich zu sehen – wirklich, ganz und gar nicht. Besonders jetzt kann es keinen   ..., aber du und Marianne, ihr wart doch immer so beliebt bei ihr. – Warum ist denn Marianne nicht mitgekommen?«
    Elinor entschuldigte sie, so gut sie konnte.
    »Es ist mir ganz recht, daß ich dich allein sprechen kann«, |319| erwiderte er, »denn ich habe dir eine Menge zu sagen. Diese Pfründe Colonel Brandons – kann das denn stimmen? – Hat er sie wirklich Edward zugesprochen? – Ich habe gestern zufällig davon gehört und wollte deshalb gerade zu dir kommen, um mich genauer danach zu erkundigen.«
    »Es ist vollkommen richtig – Colonel Brandon hat Edward die Pfründe von Delaford zugesprochen.«
    »Tatsächlich! Na, das ist aber sehr erstaunlich! Wo sie doch weder verwandt noch bekannt miteinander sind! Und jetzt, da Pfründen einen solchen Preis erzielen! Was ist denn diese wert?«
    »Etwa zweihundert Pfund im Jahr.«
    »Nun gut – und bei der nächsten Vergabe einer Pfründe dieses Wertes – angenommen, der letzte Inhaber der Pfründe sei alt und kränklich und würde wahrscheinlich seine Stelle aufgeben – hätte er womöglich vierzehnhundert Pfund dafür bekommen können. Und wie kommt es, daß er die Angelegenheit nicht vor dem Tod des Pfarrers geregelt hatte? Jetzt ist es allerdings zu spät, sie zu verkaufen; aber ein Mann von Colonel Brandons Vernunft – ich wundere mich, daß er so sorglos in einer Sache von so normalem, so natürlichem Interesse ist. Na, ich bin überzeugt, es gibt sehr viel Widersprüchlichkeit in fast jedem Menschen. Ich nehme jedoch an – wenn ich es recht bedenke   –, daß es sich wahrscheinlich so verhält: Edward soll die Pfründe nur so lange innehaben, bis die Person, der der Colonel die Stelle wirklich verkauft hat, alt genug ist, um sie zu übernehmen. Ja, ja, das wird’s sein, verlaß dich drauf.«
    Elinor widersprach dem jedoch ganz ausdrücklich; und da sie ihm erklärte, daß sie selbst damit beauftragt worden war, Edward das Angebot Colonel Brandons zu übermitteln, und sie daher die Bedingungen, zu denen ihm die Pfründe zugesprochen wurde, kennen mußte, war er genötigt, ihr Glauben zu schenken.
    »Das ist wahrhaftig verwunderlich!« rief er, als er das gehört hatte, »was könnte denn den Colonel dazu bewogen haben?«
    »Ganz einfach – der Wunsch, Mr.   Ferrars nützlich zu sein.«
    |320| »So, so; was Colonel Brandon auch für ein Mensch sein mag, Edward hat jedenfalls großes Glück! Aber du erwähnst doch die Sache Fanny gegenüber nicht; denn wenn ich es ihr auch mitgeteilt habe und sie es mächtig gut erträgt, wird sie es nicht gern haben, wenn viel darüber gesprochen wird.«
    Elinor fiel es hier einigermaßen schwer, die Bemerkung zu unterdrücken, daß sie meine, Fanny könne es mit Fassung tragen, wenn ihr Bruder zu einem Wohlstand gelange, durch den weder sie noch ihr Kind verarmen könne.
    »Mrs.   Ferrars«, fügte er hinzu, während er seine Stimme soweit senkte, wie es der Bedeutung des Gegenstandes zukam, »weiß noch nichts davon, und ich glaube, es wird am besten sein, es ihr so lange wie möglich zu verschweigen. Wenn die Hochzeit schließlich stattfindet, wird sie ja, fürchte ich, ohnehin alles erfahren.«
    »Aber warum sollte denn eine solche Vorsichtsmaßnahme getroffen werden? Es ist doch nicht anzunehmen, daß Mrs.   Ferrars die kleinste Befriedigung darin finden kann zu erfahren, daß ihr Sohn genug Geld hat, um davon zu leben – denn das steht doch wohl völlig außer Frage; und warum sollte sie nach ihrem jüngsten Verhalten überhaupt etwas empfinden? Sie will nichts mehr mit ihm zu tun haben, sie hat ihn für immer fallengelassen und hat alle diejenigen, auf die sie irgendwie Einfluß hat, dazu bewogen, ihn ebenfalls fallenzulassen. Nachdem

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