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Verstand und Gefühl

Titel: Verstand und Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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nun nicht mehr weiterbestehen, und die Sache wurde sofort aufgeklärt, was einen Augenblick lang bei beiden für rechte Heiterkeit sorgte, ohne daß eine von ihnen weniger zufrieden gewesen wäre; denn Mrs.   Jennings tauschte nur einen Grund zur Freude gegen einen anderen aus, und das noch immer, ohne die Hoffnung auf den ersteren zu verlieren.
    »Ja, ja, es ist nur ein kleines Pfarrhaus«, sagte sie, nachdem der erste Ausbruch der Überraschung und Befriedigung vorüber war, »und es ist sehr gut möglich, daß es reparaturbedürftig ist; aber zu hören, daß sich ein Mann, wie ich dachte, für ein Haus entschuldigt, das meiner Kenntnis nach fünf |316| Wohnzimmer im Erdgeschoß hat und – so hat mir, glaube ich, die Haushälterin erzählt – fünfzehn Betten bereitstellen kann! Und dann auch noch Ihnen gegenüber, die daran gewöhnt war, in Barton Cottage zu wohnen! Es schien ziemlich lächerlich. Aber, meine Liebe, wir müssen den Colonel ermuntern, etwas für das Pfarrhaus zu tun und es ihnen behaglich zu machen, bevor Lucy hinkommt.«
    »Aber Colonel Brandon scheint überhaupt nicht zu glauben, daß die Pfründe ausreicht, um ihnen die Heirat zu ermöglichen.«
    »Der Colonel ist ein Dummkopf, meine Liebe; weil er selbst zweitausend Pfund im Jahr hat, glaubt er, daß kein Mensch mit weniger heiraten kann. Nehmen Sie mein Wort dafür, daß ich, so Gott will, noch vor Michaeli dem Pfarrhaus von Delaford einen Besuch abstatten werde; und bestimmt gehe ich nicht hin, wenn Lucy nicht dort ist.«
    Elinor war ganz ihrer Meinung, was die Wahrscheinlichkeit betraf, daß sie auf mehr nicht warten würden.

|317| Kapitel 41
    Nachdem Edward Colonel Brandon seinen Dank abgestattet hatte, ging er sogleich zu Lucy, um ihr von seinem Glück zu berichten; und so übermäßig war seine Freude zu der Zeit, als er Bartlett’s Buildings erreichte, daß Lucy Mrs.   Jennings – die am nächsten Tag wieder zu ihr kam, um ihr zu gratulieren – versichern konnte, sie habe ihn noch nie in ihrem Leben in so gehobener Stimmung gesehen.
    Ganz gewiß war es zumindest, daß sie selbst glücklich und in bester Stimmung war; und sie schloß sich aus vollem Herzen Mrs.   Jennings’ Erwartung an, daß sie alle noch vor Michaeli im Pfarrhaus von Delaford behaglich beisammensitzen würden. Und gleichzeitig war sie so wenig abgeneigt, Elinor jene Anerkennung zukommen zu lassen, die auch Edward ihr unbedingt aussprechen wollte
,
daß sie mit der dankbarsten Wärme von ihrer Freundschaft für sie beide sprach, daß sie bereit war einzugestehen, wie sehr sie Elinor verpflichtet seien, und offen erklärte, daß sie von Miss Dashwoods Seite keine Mühe zu ihrer beider Gutem, gegenwärtig oder in Zukunft, jemals überraschen würde, denn sie glaube sie imstande, für diejenigen, die sie wirklich schätze, alles in der Welt zu tun. Was Colonel Brandon betraf, so war sie nicht nur bereit, ihn als einen Heiligen zu verehren, sondern war überdies ehrlich darauf bedacht, daß er in allen weltlichen Dingen als solcher behandelt werden und der ihm zukommende Zehnte bis zum äußersten erhöht werden solle; und heimlich beschloß sie, sich in Delaford, soweit es ihr nur möglich war, seine Diener, seine Kutsche, seine Kühe und sein Geflügel zunutze zu machen.
    Es war nun über eine Woche her, seit John Dashwood nach |318| Berkeley Street gekommen war, und da man dort seit dieser Zeit der Unpäßlichkeit seiner Gattin außer einer mündlichen Nachfrage weiter keine Beachtung geschenkt hatte, sah Elinor es schließlich für notwendig an, ihr einen Besuch abzustatten. Dies war jedoch eine Verpflichtung, der sie selbst nicht nur sehr ungern nachkam, sondern zu der sie auch von ihren Gefährtinnen keinerlei Ermutigung und Unterstützung erfuhr. Marianne gab sich nicht damit zufrieden, sich strikt zu weigern, sie zu begleiten, sondern wandte sich auch sehr eindringlich dagegen, daß ihre Schwester überhaupt dort hinging; und Mrs.   Jennings verabscheute Mrs.   John Dashwood derart, daß sie Elinor ihre Kutsche zwar wie stets zur Verfügung stellte, aber was sie selber betraf, so konnten weder ihre Neugier zu sehen, was diese nach der kürzlichen Enthüllung für einen Eindruck machte, noch ihr starker Wunsch, ihr zu trotzen, indem sie Edwards Partei ergriff, ihren Widerwillen überwinden, sich wieder in ihre Gesellschaft zu begeben. Die Folge war, daß Elinor sich ganz allein aufmachte, sie zu besuchen – wofür doch wirklich niemand weniger Neigung

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