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Verstehen Sie das, Herr Schmidt? (German Edition)

Verstehen Sie das, Herr Schmidt? (German Edition)

Titel: Verstehen Sie das, Herr Schmidt? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Schmidt , Giovanni di Lorenzo
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die Zahl ihrer Waffen zu halbieren. Wenn das gelänge, dann bekäme die Welt eine ganz andere politische Atmosphäre. Wissen Sie, was mich in diesem Zusammenhang erstaunt?
    Natürlich nicht.
    Dass viele von denen, die früher vor lauter Angst bereit waren, lieber Kommunisten zu werden als zu sterben, heute keine Angst mehr zu haben scheinen.
    Obwohl sie nach wie vor allen Grund dazu hätten.
    Ich habe kein Verständnis dafür, dass die Angst vor Atomwaffen inzwischen auf null gesunken ist.
    4. März 2010

»Ich habe ihn unterschätzt«
    Über Helmut Kohl
    Lieber Herr Schmidt, am 3. April feiert Helmut Kohl seinen 80. Geburtstag. Wie ist es, wenn Sie als 91-Jähriger auf einen 80-Jährigen blicken? Kommt der Ihnen vor wie ein junger Mann?
    Manchmal ja, im Falle Helmut Kohl nein. Der wirkt ja auch nicht jünger, weil er es gesundheitlich schwer hat, ähnlich schwer wie Wolfgang Schäuble. Und neuerdings habe ich es auch ähnlich schwer. Weil wir alle im Rollstuhl sitzen, merke ich den kleinen Generationenunterschied zwischen Schäuble, Kohl und Schmidt nicht.
    Wann sind Sie Kohl zuletzt begegnet?
    Das war vor ungefähr zwei Jahren, als er mich besucht hat, hier in meinem Büro bei der ZEIT .
    War es das erste Mal, dass er zu Ihnen gekommen ist?
    Ja. Ich glaube, es gab keinen besonderen Anlass. Er hatte nur den Wunsch, mal mit mir zu reden. Wir haben dann tatsächlich über Gott und die Welt gesprochen.
    War es ein gutes Gespräch?
    Ja.
    Sie haben auch einmal ein Gespräch mit Helmut Kohl für die ZEIT geführt, das war 1998 in Bonn, kurz vor seiner Abwahl.
    Ja, dieses Interview fand allerdings nicht in der Villa Hammerschmidt statt, wie fälschlich irgendwo geschrieben wurde, sondern im Palais Schaumburg; Kohl hatte darum gebeten, dass wir uns dort treffen. Jedenfalls kamen wir auf diesen berühmt-berüchtigten Streit zu sprechen, den es 1976 zwischen uns gegeben hatte: Kohl verlangte damals von der Regierung und von mir »geistig-moralische Führung«; und ich habe immer gesagt, das sei nicht Aufgabe der Regierung. In diesem Gespräch, Ende der neunziger Jahre, sagte ich nun: Wir haben beide übertrieben. Und er sagte: Darauf können wir uns sofort einigen.
    Eine ganz souveräne Reaktion von Helmut Kohl …
    Die Reaktion war von beiden Seiten souverän.
    Stimmt es, dass das Ihr erstes Zusammentreffen seit dem Misstrauensvotum von 1982 war?
    Nein, das stimmt gewiss nicht. Wir haben uns sehr selten gesehen, das ist richtig. Kohl führte zum Beispiel meine Praxis fort, das Kanzleramt zur Präsentation von Malerei zu nutzen. Mitte der neunziger Jahre wurde eine Ausstellung mit Aquarellen von Klaus Fußmann eröffnet, den ich damals schon persönlich kannte. Kohl hat mich eingeladen, und ich bin hingegangen.
    Während seiner Kanzlerschaft hat Kohl die ZEIT gemieden, so gut es ging. Fanden Sie seine Abneigung gegen die Hamburger »Medienmafia« berechtigt?
    Berechtigt war daran nichts.
    In der ZEIT gab es immerhin eine Kolumne, die »Birne« hieß.
    Daran erinnere ich mich nicht. Aber das war sicherlich abfällig gemeint, und das finde ich auch unfair.
    Haben Sie denn persönlich das Gefühl, Helmut Kohl unrecht getan zu haben in den vergangenen Jahrzehnten?
    Ich habe ihm sicherlich nicht mehr unrecht getan als er mir. Wir waren politische Gegner, daran gibt es keinen Zweifel. In Wahlkämpfen wird vom Publikum geradezu erwartet, dass einer der beiden den anderen herabsetzt und dass der andere den Ersten kritisiert. Am publikumswirksamsten ist es, wenn die herabsetzende Absicht versteckt bleibt. Bei einem Schlagwort wie »Birne« bleibt sie nicht versteckt.
    Im Gegensatz zu Ihnen hat Helmut Kohl Sie nie unterschätzt. Ich glaube, Sie haben ihn zumindest in der Anfangszeit sehr unterschätzt.
    Das stimmt. Ich habe ihn eigentlich bis in den Herbst des Jahres 1989 hinein unterschätzt – und seinen Zehnpunkteplan dann als erstaunliche Leistung empfunden. Ich würde auch heute, zwanzig Jahre später, noch sagen: Dieser Plan war zu jenem Zeitpunkt eine Glanzleistung.
    Weshalb?
    Die einzelnen Punkte sind gar nicht so aufregend, aber Kohl hat die Weltöffentlichkeit mit dem Zehnpunkteplan nicht nur darauf aufmerksam gemacht, dass hier etwas im Gange war, sondern er hat dieser Entwicklung einen zusätzlichen Schub verliehen. Außerdem haben dann seine persönlichen, vertrauensvollen Beziehungen zu Gorbatschow und Bush Vater der Sache außerordentlich gedient. Ich habe Kohl lange als Provinzpolitiker empfunden, seit dem Herbst 1989

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