Verstohlene Blicke - Erotischer Roman
einen Arm auf die Schulter.
Da hast du fast ins Schwarze getroffen, mein lieber Sohn. Noch immer hörte Katrin die Worte Lindas: Tom ist tot. Erschossen. Erst hatte sie sich gefragt, wer Tom ist, dann hatte sie ein Déjà-vu, denn Ähnliches hatte Linda damals gesagt, nachdem sie ihren Mann tot neben sich im Bett gefunden hatte. Lutz ist tot.
Mechanisch richtete sie ihren Kindern das Frühstück und verabschiedete sie mit einem Kuss. Als sie und Bernd aus dem Haus waren, atmete sie auf. Sie hatte noch eine halbe Stunde, um sich fertig zu machen und ebenfalls ins Büro zu fahren. Dreißig Minuten, die sie normalerweise damit ausfüllte, den Tisch abzuräumen, sich anzuziehen und noch schnell eine Maschine Wäsche zu machen. Heute fühlte sie sich wie gelähmt. Ein junger Mann war ermordet worden, und das geschah nicht im Fernsehen, sondern hier in der Realität. Wie würde es ihr gehen, wenn es sich bei dem Opfer nicht um Tom, sondern um einen von ihren beiden Lovern gehandelt hätte? Was wäre gewesen, wenn die Polizei hier an ihrer Tür geklingelt, wenn Bernd davon erfahren hätte? Nicht auszudenken! Hoffentlich kommt das nie raus! Jetzt, wo alles mit uns wieder einigermaßen läuft.
Cordula
Mit verwuschelten Haaren kam Cordula zurück ins Schlafzimmer.
Michael räkelte sich zwischen den schwarzen Laken. »Was ist los, wer war das?« Seine Stimme klang tief und sehr sexy. Doch Cordula war jetzt überhaupt nicht nach Sex zumute. Gerade hatte ihr Linda von dem Mord erzählt. Sie konnte es nicht fassen. So was geschah doch nicht im wirklichen Leben, oder?
Sie setzte sich auf die Bettkante. »Ein entfernter Bekannter meiner Freundin ist ermordet worden. Sie hat es mir gerade eben erzählt.«
Mit einem Ruck setzte sich Michael im Bett auf. »Waaasss?«
Cordula nickte abwesend. »Ich muss zu ihr, sie ist ganz durch den Wind. Zum Glück habe ich heute erst mittags Klienten. Ich werd gleich zu ihr fahren.«
Enttäuscht ließ sich Michael wieder in die Kissen sinken. Cordula registrierte es nur am Rande. Wie in Trance ging sie ins Bad, wo sie lange unter der Dusche stand.
Als sie im Bademantel in die Küche kam, hatte Michael bereits den Tisch gedeckt, und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee ließ ihre Lebensgeister erwachen. »Du bist ein Schatz!«, lobte sie ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Er brummte gutmütig und kaute weiter auf seinem Brötchen herum.
»Ich versuche, heute Abend früher zu kommen.« Ob ihn das besänftigte? Seit ihrem ersten gemeinsamen Restaurantbesuch wohnte Michael quasi bei ihr. Nach und nach waren seine Sachen zu ihr gewandert und hatten sich ihren Platz in der Wohnung gesucht. Seine Zahnbürste, der Zungenhobel und die Munddusche im Bad, die Schuhe im Schuhschrank und die Hemden im Kleiderschrank. Cordula war sich immer noch nicht sicher, ob sie das wirklich wollte. Sie hatten nie über Zukunft gesprochen. Aber sie lebten seit zwei Wochen, als wären Gespräche mit diesem Inhalt überflüssig. Mal sehen, wie lange das noch gut geht. Irgendwann zeigt jeder sein wahres Gesicht.
Der regelmäßige und erfüllende Sex tat ihr gut. Sie wollte diese Phase so lange ausnutzen, wie es eben ging. Immerhin fühlte sie sich seit Langem wieder als begehrenswerte Frau. Trotz und mit ihren Pölsterchen, die sie so sehr hasste.
Michael sah sie forschend an. Auf ihrem Teller lag bereits ein Honigbrötchen mit genau der idealen Menge Butter darunter. Michael lernte schnell. In jeder Beziehung. Mit Mühe brachte sie das Brötchen hinunter. Sie hatte keinen Appetit, musste sich zwingen, zwang sich. Irgendetwas musste sie essen.
»Was machst du heute?« Dieselbe Frage wie jeden Tag, seit Michael bei ihr wohnte. Würde er auch heute dasselbe darauf antworten?
»Ich werd versuchen, an meinem neuen Skript zu schreiben. Vielleicht kommt mir heute die rettende Idee.«
Und wo würde er schreiben? An ihrem Schreibtisch. Wie immer die letzten zwei Wochen. Eigentlich gefiel das Cordula gar nicht. Sie betrachtete es als Eindringen in ihre Privatsphäre, fehlte nur noch, dass er auch ihren Laptop benutzte. Sicherheitshalber nahm sie ihn neuerdings immer mit in die Kanzlei. So gut kannte sie Michael schließlich nicht, dass sie ihm hundertprozentig vertraute. Man konnte mit einem Menschen schlafen und versaute Dinge tun, ohne ihm deswegen auf den Grund seiner Seele zu blicken. Und sie hatte keine Lust, alles mit Passwörtern zu sichern. Wäre auch bei deinem schlechten Gedächtnis keine
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