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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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zu verfassen, ja?«
    Sie schwieg.
    Er drehte sich ein wenig zur Seite, stellte einen seiner blank geputzten Stiefel auf die niedrige Steinmauer und sah sie reglos an. »Da wir gerade über unsere Beziehung als Arbeitgeber und Angestellte sprechen, sollte ich vielleicht die Gelegenheit nutzen und Sie davon in Kenntnis setzen, dass ich nicht will, dass Sie noch einmal wie heute Nachmittag einfach verschwinden, ohne jemandem zu sagen, wohin Sie gehen.«
    Plötzlich explodierte sie ähnlich den leuchtenden, glühend heißen Feuerwerkskörpern, die es in den Gärten von Vauxhall zu bewundern gab.
    »Mr Stokes, jetzt gehen Sie aber zu weit. Jede Angestellte hat Anspruch auf mindestens einen freien Nachmittag pro Woche. Selbst die knausrigste meiner bisherigen Arbeitgeberinnen hat mir so viel gewährt.«
    »Ich denke nicht, dass Sie sich darüber beschweren können, dass ich ein allzu anspruchsvoller Arbeitgeber bin. Ich bezweifle zum Beispiel, dass Sie je zuvor auf einem Posten derart elegante Kleider getragen haben.« Als er den tiefen Ausschnitt ihres Kleides sah, runzelte er die Stirn. »Obgleich ich anmerken möchte, dass Sie, ehe Sie in meinen Diensten standen, wesentlich zurückhaltender in der Wahl Ihrer Garderobe gewesen zu sein scheinen.«
    »Lady Mayfield hat mir versichert, dieses Kleid wäre der letzte Schrei.«
    » Schrei ist ein durchaus passendes Wort, Miss Greyson. In diesem Kleid preisen Sie Ihre Brüste an wie eine Marktschreierin ihr Obst.«
    »Ich gebe zu, dass die Livree , die ich auf diesem Posten trage, eleganter ist als das, was ich während meiner bisherigen Anstellungen getragen habe, aber das heißt noch lange nicht -«
    »Livree ?« Er bedachte die lindgrünen Seidenröcke mit einem bedeutungsvollen Blick. »Sie wagen es, so etwas Livree zu nennen? Eine Livree ist, was ein Page trägt.«
    »Was mich betrifft, ist eine Livree das, was ein Angestellter auf Geheiß des Arbeitgebers trägt. Die Kleider, die ich in meiner Rolle als Ihre Verlobte tragen muss, betrachte ich als nichts anderes.«
    Er beugte sich ein wenig vor. Sie konnte das gefährliche Glitzern in seinen Augen sehen, aber sie würde den Teufel tun und jetzt vor ihm zurückweichen.
    »Miss Greyson, ist es richtig, wenn ich sage, dass das Kleid, das Sie heute Abend tragen, wesentlich mehr gekostet hat, als Sie während Ihrer letzten drei Anstellungen zusammengenommen verdient haben ?«
    »Das ist richtig, Sir.« Sie hob einen behandschuhten Finger in die Luft. »Was mich auf etwas anderes bringt, worüber ich hatte mit Ihnen reden wollen. Ich nehme an, dass Sie, wenn ich meine Pflicht erfüllt habe, keine besondere Verwendung mehr für die Kleider und Hüte haben werden, die Sie mir gekauft haben.«
    »Natürlich brauche ich sie dann nicht mehr.«
    »Dann möchte ich Sie fragen, ob Sie mir vielleicht gestatten würden, sie zu behalten, wenn mein Dienst bei Ihnen beendet ist.«
    »Glauben Sie wirklich, Sie hätten im Rahmen Ihrer nächsten Anstellung Gelegenheit, einen Schrank voll teurer Ballkleider zu tragen, Miss Greyson ?«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich.« Sie zwang sich, nicht auf das jämmerliche Gefühl zu achten, das sie jedesmal beschlich, wenn sie daran dachte, dass ihre Arbeit für Edison in naher Zukunft beendet sein würde. »Aber ich nehme an, dass man sie irgendwo versetzen kann.«
    »Verdammt.« Er wirkte ehrlich empört. »Sie haben die Absicht, die Kleider zu versetzen, die ich für Sie gekauft habe?«
    »Schließlich ist es nicht so, als hätten sie irgendeinen gefühlsmäßigen Wert, Sir.«
    »Ich verstehe.« Er umfasste ihr Kinn und zwang sie sanft, ihn anzusehen. »Was für ein Geschenk hätte denn für Sie einen gefühlsmäßigen Wert?«
    »Sir, wir kommen vom Thema ab -«
    »Beantworten Sie meine Frage. Was für ein Geschenk hätte für Sie einen gefühlsmäßigen Wert, Miss Greyson?« Er war noch wütender als sie. Sie verstand es nicht, aber sie hatte das sichere Empfinden, dass größte Zurückhaltung geboten war. Schließlich war er ihr Arbeitgeber, und sie konnte es sich nicht leisten, diesen Posten zu verlieren. »Nun, ich nehme an, ein Gedichtband oder ein hübsches Taschentuch hätte einen persönlichen, gefühlsmäßigen Wert«, sagte sie vorsichtig.
    »Ein Gedichtband?«
    »Ich hege eine große Bewunderung für Byron«, klärte sie ihn eilig auf. »Außerdem mag ich Horrorgeschichten, vor allem die von Mrs. York. Ich sage Ihnen, sie schreibt die aufregendsten Geschichten, in denen es stets um

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