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Verstohlene Kuesse

Titel: Verstohlene Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Zimmer, das nicht das seine war.
    Nach einer Weile machte Emma kehrt und ging langsam zurück in den spärlich beleuchteten steinernen Korridor. Sicher könnte sie sich allmählich auf ihr Zimmer zurückziehen, ohne dass Lady Mayfield nochmals nach ihr rief. Bestimmt hatte Letty inzwischen ihrer Vorliebe für Champagner ausgiebig gefrönt, sodass ihr nicht auffiele, wenn ihre Gesellschafterin sich für den Rest des Abends nicht mehr blicken ließ.
    Plötzlich brachte der Klang gedämpfter Stimmen auf der selten benutzten Hintertreppe Emma mitten im Flur zum Stehen. Sie spitzte die Ohren und lauschte angestrengt. Leises Gelächter wurde laut. Offenbar handelte es sich um ein Paar. Die Stimme des Mannes klang widerlich vertraut.
    »Ihr Mädchen wartet doch sicher allabendlich auf Sie?«, drang Chilton Cranes lüsternes Gemurmel an ihr Ohr.
    Emma erstarrte. Soviel zu ihren Hoffnungen, dass ihr Schicksal vielleicht allmählich eine positive Wende nahm. Die Wand über der Treppe wurde in flackerndes Kerzenlicht getaucht. Noch wenige Sekunden, und Crane und seine Begleiterin hätten den Flur, in dem sie stand, erreicht.
    Sie saß in der Falle. Selbst wenn sie auf dem Absatz kehrt machte und so schnell sie konnte losrannte, würde sie es niemals bis zum anderen Ende des Korridors und zur Haupttreppe schaffen.
    »Reden Sie keinen Unsinn«, antwortete Miranda, Lady Ames, ihm. »Ich habe das Mädchen entlassen, ehe ich heute Abend in den Ballsaal ging. Ich wollte nicht, dass sie noch auf ist, wenn ich zurückkomme.«
    »Es bestand keine Notwendigkeit, ihr freizugeben«, klärte Chilton Miranda lallend auf. »Ich bin sicher, wir hätten eine gute Verwendung für die Kleine gehabt.«
    »Mr. Crane, Sie wollen damit doch nicht etwa sagen, mein Mädchen hätte sich zu uns ins Bett gesellen sollen?«, fragte Miranda in schalkhaftem Ton. »Sir, ich bin ehrlich schockiert.«
    »Abwechslung ist die Würze des Lebens, meine Liebe. Und ich habe die Feststellung gemacht, dass Frauen, die davon abhängen, dass sie einen Posten in einem Haushalt behalten, extrem bereitwillig alles tun, was man verlangt. Häufig legen sie dabei sogar einen geradezu erstaunlichen Eifer an den Tag.«
    »Ihrer Vorliebe für niedere Bedienstete frönen Sie wohl besser ein andermal. Ich habe nämlich nicht die Absicht, Sie heute Nacht mit meinem Mädchen zu teilen, Sir.«
    »Vielleicht könnten wir uns ja unter den etwas höheren Dienstbotenrängen nach jemandem für einen Dreier umsehen. Mir ist aufgefallen, dass Lady Mayfield eine Gesellschafterin hat. Was halten Sie davon, sie unter einem Vorwand auf Ihr Zimmer zu bestellen und -«
    »Lady Mayfields Gesellschafterin ? Sie meinen doch sicher nicht Miss Greyson?« Miranda klang ehrlich entsetzt. »Erzählen Sie mir bloß nicht, Sie fanden Gefallen an diesem farblosen Geschöpf mit der schrecklichen Brille und der langweiligen Haube auf dem Kopf. Und dann noch dieses grauenhafte rote Haar. Haben Sie denn gar keinen Geschmack ?«
    »Ich habe die Feststellung gemacht, dass eine Frau hinter tristen Kleidern und einer Brille einen überraschend lebendigen Geist verstecken kann.« Chilton machte eine Pause. »Und Lady Mayfields Gesellschafterin -«
    »Ist sicher alles andere als lebendig, das können Sie mir glauben, Mr. Crane.«
    »Sie kommt mir irgendwie bekannt vor«, beendete Chilton seinen Gedankengang. »Ich frage mich, ob ich ihr vielleicht vorher schon einmal irgendwo begegnet bin.«
    In Emma wallte heiße Panik auf. Sie hatte Grund gehabt zu hoffen, dass Crane sie nicht erkannt hatte, als sie am frühen Abend, gefangen im Musikzimmer, gezwungen gewesen war, dicht an ihm vorbeizugehen. Schließlich hatte er sie in dem Moment höchstens mit einem flüchtigen Seitenblick bedacht. Sie hatte sich gesagt, dass sich Männer wie Crane, denen es anscheinend ein Vergnügen war, sich an den wehrlosen Mädchen, Gouvernanten und Gesellschafterinnen ihrer Gastgeberinnen zu vergehen, die Gesichter ihrer Opfer nicht genauer einprägten. Und außerdem hatte sie inzwischen eine andere Haarfarbe.
    Aus Furcht, dass vielleicht eine ehemalige Arbeitgeberin, von der sie wegen mangelnden Gehorsams unehrenhaft entlassen worden war, ihre Bekannten vor dem aufmüpfigen, rothaarigen Weibsbild warnen würde, hatte sie während der kurzen Phase ihrer Beschäftigung in Ralston Manor eine dunkle Perücke aufgesetzt.
    »Vergessen Sie Lady Mayfields Gesellschafterin«, wies Miranda Chilton an. »Sie ist ein langweiliges kleines Ding. Ich

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