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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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hinter dem Felsen zum Vorschein und kroch ein Stück weiter vor, bis die Felswand
sich im Schärfebereich des Nachtsichtgeräts befand. Strengte die Augen aufs Äußerste an.
    Der Mann war nirgends mehr zu sehen.
    Verwirrt starrte Maier auf die Felswand. Nach links. Nach rechts.
    Er hatte ihn verloren.

51
    Es war Viertel nach drei. Susan starrte auf den Wecker. Die Zahlen auf der Digitalanzeige tanzten vor ihren Augen, der rote Schein fiel auf das Nachtschränkchen. Ihre Augen juckten vor Müdigkeit, aber sie konnte nicht einschlafen.
    Wenn Sil recht hatte, machte Svens Mörder schon seit Tagen seine Runden ums Haus. Wartete und beobachtete sie.
    Sie unterdrückte ein Schaudern.
    Seit sie in Wales war, rissen die Alpträume sie nicht mehr nachts aus dem Schlaf, sondern kamen, wenn sie hellwach war, und verschwanden nicht, wenn sie das Licht anschaltete.
    Sie drehte sich auf die andere Seite und klemmte sich das Kissen unter den Kopf. Erst nach ein paar Tagen war ihr bewusst geworden, wie sehr sie an die nächtliche Geräuschkulisse der Stadt bereits gewöhnt war. Vorbeifahrende Autos und Motorräder, Jugendliche aus der Kneipe ein paar Häuserblocks weiter, die auf dem Weg nach Hause herumgrölten, wobei sie Laternenpfählen und Müllcontainern Fußtritte versetzten. Sie hatte sich nie daran gestört. Es hatte sie beruhigt zu wissen, dass dort draußen Leute waren. Dass die Welt sich weiter drehte.
    Sie kämpfte gegen den Impuls an, nach unten zu gehen, Tee aufzusetzen und im Fernseher Discovery Channel oder National Geographic einzuschalten. Ein Infomercial-Sender hätte es auch getan. Sich erklären zu lassen, warum ihr Leben schnöde und fad bliebe, wenn sie nicht eine revolutionäre Antifaltencreme oder ein paar lebensechte Tierskulpturen aus Plastik bestellte,
war ihr immer noch lieber als diese unangenehme Stille. Die kam ihr bedrohlich vor.
    Sie musste jetzt wirklich versuchen, etwas Schlaf zu finden. Niemand hatte etwas davon, wenn sie wach blieb. Sil würde auch total erledigt sein, wenn er zurückkam.
    Falls er denn zurückkam.
    In ihrem Bauch breitete sich immer mehr Unbehagen aus.
    Sie stopfte sich das Kissen zwischen Kopf und Schulter. Nicht mehr nachdenken.
    Schlafen.
    Sie versuchte, sich ein Thermometer vorzustellen. Das tat sie öfter, wenn die Zahnräder in ihrem Gehirn einfach nicht stillstehen wollten und sie nicht einschlafen konnte. Die Grade über Null bedeuteten Aktivität: je höher, desto aktiver. Sie zwang sich selbst, das Thermometer zu beeinflussen. Von fünfundzwanzig auf zwanzig. Von zwanzig auf fünfzehn. Und noch tiefer. Allmählich spürte sie sich wegsacken, auf den Nullpunkt zu, in einen Schlummerzustand.
    Plötzlich schnellte die Quecksilbersäule in die Höhe.
    Ein Kratzlaut.
    Sie hob den Kopf vom Kissen. Ein leises Kratzen, wie von Fingernägeln auf Holz.
    War es der Heizkessel? Das Holz, das arbeitete?
    Unwillkürlich atmete sie schneller.
    Wieder das Kratzen.
    Auf einen Arm gestützt, richtete sie sich halb auf. Der Überzug der Bettdecke rutschte ihr auf die Hüften.
    Das Schürfgeräusch war immer noch da. Leise, unregelmäßig.
    Ein Zweig an der Dachrinne auf der Rückseite des Hauses? Skip, unten im Flur, der sich kratzte und dabei mit seinen Krallen an die Tür oder an die Wand kam?
    Gespenster, Susan .
    Wenn etwas nicht in Ordnung wäre, hätte Skip schon längst Alarm geschlagen. Der Hund war die Wachsamkeit selbst, bis in die kleinste Nervenfaser angespannt. Wenn hier nachts jemand eindringen wollte, schlief dieser Hund bestimmt nicht einfach weiter.
    Sie zog sich die Decke über die Schulter. Wenn sie jetzt nicht schnell einschlief, war sie morgen ein Zombie.
    Sie schaute noch einmal auf den Wecker. Drei Uhr fünfundzwanzig.
    Kratzen. Gedämpft.
    Sie zog die Schublade des Nachtschränkchens auf und holte das Stungun heraus, das Sil in Paris gekauft hatte. Während der ganzen Fahrt nach Wales hatte das Ding im Handschuhfach gelegen, und seit Sils Anruf hatte sie es bei sich getragen. Jetzt deponierte sie die Waffe neben sich und ließ die Hand locker darauf liegen.
    Nun müsste sie sich doch besser fühlen. Sicherer.
    Das war nicht der Fall.
    Wieder dieses Kratzen.
    Sie überlegte, ob sie dieses Geräusch in der letzten Nacht auch schon gehört hatte, konnte sich aber nicht erinnern. Überspannte Nerven, sagte sie sich. Genau wie bei Skip. Weil Sil nicht da war. Das war alles. Sie schloss wieder die Augen.
    Skip bellte.
    Kein unsicheres Bellen, als zweifele er an

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