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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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dich zusammen! Einatmen, ausatmen .
    Minutenlang blieb er still liegen, das Blut rauschte ihm in den Ohren, er konnte seinen eigenen Atem hören. Er ermahnte sich selbst, Ruhe zu bewahren. Konzentrierte sich auf seine Atemzüge.
    Es schien zu funktionieren. Allmählich ließ das Zittern nach. Das Rauschen in seinen Ohren verklang.
    Langsam, aber sicher bekam er sich wieder in den Griff. Sein Rücken war schweißüberströmt. Auf seiner Stirn, den Wangen und den Lippen perlten salzige Tropfen. Irgendwie schaffte er
es, die eine Hand ein Stück vorzustrecken. Zittrig, unsicher. Dann die andere. Schließlich auch das Knie.
    Ungelenk kroch er vorwärts. Gab ein Zischen von sich, als das eine Glas des Nachtsichtgeräts gegen ein vorstehendes Stück Stein tickte. Die Wirkung war so ähnlich, als hätte ihm jemand einen kräftigen Schlag ins Gesicht versetzt. Er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich auf den Weg, der vor ihm lag. Sagte sich erneut, dass er nichts zu befürchten hatte.
    Nichts, womit er nicht umgehen konnte.
    Die William Powell vor sich streckend, kroch er weiter.
    Allmählich wurde der Gang wieder breiter und höher. Er konnte den Kopf heben, gewann Freiraum an den Ellbogen. Als ein wenig Geröll unter seinen Füßen in Bewegung kam, erstarrte er kurz: Er durfte kein Geräusch von sich geben. Ein paar Minuten wartete er, horchte. Hörte ein Tröpfeln. Das Geräusch, das von den Felswänden widerhallte, kam anscheinend aus den tiefsten Abgründen der Grotte.
    Von außen drang kein Laut hierher.
    Er kroch weiter. Um größeren Steinen und Felsbrocken auszuweichen, hob er die Knie. Kurz spielte er mit der Idee, umzukehren und seinen Rucksack zu holen, aber der bloße Gedanke an die Enge in dem Gang raubte ihm den Atem. Also verzichtete er darauf. Noch immer hielt er das Gewehr fest umklammert, während das Jagdmesser sich in der Seitentasche seiner Hose befand. Der leicht abschüssige Boden mündete schließlich in einen offenen Raum, eine Grotte, etwa drei Meter tief, die sich links und rechts von ihm als breiter, langer, unterirdischer Gang erstreckte. Die Decke war hoch genug, um aufrecht stehen zu können, etwa zwei Meter. Endlich Platz. Kein enger Gang mehr.
    Die Erleichterung war von kurzer Dauer.
    Schräg gegenüber, keine sechs Meter entfernt, saß ein Mann auf dem Boden, den Rücken an die Wand gelehnt.
    Ein Schock durchfuhr Maier: Es war Svens Mörder. Er hatte
ihn wiedererkannt. Der Kerl mochte fünf oder sechs Jahre älter sein als er selbst, vielleicht war er aber auch schon fünfzig. Verwitterte Haut mit zahllosen Unebenheiten, von dunklen Flecken umschattete Narben von Schürfwunden. Die schlecht verheilten Wunden, die als Erstes ins Auge sprangen, sahen makaber aus. Sie rührten eindeutig nicht von einem Sturz durch eine Glasscheibe oder dergleichen her.
    Was dieser Mann erlebt hatte, wollte Maier lieber nicht wissen.
    Er trug dunkle Kleidung. Seine eine Hand, die in einem fleckigen Verband steckte, lag reglos auf seinem Oberschenkel. In der anderen hielt er eine kleine Faustfeuerwaffe, die er nervös hin- und her schwenkte, synchron mit den Bewegungen seines Kopfes, als wären Arm und Kopf miteinander verbunden.
    Immer dorthin zielen, wohin man schaut .
    Dieser Mann hatte eine militärische Ausbildung genossen, das stand fest. Seine ganze Haltung strahlte das aus. Aufmerksam blickte er um sich, konnte aber nichts sehen. Fühlte sich in die Enge getrieben.
    Maier versuchte, sich Klarheit über die Situation zu verschaffen. Minutenlang blieb er wie angefroren auf dem harten Felsuntergrund liegen, um den Schützen zu beobachten. Neben dem Mann stand ein Rucksack auf dem Boden. Das Gewehr, das er vorhin noch mit sich herumgeschleppt hatte, war nirgends zu sehen. Seine Hand blutete anscheinend immer noch, die dunklen Flecken auf dem Verband schienen immer größer zu werden. Er hatte ihn also doch getroffen, dort draußen. Schrotmunition konnte auch aus dem Abstand äußerst unangenehme Wunden verursachen. Vielleicht hatte einer der anderen Schüsse das Gewehr getroffen und demoliert – nur das könnte erklären, dass jemand die eigene Waffe irgendwo zurückließ.
    Die Aufmerksamkeit des Mannes schien nun abzunehmen. Er senkte die Waffe und legte den Kopf in den Nacken, an die
Wand, schaute in einen imaginären Himmel und atmete tief durch. Schloss die Augen.
    Maier überlegte. Der Mann hatte ihn offenbar gehört, nachdem es aber so lange still geblieben war, das Geräusch als das

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