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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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breiten Schultern und der Kopf ließen eindeutig auf eine menschliche Gestalt schließen. An der linken Seite des Schattens ragte etwas hervor, das langsam nach oben glitt. Ein Arm, ein Ellbogen.
    Eine Schusswaffe!
    Instinktiv duckte er sich, brachte sich ins Rollen.
    Der Schuss war seltsamerweise kaum zu hören.
    Piiiuu .
    Pollen, Gras und Sand, Kieselsteine und Schafskötel fielen mit dumpfem Geräusch neben ihm ins Gras, keinen Meter entfernt. Ein Kieselstein traf ihn an der Schläfe. Blitzartig schoss ihm durch den Kopf, dass dies kein Jäger oder Bauer war, der zu viel getrunken hatte, sondern ein Profi. Der Knall war für eine ungedämpfte Waffe viel zu leise.
    Piiiuu .
    Ein heftiger Schmerz durchfuhr seine Seite. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß einen Schrei aus. Reflexartig
richtete er sich auf und fing an, in Richtung des Waldstücks zu laufen. Rutschte auf einem glatten Stein aus, rappelte sich aber sofort wieder auf. Er stolperte über den unebenen Boden auf die Bäume zu. Strauchelte ein paar Meter durchs Gestrüpp und ließ sich zu Boden fallen. Kroch und robbte über den feuchten Boden weiter. Er hielt das Jagdgewehr fest umklammert. Es war die einzige Fernwaffe, die er besaß, er wollte sie nicht verlieren, nicht jetzt. Immer wieder blieb die Flinte hinter Zweigen hängen, wobei er ein heftiges Zerren an der Hand verspürte.
    Er verlor den Boden unter den Füßen. Seine Knie sackten in einen flachen Graben. Sofort duckte er sich und drehte sich um. Das Nachtglas baumelte seitlich neben seinem Kopf. Er zog es an die Augen. Es funktionierte noch, aber die Sicht war nicht ausreichend. Den Gipfel des Hügels konnte er von hier aus nicht erkennen, der lag außerhalb der Dreißig-Meter-Reichweite. Er klappte das Ding auf. Der Grünstich fiel weg. Es war auf einen Schlag vollkommen dunkel. Das war bestimmt eine Frage der Zeit, seine Augen mussten sich daran gewöhnen.
    Der Schmerz in seiner Seite wurde heftiger, und er merkte, dass er am ganzen Körper zitterte. Er atmete flach und schnell, während das Herz in seinem Brustkorb unregelmäßig auf und ab zu hüpfen schien, als befände es sich in Gefangenschaft und suchte mit Gewalt einen Ausweg.
    Er mahnte sich selbst zur Ruhe. Panik würde nicht helfen. Er versuchte sich zusammenzureißen und holte tief Luft. Erst einmal, dann noch einmal. Seine Zunge fühlte sich an wie ein Lederlappen, das Blut brauste durch seine Adern. Beinahe meditativ fokussierte er einen grauen Fleck in der Ferne, wahrscheinlich einen Stein. Konzentrierte sich ganz auf seine Atemzüge. Ignorierte den brennenden Schmerz in seiner Seite.
    Neben seinen eigenen gehetzten Atemzügen hörte er in der Ferne jetzt auch den Hufschlag von Schafen. Die Tiere machten sich aus dem Staub.
    Er konzentrierte sich weiter auf den Stein. Wusste, dass er Körper und Geist blitzschnell unter Kontrolle bekommen musste. Der andere würde es hierbei bestimmt nicht bewenden lassen. Wie ein Großwildjäger würde er sich Zeit lassen, wissend, dass seine Beute verwundet war, Schmerzen hatte und langsam geworden war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er ihn gefunden hätte.
    Die Fokussierung auf den Stein funktionierte. Sein Herzschlag wurde langsamer, sein Atem ruhiger. Tiefer.
    Mit bloßem Auge scannte er den Horizont hinter dem Hügel. Wolken waren vor den Mond gezogen. Auf seiner Netzhaut bildeten sich vage Schatten in Schwarz, Grau und Dunkelblau. Er klappte sich das Nachtglas wieder vor die Augen und schaltete mit zitternder Hand den Illuminator ein. Das Bild wurde auf Anhieb scharf und klar. Ein Riesenunterschied. Er schaute den Hügel hinauf, nach links, nach rechts. Nichts als Gras und Steine.
    Es schien, als wäre der Mann dort nie gewesen.
    Wo bist du, Arschloch?
    Vorsichtig zog er das Jagdgewehr etwas näher an sich heran. Es fühlte sich kalt und feucht an. Allerlei Unkraut hatte sich hinter dem Sicherheitsriegel und anderen vorstehenden Teilen festgesetzt. Er zog das Grünzeug heraus und rieb so lange mit den Fingern über das Metall, bis er sicher wusste, dass nichts mehr im Weg war und sich alles ungehindert bewegen ließe. Hoffentlich funktionierte die alte Waffe noch. Vorsichtig schulterte er das Jagdgewehr, betätigte mit dem Daumen den schwerfälligen Sicherheitsriegel, legte den Zeigefinger locker an den Abzug. Über den Doppellauf hinweg schaute er um sich.
    Während er mit den Augen die Umgebung abtastete, versuchte er den Schmerz in seiner Seite so weit wie möglich zu

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