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Verstoßen: Thriller (German Edition)

Verstoßen: Thriller (German Edition)

Titel: Verstoßen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef , Berry Escober
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seiner eigenen Sinneswahrnehmung oder als würde er im Traum eine Katze verfolgen. Sondern ein Gebell wie eine Maschinengewehrsalve.
    Skip war sich seiner Sache sicher.
    Susan sprang aus dem Bett, als hätte jemand einen Startschuss abgegeben. Rannte auf den Flur hinaus, das Stungun in der Hand, riss die Tür zu Jeannys Schlafzimmer auf. Das Licht war an, sie blinzelte kurz mit den Augen. Jeanny stand mitten im Zimmer, die graumelierten Locken fielen ihr lang über das
weiße Nachthemd. Zitternd legte sie den Zeigefinger an ihre Lippen.
    Skips Gebell schallte über die Treppe und durch den Flur. Seine Stimme überschlug sich beinahe vor Aufregung.
    Susan schloss die Tür hinter sich und betrachtete sie genauer. Da war kein Schloss. Sie drehte sich zu Jeanny um, die noch immer wie erstarrt im Raum stand. Total perplex, wie gelähmt vor Panik. Wortlos blickte sie Susan an, außerstande, irgendetwas zu sagen oder zu tun.
    Susan sah sich im Raum um. Suchte nach irgendetwas, womit sie die Tür verbarrikadieren könnten. Im ganzen Raum war nichts Brauchbares zu finden. Der Schrank war zu schwer. Das Nachtschränkchen hingegen, auf dem ein Emily-Brontë-Taschenbuch mit dünnen Zeitungspapierseiten lag, konnte man allenfalls werfen. Eine Nachtlampe aus Plastik war über dem Bett an die Wand geschraubt, ein paar Pantoffeln lagen auf dem Boden. Susan öffnete den Kleiderschrank. Begleitet von Skips lautem Gebell durchstreifte sie mit den Händen die Klamotten. Die Kleiderbügel waren zumeist aus Plastik, teils hatte Jeanny auch dünne Metallbügel aus der Reinigung, die sich unter dem Gewicht der Kleider durchbogen.
    Im ganzen Raum war nichts zu finden, was man vor die Tür schieben oder was auch nur einigermaßen als Waffe dienen könnte.
    Es dauerte einen Moment, bis ihr bewusst wurde, dass Skips Gebell verstummt war. Es war nicht etwa langsam leiser geworden, sondern auf einen Schlag verstummt, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
    Auf die kurze Stille folgten dumpfe Laute. Jemand kam die Treppe herauf. Zögernde Schritte. Er, oder wer auch immer es war, ließ sich Zeit. Susan kämpfte gegen den unsinnigen Impuls an, sich unter dem Doppelbett zu verkriechen.
    Stattdessen sprang sie die paar Meter bis zur Tür und stemmte
sich mit dem Rücken dagegen. Indem sie sich mit den Füßen auf den Dielen abstützte, versuchte sie, den Gegendruck zu erhöhen. Mit zitterndem Daumen betätigte sie den Plastikriegel an dem Stungun, woraufhin, begleitet von elektrischem Knistern, zwischen den beiden Kontaktpunkten eine dünne Lichtschnur in wackligem Blau erschien. Die Waffe war funktionsbereit.
    Susan schaltete sie aus.
    Plötzlich stand Jeanny neben ihr. Legte die Hände an die Tür und senkte die Stirn auf das Holz, mit geschlossenen Augen. Erfolglos schien sie gegen die lähmende Panik anzukämpfen. Sie stemmte sich mit aller Macht gegen die Tür, als wollte sie sie aus dem Rahmen herausdrücken.
    Die Schritte kamen näher. Unter dem Gewicht knarrten die Stufen.
    Susan bemühte sich, einen klaren Kopf zu behalten. Richtete den Blick auf die Tür, die aus Fichten- oder Kiefernholz bestand, wie die unter dem antiken Lack durchscheinenden Jahresringe besagten. Gegendruck schien sinnlos. Ein Tritt, und dieses Holz würde zersplittern. Oder ein Schuss.
    Durch diese Tür kam eine Kugel ohne Weiteres hindurch. Diese Tür hielt nichts und niemanden auf.
    Susan schaute zum Fenster, das sich auf der anderen Seite des Raums über dem Bett befand.
    Schritte auf dem oberen Treppenabsatz.
    Sie löste sich von der Tür und rannte zum Fenster. Drehte nervös an dem ovalen Knauf, bis die beiden Flügel nach innen aufgingen. Kühle Abendluft strömte ins Schlafzimmer.
    Ohne noch auf die Schritte oder auf ihre Mutter zu achten, schwang sie das eine Bein über die Fensterbank, sodass sie rittlings auf dem Rahmen saß, und schaute nach unten. Sie befand sich vielleicht drei oder vier Meter über dem harten, dunklen Boden, von dem sie so gut wie nichts sehen konnte – das finstere Loch dort unten konnte ebenso gut eine tiefe Grube sein.
    Sie erschauderte.
    Was, wenn ich mir den Rücken breche?
    Einen Augenblick zögerte sie.
    Im nächsten Moment flog die Schlafzimmertür auf. Erschrocken wandte sie den Kopf.
    Den Mann, der breit grinsend in der Tür stand, erkannte sie auf Anhieb.

52
    Maier lehnte mit dem Rücken an einem bemoosten Fels. Rechts von ihm befand sich eine Öffnung in der Felswand, ein Riss im massiven Gestein, breit genug, um einen

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