Verstrickung des Herzens
noch vor Tagesanbruch möglichst weit von St. Augustine entfernen mußten.
In schnellem, aber kontrolliertem Tempo ritten sie landeinwärts, in die Richtung von Palatka. Unterwegs wollten sie Vorräte aus einigen Höhlen holen, ehe sie die Reise nach Süden fortsetzen würden.
James fand eine Hütte in einem schattigen Wäldchen,
die seit Kriegsbeginn leer stand. Nur wer die Wege durchs Sumpfgebiet kannte, konnte sie erreichen. »Hier wirst du dich tagsüber ausruhen, bevor wir weiterreiten«, erklärte er.
Hinter der alten Hütte spendete ein Bach klares Trinkwasser. Sie knieten am Wasserrand nieder, wuschen ihre Gesichter, löschten ihren Durst. »Und nun will ich ein Lager für dich herrichten, Teela. Du mußt schlafen.«
»Nicht nötig, ich fühlte mich sehr gut.«
Seufzend runzelte er die Stirn. »Du hättest nicht mitkommen dürfen, in deinem Zustand.«
»Auch die Indianerinnen kriegen Kinder.«
»Aber sie sind an die ständige Flucht gewöhnt.«
»Fühl doch, wie stark mein Herz schlägt!« Sie ergriff seine Hand und legte sie an ihre Brust.
»Glaub mir, ich bin kein Schwächling.«
Er kreuzte seine Finger mit ihren und spürte die weiche, warme Rundung ihres Busens. »Heute haben wir ein Dach über dem Kopf und frisches Wasser. Aber wir werden in eine Gegend reiten, wo Moskitos und Flöhe um die Plätze auf Menschenfleisch kämpfen. Wir müssen uns einen Weg durch Sumpf und Schlamm bahnen. An manchen Stellen reicht das Wasser bis zu den Knien. Die Pferde werden straucheln und ...«
»Vor alldem fürchte ich mich nicht, James.«
»Weil du zu unvernünftig bist, um Angst zu empfinden.«
Sie suchte nach Worten. »Wenn ich bei dir bin, lebe ich. Und dieses Leben ist mir teurer als meine Sicherheit. In deiner Nähe fürchte ich mich nicht. Und im Augenblick bin ich auch gar nicht müde. Du hast doch gesagt, du liebst mich, erinnerst du dich?«
Lächelnd nickte er. »Sogar sehr gut.«
»Hast du's ernst gemeint?«
»Natürlich.«
»Dann zeig's mir.«
»Teela — wir sind auf der Flucht, und du hast dein Schicksal einem Renegaten anvertraut, einem Mörder ...«
Energisch legte sie einen Finger an seine Lippen. »Warren hätte mich und unser Kind getötet — und dich auch, wenn du dem Henkersstrick nicht entkommen wärst. Mein ganzes Erbe hat er mir gestohlen, den Besitz meines Vaters. Zahllose Menschen sind seiner Grausamkeit zum Opfer gefallen. Reden wir nicht mehr über ihn. Ich will den Haß vergessen und die Liebe entdecken.«
»Aber — Teela, das Baby ...«
Langsam erhob sie sich, sank anmutig auf einen Felsblock und zog ihre Stiefel aus, dann die Strümpfe. Durch gesenkte Wimpern schaute sie ihn an. »Ist der starke Indianer nicht der Mann, für den ich ihn halte?«
Wie leicht sie ihn provozieren — und erregen konnte ...
Ihre Kleider bildeten ein zerknülltes Durcheinander zu ihren Füßen, der weite Rock mit dem engen Oberteil, das dünne Hemd, der Unterrock und die knielange Unterhose. Obwohl das Feuer in ihm brannte, hielt er immer noch inne und starrte sie an. Sie stand auf und trat zum Ufer des Bachs, nackt und unbefangen, so als wäre sie ein Kind der Wildnis. Trotz der seidigen hellen Haut und der zarten Glieder wirkte sie kraftvoll. Und verändert. Viel rundlicher — und erotischer denn je. Die Schwangerschaft schien sie zu stärken und ihre Schönheit zu vertiefen.
»Oh, der Indianer wird's schon schaffen«, entgegnete er gedehnt und ging zu ihr.
Lachend watete sie ins Wasser und genoß die erfrischende Kälte der Wellen. Sie schwamm davon und freute sich, weil sie James in diesem Element gewachsen war. In der Mitte des Bachs drehte sie sich um, konnte ihn nirgends entdecken und zuckte die Achseln. Gleichmütig hielt sie ihr Gesicht ins Licht der Sonnenstrahlen, die zwischen grünen Blättern hindurchdrangen. Als eine Hand an ihrem Fuß zerrte, holte sie tief Luft, tauchte unter und spürte James' warmen Körper. Sein Kuß erhitzte sie sogar im kühlen Wasser. Zärtlich strichen seine Finger über ihre Brüste und Hüften. Er drückte sie fest an sich, ließ sie aber sofort wieder los und erlaubte ihr, hinaufzugleiten und Atem zu schöpfen.
Doch er blieb unter der Oberfläche, und seine Lippen liebkosten ihren Bauch, ihre Schenkel.
Vergeblich versuchte sie, ihn heraufzuziehen. Und so tauchte sie wieder unter. Einen Arm um ihre Taille geschlungen, schwamm er mit ihr zur Oberfläche und zum grasbewachsenen Ufer.
Sobald sie das Wasser verlassen hatten, lag er auf ihr.
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