Verstrickung des Herzens
mitbringen. Heute abend oder morgen kommt er nach Hause, und wir werden seinen Geburtstag feiern. Du bleibst doch hier?«
»Tara ...«
»Hör mal, James, es ist der Geburtstag deines Bruders.«
»Also gut, dann werde ich mich wieder mal herausputzen und zur Schau stellen und den Leuten zeigen, wie zivilisiert sich ein Wilder benehmen kann.«
»James!«
»Tut mir leid. Mein Groll gilt nicht dir. Natürlich bleibe ich hier. Ich muß ohnehin einiges mit Jarrett besprechen, und ich möchte ihn Wiedersehen.«
Lächelnd küßte sie seine Wange. »Dann werde ich Jeeves jetzt sagen, daß du zum Dinner bleibst und bei uns übernachtest. Dein Zimmer ist bereit, so wie immer.«
»Danke. Eine gute Mahlzeit und ein weiches Bett — das kann ich wirklich gebrauchen.«
»Gleich bin ich wieder da«, versprach sie und eilte ins Haus.
Ein paar Minuten später kehrte Tara McKenzie auf die Veranda zurück.
James schaute nach Westen, zur Grenze des Anwesens, wo dichte Büsche und Bäume wuchsen. Im goldenen Licht des Sonnenuntergangs schimmerte seine Haut wie Kupfer. Sie sah die breite, kraftvolle Brust unter der offenen Weste, die muskulösen Schultern und Arme.
In diesem Augenblick sah er tatsächlich wie ein grandioser Wilder aus. Unwillkürlich erschauerte sie. Mochte der Himmel allen beistehen, die jemals seinen Zorn erregen würden ...
Tara kehrte unbemerkt ins Haus zurück und ließ ihn mit seinen Gedanken allein.
3
In erstaunlich kurzer Zeit erreichte Jarrett McKenzies Schiff den heimatlichen Kai am Flußufer. Die Sonne hatte den Zenit eben erst überschritten. Schon seit mehreren Stunden stand Teela im Bug und schaute sich fasziniert um.
Jarrett beobachtete sie lächelnd. Warrens Tochter! Wer hätte das gedacht? Stieftochter, verbesserte er sich. Darauf hatte sie energisch hingewiesen.
Doch sie war in Michael Warrens Obhut aufgewachsen und irgendwie dem Bösen entronnen, das ihm wie eine unheilbare Krankheit anzuhaften schien. Ein lebhaftes, kluges, offenherziges Mädchen — und bildschön ...
Zum Glück führte er eine gute Ehe. Sonst wäre es ihm vielleicht schwergefallen, seiner Frau zu erklären, warum sich ein so reizvolles Geschöpf an Bord seines Schiffes befand, noch dazu ohne Anstandsdame.
Teela Warrens kastanienrotes Haar schimmerte im Sonnenlicht, die grünen Augen, die ein herzförmiges Gesicht mit einer zierlichen kleinen Nase und provozierend geschwungenen dunklen Brauen beherrschten, glichen einer Sommerwiese. Für eine Frau war sie ziemlich groß, und sie besaß eine schlanke, wohlgeformte Figur. Ihr rastloses Temperament wirkte genauso bezaubernd wie ihre offensichtlicheren Vorzüge. Sicher würde sie Tara ebensogut gefallen wie ihm.
Und es freute ihn diebisch, daß er einen Entschluß gefaßt hatte, der Warren ärgern würde.
Am vergangenen Abend hatte er sich eine Zeitlang mit Teela unterhalten. Liebevoll erzählte sie von ihrer Mutter und gab zu, die Klatschgeschichten würden der Wahrheit entsprechen. Sie habe vor dem Traualtar tatsächlich nein gesagt. Aber ihr sei nichts anderes übriggeblieben. Das amüsierte ihn. Allem Anschein nach war sie eine Kämpfernatur. Und wenn sie glaubte, man würde sie hier verurteilen, mußte sie diese Wildnis voll tapferer Flüchtlinge erst noch richtig kennenlernen.
Er würde sie sehr gern in seinem Haus beherbergen, so lange sie es wünschte. Doch sobald der Stiefvater nach ihr schicken würde, konnte Jarrett nichts mehr tun. Nicht Warren hatte ihn um seine Gastfreundschaft gebeten, sondern ein alter Freund, Lieutenant Tyler Argosy. Dessen Brief hatte er erhalten, als er nach Tampa geritten war, um Vorräte zu kaufen. Tyler — oder ein tüchtiger junger Soldat namens John Harrington — sollte das Mädchen eskortieren, weil beide das Terrain und die Gefahr kannten, die von seiten der Indianer drohte. Wie Jarrett erfahren hatte, wollte Warren seine Stieftochter mit Harrington verheiraten, der einer gutsituierten, in politischen Kreisen einflußreichen Familie entstammte.
Sicher wird John Harrington der geplanten Hochzeit mit gemischten Gefühlen entgegenblicken, dachte Jarrett belustigt. Da er die junge Dame nicht kennt, muß er sie für eine weibliche Version von Michael Warren halten. Und nun erwartet ihn eine angenehme Überraschung ...
Jarrett befahl seinen Leuten, das Schiff zur Anlegestelle zu steuern, und ging zu Teela, die an der Steuerbordreling stand. »Was halten Sie von Cimarron, Miss Warren?«
Verwundert schüttelte sie den Kopf.
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