Versuchung des Blutes - Cole, K: Versuchung des Blutes
fiel. Von der Peitsche befreit, translozierte sich der Vampir auf die andere Seite der Grube und war damit endgültig außerhalb von Bowes Reichweite.
Bowe sank auf die Knie und starrte ungläubig auf das Blut, das aus seinem Körper sprudelte. Wie? Er betrachtete seine abgetrennte Hand, die immer noch den Griff der Peitsche umschloss. Wie war es möglich, dass sich die Klinge erhoben hatte?
Ich hab e … verloren? Sein Körper begann heftig zu zittern, als ihm das klar wurde. „Dafür werde ich dich töten, du dreckiger Vampir!“, brüllte er.
Bowe hatte verloren. Er würde nicht in der Zeit zurückreisen und Mariah rette n – vor sich selber retten .
Er hatte sie verloren. Noch einmal.
„ Ich werde dein gottverdammtes Herz zum Frühstück essen!“
Aber der Vampir war bereits fort. Er ließ Bowe zurüc k – eingesperrt in einer Höhle aus Feuer, die Unsterbliche aufsuchten, um zu sterben.
6
„Spring, Mariketa! Ich fang dich auf!“
Mari kroch Zentimeter für Zentimeter auf ihrem Bauch zwischen den widerlichen Körpern der Inkubi hindurch, die um sie herum lagerten und schliefen. So nah war sie dem Rand ihres Lagers in den vergangenen zwei Wochen noch nie gekommen, ohne sie aufzuwecken.
In der Nacht des ersten Angriffs hatte einer von ihnen sie in die Schatten gezerrt, sie dann an den Füßen in die Luft gehoben, obwohl si e – mit dem Kopf nach unten hängen d – wild um sich geschlagen und getreten hatte, um sich zu befreien. Während der Inkubus immer weiter nach oben geflogen war, hatte ihr Körper in seinem Griff gebaumelt wie eine Lumpenpuppe. Als ihr Kopf gegen ein vorstehendes Ornament in den Felsschnitzereien geprallt war, hatte sie nur noch schwarze Punkte vor Augen gesehen. Aufgewacht war sie dann auf diesem Felsvorsprung, irgendwo hoch oben im Grab.
Fast geschafft . Als sie sich auf ihre Ellbogen stützte, zitterte sie so heftig, dass selbst ihr Kopf wackelte. Du kannst es schaffen, Mari . Immer einen Ellbogen vor den anderen. Endlic h … endlich erreichte sie den Ran d – und schaffte es nur knapp, ihr Aufkeuchen zu unterdrücken. Sie hatte gewusst, dass sie sich sehr hoch oben befand, aber nicht, dass es so schlimm war. Sie waren sicherlich über vierzig Meter hoch in der Luft.
Ganz hoch oben. Einfach entzückend.
Als Tera Mari über den Rand hinunterspähen sah, hob sie höflich ihre Laterne hoch. Auch wenn die anderen Unsterbliche n – in unterschiedlichem Maß e – in der Dunkelheit sehen konnten, Mari konnte es nicht. Noch nicht. „Mariketa, geht es dir gut?“
Mari nickte schwach.
„Dann komm. Ich verspreche, ich werde dich auffangen“, sagte Rydstrom noch einmal mit seiner tiefen Baritonstimme.
Im Verlauf der vergangenen Tage hatte Mari die fünf über verschiedene Verteidigungspläne debattieren oder über ihre Flucht streiten hören und ihre Stimmen und Persönlichkeiten dabei recht gut kennengelernt. Rydstrom mochte sie am liebsten, und das nicht nur, weil er so stark und gut aussehend war. Er war sehr besonnen, vor allem für einen Wutdämon, und bewahrte einen kühlen Kopf, während Stunde um Stunde verging.
Cade jedoch schien ihn provozieren zu können wie kein anderer, und manchmal gerieten die Brüder im Eifer des Gefechts in Streit.
„Führt sich immer noch wie ein König auf!“, hatte Cade geblafft. „Aber das bist du nicht. Nicht mehr.“
„Und wessen Schuld ist das, Bruder? “, hatte Rydstrom gekontert.
Die beiden nahmen in der Tat an der Tour teil, um sich die Möglichkeit zu verschaffen, ihr Königreich zurückzugewinnen, das sie wegen irgendetwas, das Cade getan hatte, verloren hatten.
Was die Bogenschützen betraf: Tera war tatsächlich die Schwester des hitzköpfigen Tierney. Und Mari vermutete, dass sich der zweite männliche Bogenschütze, Hild, sehr für die hübsche brünette Elfe interessierte. Hild war für gewöhnlich eher schweigsam, aber wenn er etwas sagte, hörten die anderen alle zu. Mari hatte noch nicht herausgefunden, ob diese drei ebenfalls ein bestimmtes Ziel verfolgten, wegen dem sie am Wettbewerb teilnahmen.
„Mach schon, Mari! Rydstrom lässt dich sicher nicht fallen“, sagte Cade, und die anderen nickten ermutigend. „Spring einfach!“
Ja klar, nichts leichter als das. Sonst noch Wünsche, ihr Witzbolde?
Ihre Miene musste wohl ihre Gedanken verraten haben, denn jetzt erkundigte sich Tera: „Wenn du nicht springen kannst, kannst du denn irgendeinen Zauber wirken?“
Während der vergangenen zwei Wochen auf
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