Versuchung des Blutes - Cole, K: Versuchung des Blutes
Wirklichkeit hatte Mari ihr College-Stipendium verloren, kam nicht einmal mit den einfachsten Zaubersprüchen zurecht und jagte ständig etwas in die Luft. Sie schaffte es ja nicht mal, ihre Geldangelegenheiten zu regeln.
Stellte ihre Teilnahme an der Tour möglicherweise nichts anderes dar als den Versuch, sich zu rehabilitiere n – mit erhobener Faust und dem Ausruf „ Ich werd’s euch allen zeigen!“ ? Nun j a … ja.
Und jetzt bezahlte sie dafür. Die Inkubi würden sie niemals freilasse n – nicht wenn sie selbst Gefangene bis in alle Ewigkeit blieben. Wenn es ihrem Koven bis jetzt noch nicht gelungen war, sie ausfindig zu machen, würde das wohl nie geschehen. Im Dschungel um die Grabstätte herum wimmelte es nur so von Menschen, von Guerillatruppen, die in unmittelbarer Nähe des Tempels kämpften, ohne ihn je zu betreten. Was für eine Ironie. Sie hatten nicht die leiseste Ahnung, welche Schlachten jede Nacht hier drinnen geschlagen wurden.
Und Mari wusste, dass der Werwolf niemals zurückkommen würde. Wie konnte es nur sein, dass sie sich nach jemandem verzehrt hatte, der so grausam war, sie alle hier umkommen zu lassen? Hinter vorgehaltener Hand wurde in der Mythenwelt erzählt, dass die Lykae im Grunde ihres Herzens nichts als tollwütige Bestien waren, direkt aus einem Albtraum entsprungen.
Auf Bowen MacRieve traf das sicherlich zu. Warum sonst kam er nicht? Oder schickte wenigstens jemanden?
Vielleicht hatte ihr Zauber ihn bereits getötet. Sollte er tatsächlich noch am Leben sein, wenn sie hier rauskam, würde sie ihn umbringen. Sie wusste nicht wie, nur, dass es langsam geschehen würde.
Als die Inkubi um sie herum begannen, sich zu erheben, kniff sie die Augen fest zu und versuchte sich auf ihre Fantasien zu konzentrieren, in denen der Lykae für das alles hier bezahlte.
Bowe saß mit dem Rücken gegen die kochend heiße Wand der Höhle gelehnt und hielt seinen Arm. Obwohl er kaum noch in der Lage war, sich aufrecht zu halten, war er fest entschlossen, der Versuchung, sich hinzulegen, nicht nachzugeben.
Durch den Dunst der quälenden Hitze starrte er auf die Feuerschlange, die in Erwartung ihres nächsten Opfers durch die Lava glitt.
Als Schweiß in Bowes gesundes Auge tropfte, versuchte er, ihn wegzuwischen, aber seine Hand war weg. Das war ihm zwar bewusst, denn der Schmerz ließ ihn nicht eine Sekunde lang in Ruhe, und dennoch versuchte er immer wieder, sie zu benutzen.
Die Bestie, die in ihm steckte, wollte unbedingt am Leben bleiben, aber was Bowen selbst betra f – er wusste, was die Stunde geschlagen hatte. Seit über zwei Wochen saß er jetzt hier in der Falle, unfähig, einen Weg nach draußen oder einen Weg über die Lavagrube hinweg zu finden. Niemals hätte er sich träumen lassen, dass diese Höhle sich für ihn als Einbahnstraße entpuppen könnte.
Wenn es ihm nicht gelang zu entkommen, würde er als Unsterblicher langsam vergehen, ohne je zu sterben, und als Schatten seiner selbst enden. Und Bowe wusste, dass niemand kommen würde, um ihn zu retten. Nicht einmal der einfallsreiche Lachlain, sein Cousin und König, könnte diesen Ort entdecken. Die Koordinaten waren nur in esoterischen Kreisen der Mythenwelt bekannt. Und natürlich dem Vampir, aber Sebastian Wroth würde es vermutlich genießen, wenn er wüsste, was Bowe hier durchmachte.
Sein Körper war zerschunden, sein Wille gebrochen. Er sollte sich einfach ins Feuer fallen lassen. Unter diesen Umständen weiter um sein Leben zu kämpfen, erschien ihm weitaus feiger, als ihm ein Ende zu setzen.
Zum Teufel, sein Clan wartete schon seit fast zwei Jahrhunderten, dass er endlich abtrat.
Ich habe mir gewünscht zu vergessen. Dies hier wäre genau der richtige Weg, das zu erreichen.
Aber er hatte diesem Vampir Rache geschworen. Und er sehnte sich danach, die Hexe für seine unerträgliche Niederlage büßen zu lassen. In seinen Augen war sie es, die dafür gesorgt hatte, dass er den Wettbewerb verloren hatte. Die Walküre und der Vampir hatten sich lediglich die Schwäche zunutze gemacht, für die Mariketa verantwortlich war.
Bowe vermutete, dass sie und die anderen fünf das Grab längst verlassen hatten; jetzt war er derjenige, der in der Falle saß. Er tröstete sich mit der Erinnerung daran, was für eine böse Überraschung auf sie gewartet hatte. Bevor er den Dschungel verlassen hatte, hatte er nicht nur ihre Fahrzeuge, sondern auch ihren CB -Funk und ihre Satellitentelefone zerstört.
Aber dafür zu sorgen,
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