Versuchung in blond
hatte keine andere Wähl. Diese verfluchten Pillen haben mich verrückt gemacht. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.” Sie setzte sich auf und schlug die Hände vors Gesicht. „Ich kann es noch immer nicht.”
„Wenn Sie mochten, können Sie duschen. Vielleicht fühlen Sie sich dann ja besser.”
Sam stand mit seiner Hilfe auf, dann lehnte sie sich schwankend gegen ihn. Ihrem
entsetzten Gesichtsausdruck entnahm er, was gleich kommen würde.
„Mir ist übel”, sagte sie, ihren Bauch umklammernd.
Jake verschwendete keine Zeit und zerrte sie durch die angrenzende Badezimmertür. Er klappte den Toilettendeckel hoch und stützte sie, als sie in die Knie ging. „Bringen Sie es hinter sich.”
Als er hörte, wie sie sich übergab, kam ihm fast selber sein Essen hoch. Er schluckte trocken, kniete sich neben Sam und hielt ihr das Haar aus dem Gesicht. Sie umklammerte den Rand der Porzellanschüssel so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Nachdem alles vorüber war, setzte sie sich auf ihre Fersen und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
„Fertig?”
Sie nickte mit gesenktem Kopf. „Danke.” Das geflüsterte Wort war mehr, als er
ertragen konnte.
„Es gibt nichts zu danken”, sagte er schroff, stand auf und zog sich zur Badezimmertür zurück. „Duschen Sie jetzt, und ziehen Sie sich frische Sachen an. In Annies Kleiderschrank finden Sie bestimmt irgendetwas Passendes.” Sein weiches Herz verfluchend, floh Jake aus dem Bad, von Höllenhunden gehetzt… oder von seiner Vergangenheit.
Eine halbe Stunde später fand Sam Jake in einem Raum, der eine Mischung aus
Arbeits-und Wohnzimmer war, vor dem Fernseher wieder. Die Dusche hatte ihr gut getan, und etwas zum Anziehen hatte sie auch gefunden, obwohl die ausgewaschene Jeans, für die sie sich entschieden hatte, so eng war, dass sie kaum Luft holen konnte. Als sie den Blick auf den Bildschirm richtete, vergaß sie einen Moment lang zu atmen. Dort wurde gerade ein Bild, auf dem ein etwa zehn Jahre jüngerer Jake Cavanaugh zu sehen war, eingespielt.
„Was…”
„Sschch! Ich will zuhören!”
Seiner angespannten Haltung entnahm Sam, dass er nichts Gutes hörte. Sie trat neben ihn und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Fernseher. Anstelle von Jake sah man jetzt eine flotte blonde Nachrichtensprecherin, die ihr bestes Hier-handelt-es-sich-um-eine-ernste-Sache-Gesicht aufgesetzt hatte.
Dann berichtete sie mit Blick auf ihren Zettel von einer Schießerei, die gegen zwei Uhr morgens vor Big Louie’s Diner in der Pebble Road stattgefunden habe. Die Polizei habe am Tatort drei Leichen gefunden, wobei es sich bei der einen Leiche um einen Polizeibeamten handele. Die anderen seien vermutlich die Angestellten des Diners, aber noch nicht identifiziert. „Ein Fahrzeug, das kurz danach den Tatort verließ, wurde als der Wagen von Jake Cavanaugh, einem ehemaligen Metro-Dade-Detective, identifiziert”, fuhr die Sprecherin fort.
„Cavanaugh ist vermutlich bewaffnet und gefährlich. Falls Sie den Mann gesehen haben, bittet die Polizei dringend um Hinweise. Wir setzen unsere Berichterstattung zu einem späteren Zeitpunkt fort.”
Jake klickte auf die Fernbedienung, und der Bildschirm wurde schwarz. Er schaute Sam aus zornigen Augen an. „In was zum Teufel haben Sie mich da reingezogen?”
Sam schüttelte hilflos den Kopf. Irgendwo im Haus schlug eine Uhr viermal. „Ich Weiß es nicht. Es ist alles ein schreckliches Missverständnis. Rufen Sie einfach die Polizei an und erklären Sie …”
„Erklären? Was soll ich denn erklären? Ja, Officer, ich war dort. Ja, ich habe meinen Freund Greg angerufen und gesehen, wie er erschossen wurde. Die Polizei habe ich daraufhin allerdings nicht alarmiert, weil ich zu diesem Zeitpunkt gerade von zwei
bewaffneten Killern verfolgt wurde. Ich kann Ihnen nicht sagen, was das alles zu bedeuten hatte, aber vielleicht möchten Sie ja meiner Begleiterin dazu ein paar Fragen stellen.” Er fuhr sich mit einer Hand durchs Haar.
Sam, die ganz weiche Knie bekommen hatte, ließ sich auf der Kante einer braunen
Couch nieder. „Aber Sie waren doch früher bei der Polizei. Bestimmt glaubt man Ihnen.”
„Darauf würde ich an Ihrer Stelle lieber nicht wetten, Süße. Meine Personalakte war alles andere als blütenweiß. Ich bin wahrscheinlich der Letzte, dem sie glauben.”
„Oh.”
„Warum erzählen Sie mir nicht, was hier wirklich vorgeht? Das ist doch nicht alles nur wegen ein paar Fotos, die
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