Versuchung Pur
zusammen. »Elliot? Der Name kommt mir so bekannt vor. Sind wir uns nicht schon einmal vor Jahren begegnet? Oh ja, natürlich. Sie sind Jessie Winthrops Enkel.«
Eden sah das Lächeln auf seinen Lippen und in seinen Augen. Doch es galt nicht ihr. »Das stimmt. Ich erinnere mich auch noch gut an Sie, Mrs. Norfolk. Sie haben sich überhaupt nicht verändert.«
Dottie lachte auf, herzhaft und warm. »Das muss jetzt so ziemlich genau fünfzehn Jahre her sein. Ich würde behaupten, dass sich da doch ein oder zwei Dinge verändert haben. Sie, zum Beispiel, waren damals noch einen guten halben Meter kleiner.« Mit einem schnellen Blick hatte sie ihn von oben bis unten eingeschätzt, und was sie sah, gefiel ihr. »Sie machen in Äpfeln, nicht wahr? Aber ja, natürlich. Elliot Apples.«
Genauso schnell wurde Dottie noch etwas anderes bewusst. Da war sie hier mit Eric aufgetaucht und hatte damit einen Prozess ins Stocken gebracht. Man müsste schon einen undurchdringlichen Stahlmantel tragen, wollte man von den Schwingungen hier im Stall nichts bemerken.
Nun, wenn man sich die Suppe eingebrockt hatte, musste man sie auch wieder auslöffeln. Lächelnd schaute sie zu ihrer Nichte. »Candy hat mir von dem bevorstehenden großen gesellschaftlichen Ereignis der Saison erzählt. Sind wir alle eingeladen?«
»Eingeladen?« Es dauerte einen Moment, bevor Eden ihren Verstand wieder beieinander hatte. »Du meinst, zum Sommerfest?« Das Lachen ließ sich nicht zurückhalten. Ihre Tante stand hier im Stall, mit ihren italienischen Schuhen und einem Kostüm, das mehr gekostet hatte als jedes einzelne Pferd. »Tante Dottie, du hast doch wohl nicht vor, hier zu übernachten?«
»Hier übernachten?« Weiße Augenbrauen wurden hochgerissen. »Das wohl eher nicht.« Sie spielte mit den Perlen an ihrem Hals und überschlug eiligst die Situation. Auf eine Nacht in einer Blockhütte hatte sie nun wirklich keine Lust, aber sie wollte auch nicht das Feuerwerk verpassen, das sich hier ankündigte.
»Eric und ich werden in einem Hotel unterkommen, ein paar Meilen von hier entfernt. Aber es würde mir das Herz brechen, wenn du uns nicht zu der Party heute Abend einlädst.« Sie legte sanft ihre Hand auf Chases Arm. »Sie kommen doch auch, oder?«
Er erkannte einen Strippenzieher, wenn er einen vor sich hatte. »Das werde ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen.«
»Wunderbar.« Dottie zog Candys Hand wieder unter ihren Arm und tätschelte die Finger. »Dann sind wir also alle eingeladen.«
Unsicher und verlegen blickte Candy von Eric zu Eden. »Nun, sicher, aber …«
»Ist das nicht nett?« Wieder tätschelte Dottie Candys Hand. »Wir werden uns ganz großartig amüsieren, meinst du nicht auch, Eden?«
»Sicher, ganz großartig«, stimmte Eden zu. Währenddessen fragte sie sich, wie sie sich am schnellsten aus dem Staub machen konnte.
9. K APITEL
Eden hatte gleich mehrere Probleme. Riesige Probleme. Das größte davon waren die sechzig Halbwüchsigen im Speisesaal. Wie auch immer sie mit Eric umgehen würde, wie auch immer sie es anstellen wollte, sich Chase zu erklären – sechzig Teenager auf engem Raum ließen sich nun mal nicht ignorieren.
Die Jungs kamen um Punkt acht mit mehreren Vans. Wenn Eden sich nicht völlig täuschte, waren sie ebenso nervös wie die Mädchen. Eden erinnerte sich noch gut an ihre eigenen Tanzveranstaltungen, an die Unsicherheit, an die feuchten Handflächen. Die laute Musik half etwas dabei, die Verlegenheit zu kaschieren, als die männlichen Betreuer die Jungs in den Saal schoben.
Der Tisch mit den Knabbereien bog sich unter den Schalen, in der Küche stand genügend Punsch, dass man darin hätte baden können. Candy hielt eine kurze Begrüßungsansprache, um die Stimmung aufzumuntern; die Girlanden und Papierblumen flatterten lustig im leichten Wind. Ein neuer Song wurde eingelegt. Die Mädchen standen auf der einen Seite des Raumes, die Jungs auf der anderen.
Das größte Problem bei einer solchen Veranstaltung war immer, dass niemand den ersten Schritt tun wollte. Doch Eden hatte sich etwas ausgedacht: Zwei große Schüsseln waren mit Zetteln gefüllt worden, auf denen Nummern standen. Die Jungs zogen einen Zettel aus der einen Schüssel, die Mädchen einen aus der anderen. Wer dieselbe Nummer hatte, tanzte zusammen. Nicht gerade besonders raffiniert, aber dafür wirkungsvoll.
Als der erste Tanz nahezu vorüber war, schlüpfte Eden in die Küche, um nach dem Nachschub an Erfrischungen zu sehen,
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