Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
Vom Netzwerk:
unterdrücken.
      Er reichte mir
einen vollen Teller Suppe. „Hier, du bist noch ziemlich geschwächt. Ich hoffe
es schmeckt einigermaßen.“
      Die Suppe war
wirklich gut und allmählich kehrte auch der Hunger zurück. Ich aß alles auf und
nahm mir einen Nachschlag. Es tat gut, etwas Warmes im Magen zu spüren, denn
der Rest von mir fror noch immer. Ich setzte mich näher ans Feuer, doch es war,
als wären meine Knochen aus Eis. Nichts kam gegen diese schreckliche Kälte an.
      „Meinst du
wirklich, dass Banshee und Lenn uns wiederfinden?“, fragte ich Devil.
      Er nickte. „Ganz
sicher. Sie werden bestimmt bald hier auftauchen.“
      Ich hoffte, dass
ihnen nichts zugestoßen war. Zumindest, was Banshee betraf. Auf Lenn konnte ich
gerne verzichten …
      „Du bist ja
eiskalt“, hörte ich ihn sagen. Er hatte mir den leeren Teller abgenommen und
dabei meine Hand berührt.
      „Ja, irgendwie wird
mir nicht richtig warm“, gab ich zu.
      „Das liegt daran,
dass du noch nicht bei Kräften bist.“     
      Er holte eine
zweite Decke, die er um mich legte. Doch anstatt sich danach neben mir
niederzulassen, setzte er sich direkt hinter mich und schloss mich in seine
Arme. Allzu bereitwillig ließ ich mich an seine Brust ziehen und genoss die
Wärme, die er ausstrahlte, und diese berauschende Nähe.
      Seine Arme hielten
mich fest, ich legte meine Hand auf seine und fühlte mich allmählich besser. Er
hatte sein Kinn auf meine Schulter gebettet und sein warmer Atem strich über
meine Haut. Es war ein elektrisierendes Gefühl, das mich packte und mich nicht
mehr losließ. Heiße, wohlige Wellen schossen durch meine Adern und ließen das
Eis darin schmelzen. Stattdessen begannen Feuer in mir zu tanzen, die mich erschauern
ließen. Ich lehnte mich an seine Brust und war vollkommen glücklich. Wie lange
war es her, dass wir so beieinander hatten sein können? Umso schöner war es
nun. Ich legte meinen Kopf auf sein Schlüsselbein und schmiegte mich an ihn.
Ich wollte, dass dieser Moment nie verging.
      Er spielte mit
einer meiner Haarsträhnen, streichelte mir immer wieder über die Wange, den
Hals, den Nacken und näherte sich meinen Lippen. Ich spürte seinen Blick auf
mir – auch er glühte. Mein Herz pochte so heftig in meiner Brust, dass es
beinahe wehtat. Vorsichtig sah ich ihn an und verlor mich in der tiefen
Leidenschaft, die seine Augen ausstrahlten. Ich strich ihm zärtlich über die
Wange, sie war so unglaublich weich – fast wie Seide. Ich schloss ganz langsam
die Augen und fühlte, wie er sich mir näherte. Ich konnte seinen Atem auf mir
spüren. Ich streichelte seinen Nacken, fuhr seinen Hals entlang und schrie mit
einem Mal entsetzt auf. Ich schrak zurück, öffnete die Augen und betrachtete
meine Hand. An einer Stelle war sie rot und schwoll leicht an, als hätte ich
mich verbrannt.
      „Was ist?“, fragte
er und sah mich überrascht an.
      „Ich … ich weiß
nicht“, begann ich. Ich hatte mich an irgendetwas verletzt. Ich begutachtete seinen
Hals. Dort irgendwo musste es gewesen sein. Langsam fuhr ich mit den Fingern
die Stelle entlang und zuckte erneut zurück.
      „Autsch“, ächzte
ich. „Was ist das?“
      Devil schien
ehrlich verwundert. „Ich verstehe nicht ganz, warum, aber offensichtlich kannst
du ihn spüren.“
      Wovon sprach er da?
Er zog etwas Unsichtbares von seinem Hals und machte einige schnelle
Fingerzeichen. Meine Augen weiteten sich, als ich den Kristall in seiner Hand erkannte.
Er war an einer Kette befestigt und leuchtete in den wundervollsten Farben. Und
mir war, als hätte ich ihn schon mal irgendwo gesehen … Konnte das der
Fiores-Kristall sein, dem ich auf meiner Geistreise begegnet war und von dem
Devil erzählt hatte?
      „Ist das etwa der
Fiores-Kristall? Du hast ihn schon die ganz Zeit bei dir?!“
      Ich sah ihn
erschrocken an, als mir die Bedeutung klar wurde.
      „Was ist, wenn dein
Onkel dich in die Hände bekommt?! Er hätte sein Ziel erreicht und könnte gleich
damit beginnen, deine Macht auf sich zu übertragen.“
      Ich schluckte. Ich
wollte gar nicht daran denken, was anschließend mit ihm geschehen würde.
      „Es geht nicht
anders. Ich kann ihn nicht einfach an einem Ort verstecken. Bei mir ist er am sichersten.“
      „Du könntest ihn
doch einer Person geben, der du vertraust. Dann wäre nicht gleich alles
verloren, falls du gefangen genommen werden solltest. Gerade jetzt, wo wir bald
in Averonns Gebiet kommen …

Weitere Kostenlose Bücher