Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
Vom Netzwerk:
Moment inne. „Er hat nach dir und Saphir gefragt. Er macht
sich große Vorwürfe, dass er das alles vor euch verheimlicht hat.“
      Er nickte und in
seinen Augen lag ein hoffnungsvoller Glanz, als er mich ansah.
      „Hast du noch
Kontakt zu ihm?“
      „Nein“, gab ich
leise zu. „Seit er verschwunden ist, habe ich nichts mehr von ihm gehört.“
      „Ich hoffe, dass
wir ihn irgendwann einmal treffen können und dass ihm bis dahin nichts
passiert.“
      Seine Worte
versetzten mir einen Stich.
      „Glaubst du … dass
wir ihn wiedersehen?“ Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen traten.
      „Es wird sicher
alles anders sein, aber … ja, ich bin mir sicher, dass er irgendwann
zurückkommt. Und bis dahin müssen wir das Beste daraus machen und dürfen uns
nicht hängen lassen. Wir müssen irgendwie weitermachen.“
      Ich nickte kurz und
versuchte, meine Tränen hinunterzuschlucken. In diesem Augenblick rief Saphir
nach ihm.    „Mann, ich such dich schon überall!“
      „Ja, schon gut, ich
komme ja.“
      Sky wuschelte mir
kurz durchs Haar und sagte: „Danke noch mal. Und versuch, immer daran zu denken.“
      Ich wusste, was er
meinte, und nickte.
      „Du kannst Saphir
davon erzählen. Er macht sich ja ebenfalls Sorgen.“
      „Gut, du kannst
dich auf uns verlassen.“
      Damit eilte er zu
seinem Kumpel und ging mit ihm zusammen in Richtung Cafeteria. Auch mich hielt
nun nichts mehr.
      Immer wieder
hallten Skys Worte in meinem Kopf wider und der altbekannte Schmerz drohte mich
zu überwältigen, als ich die Treppe hinaufstieg. Ich hatte keinen Blick für
meine Umgebung, und so entging mir die Person, an der ich vorbeilief und die
mich kurzerhand festhielt. Erstaunt sah ich auf.
      Was wollte Duke
schon wieder von mir?
      „Ist irgendwas
passiert? Du siehst aufgebracht aus.“
      Ich versuchte, mein
bedeutungsleeres Lächeln aufzusetzen.
      „Nein, ich habe nur
gerade über etwas nachgedacht. Es ist nichts.“
      Er musterte mich,
schien dann aber beruhigt.
      „Hast du über meine
Worte nachgedacht?“
      Ich wusste zunächst
nicht, wovon er sprach, doch dann fiel es mir ein. Die Versöhnung … das war
wirklich das Letzte, mit dem ich mich jetzt befassen wollte. Er schaute mich durchdringend
an und ich ahnte, dass ich vorsichtig sein musste.
      „Es ist momentan
alles noch ein bisschen viel für mich, verstehst du? Aber wir können ja erst
mal versuchen, wieder normal miteinander umzugehen.“
      Ich hoffte, dass
meine Worte vage, aber doch freundlich genug waren, damit er mich fürs Erste in
Ruhe ließ, und tatsächlich strahlte er über das ganze Gesicht.
      „Das freut mich
wirklich sehr. Ich bin erleichtert, dass du uns noch eine Chance geben willst.“
      Bei diesen Worten stieg
ihm eine eigenartige Röte ins Gesicht und er strich sich verlegen durchs Haar. Oh
nein, bitte nicht. Das wurde mir alles zu viel.
      „Ich geh dann mal
weiter“, erklärte ich daher kurz angebunden und verabschiedete mich von ihm.
Ich sah, wie er mit zufriedenem Lächeln die Treppe hinunterging. Auch das noch …
als hätte ich nicht schon genug Probleme. Ich spürte, wie sich mir der Hals
zuschnürte. Ich musste an Night denken, erinnerte mich erneut an Skys Worte und
eilte weiter. Ich hatte so ein eigenartiges Gefühl … spürte ein Stechen in
meinem Rücken. Beobachtete mich jemand? Ich sah nur kurz hinter mich, schenkte aber
meiner Vorahnung keine weitere Beachtung.
      Ich hastete auf
mein Zimmer zurück und merkte, wie sich all das, was ich so lange versucht
hatte zu unterdrücken, wieder in Bewegung setzte. Das Gespräch mit Sky hatte
all meine Gefühle wieder aufgewühlt. Doch er hatte recht, ich musste versuchen,
irgendwie weiterzumachen, auch wenn es schwer war.
      Ich riss die
Zimmertür auf, warf sie hinter mir zu und stürmte, ohne zu zögern, zu meinem
Schrank. Ich zog das Erstbeste von Nights Sachen aus der Tasche, die Sky damals
gepackt hatte, um sie vor den Radrym zu retten, und die ich in meinem Zimmer
versteckt hatte. Ein Shirt von Night. Es roch nach ihm und rief dadurch weitere
Erinnerungen in mir wach. Ich konnte nun nicht mehr verhindern, dass mir Tränen
die Wangen hinabliefen. Ich kramte immer mehr Sachen von ihm hervor und warf
sie allesamt auf einen Haufen. Ich nahm seine Jacke, die er mir beim letzten
Schattenball umgelegt hatte, als mir so kalt geworden war. Damals hatte ich
diese Visionen aus seiner Vergangenheit gesehen. Nichts hatte darauf

Weitere Kostenlose Bücher