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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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hingedeutet,
dass er etwas anderes als ein Hexer sein könnte. Ich drückte sie an mich und
wünschte mir so sehr, das alles wäre nicht geschehen. Warum hatte er verschwinden
müssen?! Er hätte bei mir bleiben sollen! Stattdessen war er in der Nacht einfach
verschwunden und hatte mir nichts als diesen Brief hinterlassen. Ich war so
wütend und verletzt! Dazu noch Skys Worte, wir würden ihn wiedersehen. Woher
nahm er diese Gewissheit?! Wie konnte er sich an solch eine Hoffnung klammern?!
Und warum konnte ich nicht in mein altes Leben zurückfinden?! Wut und Schmerz tobten
in mir. Ich konnte nicht mehr … warf die Jacke verzweifelt in die Ecke und nahm
aus dem Augenwinkel wahr, wie dabei ein kleiner Gegenstand aus der Tasche fiel,
durch die Luft wirbelte und auf dem Boden aufschlug. Er zersprang und eine
golden leuchtende Flüssigkeit ergoss sich daraus. In diesem Moment begann das
Bild vor mir langsam zu verschwimmen, alle Farben zogen sich zusammen und das
Zimmer schien sich aufzulösen. Kurz darauf versank alles um mich herum in
gleißendem Licht, das so grell war, dass ich die Augen schließen musste. Es
schmerzte und ich spürte, wie ich fiel … Ich konnte nicht mehr atmen, bekam keine
Luft und war nicht in der Lage, mich zu bewegen. Voller Angst spürte ich, wie
mein Bewusstsein allmählich schwand …

 
Eine Welt aus Feuer und Flammen
     
    Ich schlug die Augen auf,
war jedoch so entsetzt von dem, was ich sah, dass ich sie sofort wieder
schloss. Das konnte doch nicht sein …
      Langsam öffnete ich
sie erneut, doch das Bild hatte sich nicht verändert. Ich befand mich an einem
Waldrand, in einer Gegend, die mir nicht im Geringsten bekannt vorkam. Der
Himmel war bewölkt und grau. Obwohl es taghell war, konnte ich gleich zwei
Monde erkennen. Während ich die Gestirne anstarrte, begann mein Körper zu zittern.
Zwei Monde?! Das war doch unmöglich ...
      Doch die Erkenntnis
jagte siedend heiß durch meine Adern: Ich war nicht mehr in Necare. Aber wo war
ich dann und wie war ich hierhergekommen?!
      Vorsichtig erhob
ich mich. Es war kühl; ein rauer Wind fegte über das Land und ließ die Bäume
rauschen. Ein paar Meter von mir entfernt entdeckte ich einen steinigen Hang, auf
dessen abgeflachter Spitze ich Büsche und Gestrüpp erblickte. Ich hatte noch immer
nicht die geringste Ahnung, wo ich mich befand, und erst recht nicht, was ich
jetzt tun sollte. Da vernahm ich schnelle Laute. Ich hielt den Atem an und
lauschte. Sie kamen auf mich zu und mir wurde schnell klar, was es war: das
Geräusch von schlagenden Hufen, die in schnellem Galopp in meine Richtung
eilten.
      Einer inneren
Eingebung folgend, lief ich augenblicklich los. Ich musste von hier fort, um
alles aus sicherer Entfernung beobachten zu können. Wenn ich erst mal wusste,
wer und was da auf mich zukam, konnte ich mich immer noch zu erkennen geben.
Ich rannte auf den Hang zu und versuchte, hinaufzuklettern. Das stellte sich
allerdings als schwieriger dar als gedacht, da er hauptsächlich aus Kies
bestand, der unter mir nachgab und wegrutschte. Mit rasendem Herzen erreichte
ich endlich das Plateau und versteckte mich hinter dem erstbesten Gebüsch.
Keine Minute zu spät, wie ich feststellte, denn die Reiter passierten in diesem
Augenblick mein Sichtfeld. Es waren etwa zwanzig Männer, allesamt in lange schwarze
Kutten gehüllt, deren Kapuzen die Gesichter verbargen. Einige der Pferde gaben
ein lautes Schnaufen von sich, als der Trupp direkt vor dem Hügel stehen blieb.
      Mich überkam blanke
Panik. Hatten sie mich etwa gesehen? Und wenn ja, was würden sie mit mir tun?
Ihr Aussehen ließ nichts Gutes vermuten. Sie waren alle bewaffnet, trugen
blitzende Schwerter oder Armbrüste. Der Mann, der an ihrer Spitze geritten war,
stieg ab. Erst jetzt fiel mir sein Pferd ins Auge. Es war schwarz und von kräftiger
Statur, doch das Hervorstechendste waren sein Schweif und seine Mähne, die nicht
aus üblichem Rosshaar waren, sondern aus purem, loderndem Feuer bestanden. Der
Mann gab ein paar Befehle an die Gruppe weiter, die ich jedoch nicht verstehen
konnte, und kam direkt auf mich zu. Als er den Hügel hinaufstieg, sah ich mich
entsetzt um und kroch zu einem anderen Gebüsch, das mir etwas dichter erschien.
Ich hatte mittlerweile eine böse Ahnung, wo ich mich befand. Sollte sich diese
tatsächlich bewahrheiten, steckte ich in größeren Problemen als jemals zuvor.
      Ich hörte seine
Schritte, das Knirschen der Steine. Er kam näher. Ich machte

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