Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
Vom Netzwerk:
deutet das
darauf hin, dass er weiterhin in Freiheit ist“, resümierte Thunder, die wohl
ebenfalls annahm, dass er dahinter steckte. „Das ist doch schon mal was, oder?“
      Ich wusste, wie
schwer es ihnen fiel, meine Gefühle zu respektieren. Sie waren weiterhin
unsicher, was Night betraf, gaben sich jedoch Mühe, mir ihre Angst und Sorgen
diesbezüglich nicht allzu deutlich zu zeigen.
      Ich nickte und
lächelte. Dennoch kreisten meine Gedanken unweigerlich weiter. Je mehr Zeit
verstrich, desto stärker wurde auch die Gewissheit, dass er nicht mehr zurückkommen
würde. Natürlich war mir dies schon lange klar. Er hatte ja auch gar keine
andere Wahl. Doch es war mir einfach unmöglich, mir ein Leben ohne ihn vorzustellen.
Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Immer, wenn diese Angst in mir
hochkam, versuchte ich, sie hinunterzuwürgen und nicht weiter darüber nachzudenken,
denn der daraus resultierende Schmerz war einfach zu groß.
      Ich stocherte in
meinem Essen herum, während sich die anderen mittlerweile wieder über andere
Dinge unterhielten. Doch ich konnte mich nicht darauf konzentrieren und erhob
mich daher schließlich.
      „Ich geh schon mal
aufs Zimmer. Treffen wir uns später dort, um Hausaufgaben zu machen?“
      Die drei nickten
und blickten mich prüfend an.
      „Nun macht euch
nicht solche Sorgen um mich. Ich sag doch, es ist alles gut.“
      Tatsächlich schien
sie das ein wenig zu beruhigen und ich konnte gehen. Mit leerem Blick ging ich durch
die Halle und versuchte, meine Gedanken zu stoppen. Ich wollte nicht darüber
nachdenken. Und überhaupt?! Warum brachte mich diese Nachricht nur so
durcheinander? Es war gut, dass seine Mutter wieder in Freiheit war. Und wenn
er sie sogar aus Baras geholt hatte, war das umso besser. Das zeigte doch, dass
er irgendwo noch derselbe war …
      „Alles klar bei
dir?“
      Eine Stimme riss
mich aus meinen Gedanken und ich zuckte erschrocken zusammen, als mich ein Arm
an der Schulter berührte.
      Ich blickte Sky
überrascht an und antwortete: „Ach, du bist das … ja, ich hab nur nachgedacht.“
      Er sah mich für
eine Sekunde skeptisch an und meinte dann: „Du brauchst dich nicht zu
verstellen. Ich seh dir an, dass es dir nicht gut geht.“
      War meine Maskerade
so schlecht?
      „Keine Sorge,
andere kannst du damit sicher täuschen, nur bei mir klappt es nicht.“ Er lehnte
sich gegen das Treppengeländer, während seine Augen sich trübten. „Ich kenn das
von mir, ich versuch auch immer, mir nichts anmerken zu lassen, wenn mich etwas
bedrückt.“
      Ich sah ihn
vorsichtig von der Seite an.
      „Es muss schwer für
dich sein“, sagte ich.
      „Für Saphir aber auch
und für dich wohl erst recht.“ Er seufzte kurz und fuhr fort. „Er war immerhin
mein bester Freund, wir waren jahrelang unzertrennlich. Ich kann es einfach
nicht fassen, dass ich nichts mitbekommen habe. Ich war zwischendurch so wütend
auf ihn und hab mich immer wieder gefragt, warum er mir nichts davon erzählt
und mir nicht vertraut hat. Aber ich weiß ja, dass es nicht so war. Er konnte
es ganz einfach nicht. Und trotzdem wünschte ich, er wäre einfach wieder hier
und alles wäre wie früher. Aber das wird wohl niemals passieren …“
      Ich spürte Skys
Schmerz und wie sehr er mit sich kämpfte. Ich zögerte kurz und flüsterte
schließlich leise: „Ich muss dir was sagen. Kurz nachdem Night sich in der
Schule verwandelt hat, habe ich ihn hier im Wald getroffen.“
      Er starrte mich mit
großen Augen überrascht an, schwieg jedoch.
      „Er war ziemlich
durcheinander und wollte sich den Radrym stellen. Ich konnte ihn aber davon
abhalten und hab ihm vorgeschlagen, sich erst mal bei mir zu Hause zu
verstecken. Dort war er dann auch für ein paar Tage, bis er …“ Ich konnte es
kaum aussprechen, so sehr schmerzte mich die Erinnerung. „Bis er schließlich
doch nach Incendium zurückgekehrt ist. Er hat mir einen Brief dagelassen, in
dem er mir erklärt hat, warum er sich dazu entschlossen hat.“
      Sky nickte kurz und
sah betreten zu Boden. Er schwieg und schien innerlich mit sich zu kämpfen,
dann huschten seine Augen wieder zu mir.
      „Danke, dass du das
für ihn getan hast. Das war immerhin ein großes Risiko. Und danke auch, dass du
mir davon erzählt hast. Es ist dir sicher nicht leicht gefallen, aber du musst
dir keine Gedanken machen, ich würde das niemals jemandem erzählen.“
      „Ich weiß.“ Ich
hielt einen kurzen

Weitere Kostenlose Bücher