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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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nennen.
      Ich hörte, wie sich
Schritte näherten und den Hügel hinaufkamen. Ich versuchte, mich daran zu
erinnern, wie Devils geklungen hatten. Waren es dieselben? Befand ich mich
vielleicht in Gefahr? Bevor ich jedoch einen weiteren Zauber vorbereiten
konnte, hörte ich seine Stimme.
      „Schon gut, ich bin
es“, erklärte er beruhigend und kniete sich zu mir. „War in der Zwischenzeit
etwas? Geht es dir gut?“
      Ich nickte und war
noch immer vollkommen durcheinander.
      „Du musst keine
Angst vor mir haben. Ich würde dir nie etwas tun“, versicherte er mir.
      Ich sah ihm direkt
in seine unglaublich grünen Augen und erwiderte: „Ich weiß und ich habe auch
keine Angst.“   
      Es war die Wahrheit,
und ich war darüber selbst verwundert.
  Auch ihn schienen diese Worte zu überraschen. Er schwieg einen kurzen Moment,
fragte dann aber: „Jetzt erzähl erst mal, wie du hierhergekommen bist.“
      „Ich weiß es ehrlich
gesagt nicht. Ich war gerade in der Schule und dabei, meinen Schrank
aufzuräumen. Mir ist deine Jacke aus der Hand gefallen und das Nächste, was ich
sah, war dieser Ort hier.“
      „Die, die ich dir
beim Schattenball gegeben habe?“
      Ich nickte und
Devil seufzte. „An diesem Abend hat mir Faith einen Flakon untergeschoben. Ich
hab es erst später bemerkt und in all der Aufregung darüber, dass du eine
Divina bist, ganz vergessen. Ich hätte dir die Jacke sonst nie gegeben.“
      Ich schwieg betroffen.
Er trug also Nights Erinnerungen in sich. Was bedeutete das? Inwieweit hatte er
sich verändert? War es möglicherweise doch nur sein Äußeres?
      „In dem Flakon
befand sich die Goldene Essenz. Mit ihr kann man nach Incendium zurückkehren,
ohne dass man eines der Tore benutzen muss.“
      Ich erinnerte mich
dunkel, dass Orion uns in Dämonologie und Accores davon erzählt hatte. Orion war
eine Venari und hatte uns für einige Zeit unterrichtet, da unsere Klasse den
ersten Preis bei der damaligen Spendenveranstaltung gewonnen hatte. Anders als
bei Herrn Gnat, unserem regulären Lehrer für dieses Fach, hatten wir bei ihr
wirklich viel gelernt, unter anderem auch über die Goldene Essenz. Daher wusste
ich, dass diese Flüssigkeit etwas sehr Wertvolles war, das die Radrym
herzustellen versuchten, um nach Incendium gelangen zu können.
      „Ohne die Goldene
Essenz kann man diese Welt nur über eines der beiden Tore verlassen oder
betreten. Das Eine befindet sich hier in der Nähe, allerdings wird es von
meinem Vater überwacht. Ihm entgeht niemand, der dort hindurchgeht. Das Zweite
liegt ziemlich weit von hier entfernt.“
      Ich blickte ihn
erstaunt an. „Heißt das, dank dieser Essenz hat niemand meine Ankunft bemerkt,
doch wenn ich Incendium wieder verlassen will, wird dein Vater unweigerlich
davon erfahren?“
      „Nein, keine Sorge.
Niemand weiß, dass du hier bist, und mein Vater hat keine Kontrolle über das
zweite Tor.“   
      Ich sah schon jetzt
grauenhafte Bilder vor mir, wie ich von Dämonen weggeschleppt und getötet
wurde.
      „Die Goldene Essenz
ist sehr selten. Es gab insgesamt nur wenige Flaschen davon und mir ist von
keiner weiteren bekannt. Normalerweise reicht so ein Flakon recht lange. Es
kommt auf die magische Kraft des Reisenden an. Je mehr er besitzt, desto mehr Flüssigkeit
braucht er auch, um von einer Welt in die andere zu gelangen.“
      Ich schwieg kurz
und dachte über seine Worte nach. „Es war wohl ein wirklich großer Zufall, dass
ich in deiner Nähe gelandet bin.“
      „Mit Zufall hat das
nichts zu tun“, antwortete er. „Normalerweise kann man den Ankunftsort selbst
bestimmen, es muss jedoch einer sein, der einem bekannt ist. Da du hier aber nichts
kennst, bist du wahrscheinlich zum Einzigen gebracht worden, das dir in
Incendium vertraut ist, und das bin nun mal ich.“
      Dann war es also weder
Zufall noch Schicksal gewesen. Ich war zu etwas mir Vertrautem gebracht worden …
und das war wirklich Devil? Ich blickte ihn an. Viele Dinge an ihm erinnerten
mich an Night und der Umstand, dass ich nun ausgerechnet bei ihm gelandet war, sprach
für sich. Ich schob den Gedanken beiseite und sagte: „Aber mithilfe dieser
Essenz komme ich nun nicht mehr zurück.“
      „Auf meinem Rückweg
hierher habe ich mir schon überlegt, wie ich dich am besten wieder nach Necare
bringe. Wir werden das zweite Tor benutzen. Ich will ehrlich sein, die Reise
dorthin ist weit. Wir müssen unter anderem Berge überwinden, wo einige

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