Versuchung
als er ihm entgegenschrie: „Wenn du ihr auch
nur ein Haar krümmst, erlebst du den nächsten Tag nicht mehr.“
Er lachte und rief:
„Das weiß ich doch. Mach dir keine Sorgen. Wir sehen uns!“
Damit rannte er
durch ein Gebüsch und die Dämonen verschwanden aus meinem Blickfeld.
Wut raste durch
meine Adern. Was sollte das?! Und wie konnte sich dieser Kerl so etwas
herausnehmen?
„Du bist wohl echt
übergeschnappt, du Vollidiot?!“, brüllte ich. „Warum rennst du einfach mit mir
davon?! Ist dir schon mal in den Sinn gekommen, dass die anderen unsere Hilfe
gebrauchen könnten?!“
„Glaubst du das
wirklich?“, fragte er und sah mich seltsam belustigt an. „Ich dachte, ich tue
dir einen Gefallen, wenn ich dir das Leben rette.“
Ich schwieg und sah
ihn verwundert an. Was sollte das?
„Hätte ich dich
nicht so schnell geschnappt, wärst du vielleicht nicht mehr rechtzeitig
davongekommen.“
So, wie er das
sagte, überkam mich ein seltsames Gefühl und mein Herzschlag ging sofort noch
schneller. Er wusste etwas …
Erneut grinste er. Spielte
er etwa mit mir? Machte er sich lustig über mich?
„Ich weiß, was du
bist.“
Ich erstarrte und
gefror innerlich zu Eis.
„Wovon redest du
eigentlich?“
Ich ahnte, dass
leugnen zwecklos war. Dennoch versuchte ich es und klammerte mich an diesen
letzten Strohhalm.
„Du musst nicht versuchen
auszuweichen. Ich hab euch schon eine ganze Weile beobachtet, bevor ich mich eurer
Gruppe angeschlossen habe. Mir war damals schon klar, dass mit dir etwas nicht
stimmt. Es hat jedoch etwas gedauert, bis ich das ganze Puzzle tatsächlich zusammengesetzt
hatte. Mittlerweile bin ich mir aber ziemlich sicher, dass du keine Dämonin,
sondern eine Hexe bist. Dafür sprechen unter anderem deine fehlenden Kräfte.
Außerdem geht Devil recht vertraut mit dir um. Ihr kennt euch sicher von der
Schule, auf der er war, stimmt’s?“
Ich schluckte
schwer. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Was sollte ich jetzt nur
tun? Ich war ihm aus-geliefert, denn Devil und Banshee waren weit entfernt. Wenn
er wollte, konnte er mich auf der Stelle umbringen oder dem Kaiser ausliefern. Mir
war klar, dass ich keinerlei Chance gegen ihn hatte.
Ich fühlte seinen
Blick auf mir, dann wieder dieses Lächeln.
„Du musst keine
Angst haben. Ich habe nicht vor, dir etwas zu tun.“
Ich glaubte ihm
kein Wort.
„Lass mich sofort
runter!“, zischte ich.
Zu meiner
Verwunderung kam er der Aufforderung nach. Ich trat einige Schritte von ihm
fort und hielt mich kampfbereit.
Er seufzte. „Warum
hätte ich dir das alles sonst erzählen sollen? Es wäre doch viel einfacher gewesen,
dich im Ungewissen zu lassen und gleich zu töten …“
Damit hatte er wohl
recht, dennoch überzeugten mich seine Worte nicht.
„Hör zu, ich mag
dich und will nicht, dass dir irgendetwas passiert“, fuhr er fort. „Du hast mit
dem allen nichts zu tun. Ich bin mir sicher, dass Devil diese Mission nur angenommen
hat, um vom Schloss wegzukommen, damit er dich zum nördlichen Portal bringen
kann. Ich habe nicht vor, ihn davon abzuhalten. Du sollst wieder nach Hause
zurückkehren können. Und ich werde dir dabei helfen, so gut ich kann.“
Hatte ich da gerade
richtig gehört?! Ich starrte ihn ungläubig an.
Er lächelte
beschämt und senkte den Blick.
„Es ist egal, ob du
mir glaubst oder nicht. Ich werde dir jedenfalls nichts tun, sondern dafür
sorgen, dass du sicher nach Necare gelangst.“
„Und was ist mit
Devil? Heißt das, du wirst ihn in Ruhe lassen und von deinen Plänen Abstand
nehmen?“
Er schüttelte den
Kopf. „Nein, das heißt es nicht. Sobald du durch das Portal gegangen bist,
werde ich ihn stellen. Es ist bereits ein großes Vergehen, sich in Averonns Gebiet
aufzuhalten, aber einer Hexe zu helfen … das wird ihn das Leben kosten. Auch
wenn du nicht mehr da bist, gibt es Methoden, die Wahrheit aus ihm herauszubekommen.
Er wird nicht leugnen können, dir beigestanden zu haben … und das war’s dann
für ihn.“
„Und was ist mit
dir? Du warst immerhin die ganze Zeit bei uns, das wird auch dir zum
Verhängnis.“
Er lächelte kalt.
„Mach dir um mich mal
keine Sorgen, im Gegensatz zu ihm wird mir nichts geschehen.“
„Wie kannst du so
etwas machen?! Du behauptest, mich zu mögen, aber warum willst du mir das dann
antun?! Glaubst du, ich kann mit der Gewissheit leben, dass Devil
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