Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
Vom Netzwerk:
erwischt.“
  Die beiden wirkten erschöpft, ihre Kleidung war teilweise zerrissen und vor
allem schmutzig. Devil kam sofort auf mich zu, ging neben mir in die Hocke und
blickte mir in die Augen.
      „Ist alles okay mit
dir? Hat er dir irgendwas getan?“
      „Nein, alles in
Ordnung. Es ist nichts passiert.“
      „Du siehst aber
nicht gut aus“, stellte er fest.
      „Das liegt
wahrscheinlich an dem, was ich ihr offenbart habe“, brachte sich Marid ein. Banshee
und Devil schauten ihn finster an.
      „Und das wäre?“,
fragte die Dämonin.
      „Glaubt ihr, ich
bin so dämlich, dass ich das nicht merke?! Ich weiß längst, dass sie eine Hexe ist.“
      Banshee spannte die
Fäuste an. „Und was hast du jetzt vor?“
      „Ich habe ihr
bereits gesagt, dass ich dafür sorgen werde, dass sie sicher nach Necare
zurückgelangt. Ihr seid doch auf dem Weg zum Nordtor, oder?“ Er wartete nicht
auf eine Antwort. „Aber sobald sie verschwunden ist, werde ich dich stellen,
Devil.“
      „Und warum, glaubst
du, sollten wir dich jetzt nicht sofort töten?“, knurrte die Dämonin wütend.
      Er lächelte kalt.
„Das weißt du sehr genau. Wenn ihr mich umbringt, werdet ihr keine Möglichkeit
mehr haben, eure kleine Freundin zum Tor zu bringen. Man würde euch sofort
gefangen nehmen und das würde dann auch für sie den Tod bedeuten. Ihr habt also
gar keine andere Wahl, als mich weiter zu ertragen.“
      „Das werden wir ja
sehen“, entgegnete Devil. In seinen Augen lag etwas Dunkles. Doch dann wandte
er sich an Banshee: „Willst du zuerst baden?“
      Sie nickte und sah kurz
zu mir hinüber. Der Zorn über Marids Worte war ihr deutlich anzusehen. Sie
wollten mich wohl beide nicht mehr mit ihm allein lassen, nicht mal für ein
paar Minuten. Und dennoch blieb uns offensichtlich nichts anderes übrig, als
ihn weiterhin mit uns gehen zu lassen.
     
    Bei all der Aufregung
wegen des Geständnisses war ich am Abend nicht mehr dazu gekommen, Devil von
meiner Vision zu erzählen. Am nächsten Morgen nutzte ich dann allerdings die
erstbeste Gelegenheit, die sich ergab. Marid war gerade dabei, sich im See zu
waschen, sodass er weit genug entfernt war, um uns nicht zu hören.
      „Ich hatte wieder
eine Vision“, erklärte ich ohne Umschweife.
      „Gestern Abend? Und
was hast du gesehen?“, wollte Devil wissen.
      Ich überlegte, wie
ich die wenigen Bilder am besten in Worte fassen konnte. Es war schwierig,
zumal ich die meisten Dinge ja eher gespürt und gerochen als gesehen hatte. Ich
versuchte es dennoch.
      „Es ging um Marid.
Er hatte ein schreckliches Grinsen auf den Lippen. Es wurde immer finsterer und
dann … dann war da nur noch Blut. Ich habe ja schon gesagt, dass der Tod an ihm
klebt. Etwas wird geschehen, er wird dir etwas antun, vielleicht sogar sein
Vorhaben, dich an deinen Vater auszuliefern, in die Tat umsetzen. Was, wenn es
ihm tatsächlich gelingt und du daraufhin hingerichtet wirst?“
      In meiner Stimme
schwang die nackte Angst mit. Allein die Vorstellung ließ mich frösteln. Das Schlimme
war, dass ich dann nichts mehr würde tun können. Ich wäre zurück in Necare,
außerstande etwas auszurichten. Ich müsste mit dieser Ungewissheit und Angst
leben, aber genau das konnte ich nicht.
      „Du und deine
dämlichen Visionen“, knurrte Banshee, die uns zugehört hatte. Doch ich war mir
sicher, dass meine Worte auch sie verunsichert hatten.
      Devil setzte erneut
ein beruhigendes Lächeln auf, als er sich an mich wandte.
      „Wie gesagt, so
weit werde ich es ganz sicher nicht kommen lassen.“
      Ich verstand noch
immer nicht, wie er sich dabei so sicher sein konnte. Er blickte zum See, wo
Marid nun dabei war, seine Klamotten zu waschen.
      „Ich habe das
Gefühl“, fuhr er fort, „dass an der Geschichte, die er uns aufgetischt hat,
etwas nicht stimmt. Je länger er bei uns ist, desto sicherer werde ich mir.“ Er
sah wieder zu mir. „Glaub mir, ich habe auch keine Lust zu sterben, und werde
das garantiert zu verhindern wissen.“

 
Blutrausch
     
    Inzwischen waren ein
paar Tage vergangen und das Wetter war so schwül geworden, dass es kaum mehr auszuhalten
war. Wir gingen über weite Felder, während die Sonne auf uns herabbrannte. Die
Luft war heiß und drückend. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi, der kurz
davor war, unter der Hitze zu zerfließen. Ich war eindeutig am Ende meiner
Kräfte. Da Marid mitlerweile über mich Bescheid wusste, trug Devil

Weitere Kostenlose Bücher