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Versuchung

Versuchung

Titel: Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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meinetwegen sein
Leben verlieren wird?!“
      Er schwieg kurz, dann
funkelte nackter Zorn in seinen Augen. Es lag so viel Kälte, so viel Hass
darin, dass ich automatisch zurückwich.
      „Ich werde niemals
ruhen, ehe er nicht tot ist. In aller Öffentlichkeit soll er hingerichtet
werden. Das ist mein einziges Ziel. Dafür lebe ich.“ Sein Blick hellte sich um
eine Nuance auf. „Es tut mir wirklich leid für dich. Ich weiß, wie sehr ich dir
damit wehtun werde. Aber es gibt für mich keinen anderen Weg.“
      „Warum hasst du ihn
nur so sehr?“
      Er schwieg, als
sich etwas Dunkles vor seinen Blick schob … waren es Erinnerungen?
      „Das habe ich dir
doch schon mehrfach gesagt.“
      „Ja, klar. Du
willst, dass jeder weiß, was er angeblich in Wahrheit ist. Aber warum hast du
überhaupt solch ein schlechtes Bild von ihm?!“
      Sein Kopf ruckte hoch
und sein Blick bohrte sich in meine Augen.
      „Er hat meine
Familie, mein Leben zerstört und dafür wird er bezahlen!“
      Seine Stimme war
rau und kalt. Die Worte ließen mich frösteln und ich spürte, wie ich anfing zu
zittern. Was war nur geschehen?
      „Wie … wie meinst
du das?“, hakte ich nach, doch er schüttelte nur den Kopf.
      „Ich möchte nicht
darüber reden. Du weißt eh schon mehr als genug. Gib dich damit zufrieden.“
      Er kam auf mich zu
und streckte mir die Hand entgegen.    
      „Los, komm. Wir müssen
zum Treffpunkt. Wenn wir nicht rechtzeitig dort sind, wird Devil uns suchen
kommen. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass das ungemütlich für mich werden
würde.“
      Ich zögerte erst,
sah dann jedoch ein, dass ich keine andere Wahl hatte, und hielt mich an seinem
Rücken fest, als er auch schon losrannte.
     
    Während des ganzen
Weges hatte er kein Wort mit mir gesprochen. Er schien mit seinen Gedanken
stets woanders zu sein. Hatte ich diese alte Wunde erneut aufgerissen?!
      „Wir sind da“,
erklärte er und hielt in der Nähe des Ufers.   
      Der See lag dunkel
vor uns. Die beiden Monde hingen groß und hell über uns und tauchten die
gesamte Landschaft in ein fahles Licht.
      „Sie scheinen noch
nicht hier zu sein“, erklärte er, öffnete seinen Rucksack und holte Decken,
Brot und Wasser heraus.
    Er entzündete ein
Lagerfeuer und setzte sich. „Sie kommen sicher bald.“
      Das hoffte ich
inständig. Ich machte mir Sorgen, ob die beiden es unverletzt geschafft hatten,
diese Viecher abzuschütteln.
      Ich setzte mich zu Marid
ans Feuer und spürte, wie ich allmählich schläfrig wurde. Ich blickte in die
tanzenden Flammen und fühlte ihre angenehme Wärme. Schatten flackerten um uns
herum und die Bäume rauschten leise, doch ich fühlte davon nur wenig. Ich war
vollkommen in das glühende Rot versunken und trieb immer weiter fort.
     
    Ich sah auf und
starrte in ein lächelndes Gesicht. Es verfinsterte sich … nahm bekannte Züge
an. Die Augen wurden kalt und ich roch Blut. Da war so viel Blut! Alles versank
im Rot und endlich erkannte ich die Person. Es war Marid. Reglos stand er da
und starrte mich mit einem Blick an, der sich in mein Innerstes schnitt.
Langsam hoben sich seine Mundwinkel und verzogen sich zu einem schrecklichen
Lächeln.
     
    Ich legte meine Hände
an die Stirn und versuchte, die eben gesehenen Bilder zu begreifen. Ich hatte
erneut eine Vision gehabt.
      Vorsichtig schaute
ich zu Marid, doch der hatte offen- bar nichts davon bemerkt. Mein Gefühl hatte
mich nicht      betrogen. Etwas Schreckliches ging von ihm aus und       nun
wusste ich auch, dass etwas Entsetzliches passieren würde. Blut und Tod … noch
immer sah ich das Bild vor mir. Jemand würde sterben.
      Ich wickelte mich
in eine Decke und ließ ihn nicht aus den Augen. Er verhielt sich allerdings vollkommen
normal, war ruhig und gelassen.
    Diese Vision war so
grauenhaft gewesen, dass ich trotzdem unmöglich schlafen konnte. Etwas würde
passieren, und zwar bald.
     
    Ich hatte es
tatsächlich geschafft, nicht einzunicken. Die ganze Zeit war ich bemüht
gewesen, Marid im Blick zu behalten und über meine Vision nachzudenken, doch ich
wusste noch immer nicht, was sie letztendlich genau zu bedeuten hatte.
      Er starrte stumm in
die Flammen und tat zumindest so, als ob es ihn nicht kümmern würde, dass ich
ihn beobachtete. Dann erhob er sich und lächelte in die Finsternis, aus der in
diesem Augenblick Devil und Banshee hervortraten .
      „Da seid ihr ja
endlich. Ich dachte schon, sie hätten euch

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