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Versunkene Gräber - Roman

Versunkene Gräber - Roman

Titel: Versunkene Gräber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Nichts über sie, kaum was über ihren Mann. Aber hier, Johns Hochzeit. Sie haben in Potsdam nachgefeiert, damit es am Lago Maggiore nicht so teuer wurde. Ich glaube, ich war eingeladen, konnte aber nicht. Eines der wenigen Male, in denen der Clan an die Öffentlichkeit getreten ist. War überall in den Zahnarztblättern.«
    Ich ging zu ihm und betrachtete die Auswahl, die Marquardt hochgeladen hatte. Eine Menge Leute in hocheleganten Kleidern.
    »Das ist John.«
    Er zeigte auf einen Mann Ende vierzig, Anfang fünfzig vielleicht, mit schmalen, markanten Gesichtszügen. Blondes, kurzes Haar, gerade modisch genug geschnitten, um sich von den Älteren abzuheben. Groß, schlank, dunkler Maßanzug. Er sah zu Boden, wahrscheinlich war das Terrain uneben. Sie mussten in einem parkähnlichen Garten sein. Neben ihm, eingehängt an seinem Arm, lief eine überschlanke, gut zwanzig Jahre jüngere Frau. Der Schleier ihres Hutes bedeckte das halbe Gesicht, die dunklen Haare hatte sie im Nacken zu einem Knoten geschlungen. Ein schönes Paar. Eins, auf das sich die bunten Blätter stürzten, weil um es herum eine Aura aus Schönheit, Grandezza und Geld schimmerte.
    »John Camerer. Tut so, als wäre er Unternehmensberater. Veronica, auch Nicky genannt, seine Frau. Die schwarze Witwe. Ein ehemaliges Dessousmodel, das sich einen senilen conte geangelt hat.«
    Ich sah Horst Schwerdtfeger vor mir, den Mann mit den groben Zügen und der blutverkrusteten Wunde im Schädel. Ich sah Mariechen und Wolfgang in ihrem engen, kleinen Wohnzimmer. Der Vergleich mit Nicky und John kam zu einem einzigen brutalen Ergebnis: Es gab keine Schnittmenge. Das waren Welten, wie sie verschiedener nicht sein konnten.
    »In welchem Verwandtschaftsverhältnis stand Horst Schwerdtfeger zu ihm?«
    »Zu John? Sie waren Halbbrüder, würde ich sagen. Durch den Vater blutsverwandt. Genau wie sie … Sabine, Johns Schwester. Drei Jahre älter als er.«
    Sabine war ebenfalls blond, schlank und groß. Wahrscheinlich hatten sich bei den Geschwistern die Gene der Mutter durchgesetzt. Sie verzichtete allerdings auf ein modisches Auftreten. Ihr Stil war ganz hanseatisches Understatement. Mit griesgrämigem Gesicht stand sie unter einem Sonnenschirm und hielt ein Glas Wasser in der Hand.
    »Und Mariechen?«
    Es dauerte einen Moment, bis Marquardt auf Horsts Schwester kam.
    »Mann, das ist aber auch ein Durcheinander. Also, Horst und Mariechen haben unterschiedliche Väter, aber dieselbe Mutter. Sabine, John und Horst haben denselben Vater, aber unterschiedliche Mütter. Sagen wir mal so: Ein verwandtschaftliches Verhältnis von Mariechen zu den Camerers existiert nicht.«
    »Was ist im Erbfall?«
    »Mariechen beerbt Horst. Allerdings nur, wenn er was zu vererben hat.«
    »Sein Vater ist als Witwer gestorben. Was bedeutet das erbrechtlich?«
    »Eigentlich geht sein Vermögen, wenn er denn eins hatte, zu gleichen Teilen an seine Kinder, sofern er kein Testament gemacht hat. Horst, Sabine und John. Mariechen geht natürlich leer aus. Erst nach dem Tod ihres Halbbruders kann sie ihn beerben. Hätte er was vom Camerer-Vermögen bekommen, wäre sie die Nutznießerin. Meinst du, sie hat ihren Bruder …?«
    »Nein.« Davon war ich hundertprozentig überzeugt.
    Marquardt klickte ein anderes Foto an. »Helmfried Hagen. Der fruchtbare Vater. Damals schon sehr krank.«
    Ein breitschultriger, einst hochgewachsener Mann, gebeugt wie eine Weidenrute im Wind. Von der Statur her musste er einmal wesentlich kräftiger gewesen sein. Dunkle, drahtige Haare, büschelweise von Grau durchsetzt. Ein kantiges Gesicht, gewaltige Nase. Die Ähnlichkeit zu Horst war trotz seines geschwächten Körpers verblüffend. Gequälte, gehetzte Augen. Jemand stützte ihn. Eine Frau im Trenchcoat, streng zurückgekämmte, helle Haare, wesentlich jünger als er.
    »Wer ist das?«
    »Keine Ahnung. Eine Pflegerin vielleicht.«
    »Sieht sehr vertraut aus.«
    »Das würde jemand in seiner Situation nicht wagen. Helmfried Hagen war Zaungast der Familie. So jemand geht nicht auf die Hochzeit seines Sohnes und nimmt die Geliebte mit.«
    Weitere Fotos. Unbekannte Gesichter. Marquardt erklärte mir, dass es sich bei den Gästen zum Teil um Angehörige des alten Hamburger Kaufmannadels handelte, zum Teil um Mitglieder der Berliner Gesellschaft. Die Hochzeit hatte deshalb in Sanssouci stattgefunden, weil John in Berlin lebte. Noch ein Foto vom alten Hagen. Er saß, die junge Frau stand hinter ihm.
    »Eine Tochter?«,

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