Versunkene Inseln
Risiko eingehen sollten.“
„Es ist kein Generator durchgebrannt“, sagte Benito steif. „Meine Generatoren brennen nicht durch. Die Abschaltung war nur eine Vorsichtsmaßnahme, einfach deswegen, weil die Leistungswerte ein wenig außerhalb der Toleranz lagen und ich ihn untersuchen möchte. Nichts ist durchgebrannt, und es wird auch nichts durchbrennen. Glauben Sie vielleicht, eine solche Fehlfunktion sei ansteckend? Nein, meine Generatoren sind in Ordnung. Tauchen.“
„Tja, ich weiß nicht“, meldete sich Hart zu Wort. „Ich meine, wir sind ziemlich weit draußen, mitten auf dem Ozean – es ist nicht so, als lägen wir im Hafen. Ich meine, wenn etwas passiert, nun, dann passiert’s einfach, nicht wahr? Ich glaube, wir gehen da ein großes Risiko ein.“
„Wenn du etwas gegen Risiken hast, dann hättest du gar nicht erst mitkommen sollen“, sagte Tobias. „Wenn ihr tauchen wollt, dann tauchen wir halt; und wenn ihr zurückdampfen möchtet, auch gut. Wir verschwenden hier nur Zeit.“ Er verschränkte die Arme, legte die Beine übereinander und lehnte sich lässig in seinem Sessel zurück. Der Blick seiner blauen Augen glitt durch den Raum, und seine vorgestülpte Unterlippe zitterte kaum sichtbar. Tobias hatte klar und deutlich Stellung bezogen – genau in der Mitte.
Greville zuckte mit den Achseln und rief zur Abstimmung auf.
Hart, Li und er selbst wollten zum Festland zurückkehren. Benito, Harkness, Tobias, Jenny und ich waren fürs Tauchen. Paul gab seine Stimme erst im letzten Augenblick ab – ebenfalls fürs Tauchen –, und Lonnie erklärte, sie schlösse sich uns an.
„Ich kann meine Arbeit überall machen, ganz gleich, wo wir sind“, sagte sie, an Paul gewandt, lehnte sich an seine Schulter und sah zu ihm auf. „Oben, unten, hier oder da. Ich bin anpassungsfähig.“
Und wie, dachte ich ironisch und erhob mich. Benito verließ den Raum. Harkness wandte sich rasch wieder seinen Kontrollen zu, und Greville unterhielt sich gestenreich mit Hart und Li.
„Kommst du mit?“ fragte ich Paul und drehte mich um, ohne eine Antwort abzuwarten. Er stand rasch auf und folgte mir in die Tauchkammer.
„Hör mal, Tia – bist du ganz sicher, daß uns nichts passieren kann?“ fragte er, als wir durch den Zugangsschacht sanken.
„Das habe ich doch deutlich zum Ausdruck gebracht, oder?“
„Ja, aber bist du wirklich davon überzeugt?“
Darauf gab ich ihm keine Antwort. Als ich die Ausrüstung in meinem Spind ordnete, betraten Jenny und Tobias den Raum. Sie nickten uns kurz zu und schritten zu den Gerätschaften der Ergkapseln, wo Tobias mit großer Zurschaustellung von Fachkundigkeit Jenny die Materialien zu erklären begann. Als ich sie beobachtete, stellte ich fest, daß er eher mir als ihr etwas vorspielte, und das mit leidenschaftlicher Hingabe. Oh, der schöne Tobias wurde doch nicht von einer alten und verschrumpelten Hexe übertroffen! Jenny aber war wirklich interessiert und stellte unaufhörlich kluge und relevante Fragen, während Paul schüchtern und feige an den Luftschläuchen meines Naßanzugs herumfummelte.
27
Li brach einen Kanten Brot, wischte ihn hingebungsvoll durch die Bratensoße auf seinem Teller und gestikulierte mit dem eingetunkten Stück, um seine Worte zu unterstreichen, bevor er sich den Happen in den Mund schob.
„Es ist ein guter Platz zum Tauchen“, sagte er erneut. „All das interessante Zeug, wißt ihr. An manchen Stellen – Ups, ’tschuldi-gung –, an manchen Stellen kriegt man bloß Sachen, die auseinanderbrechen, dort aber gibt’s eine ganze Menge gutes Zeug. Und die Fischgründe sind super. He, Tobias, bringst du mir beim ersten Tauchgang einen Speer fisch mit?“
„Klar“, brummte Tobias. „Womit kann ich sonst noch
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