Versunkene Inseln
wir, aber zuerst müssen Sie uns sagen, wo Sie sind.“
Das Schreien ging in eine andere Tonlage über, und derjenige, der so durchdringend heulte, brachte keuchend hervor: „Der Ma … schinen … raum …“ Dann setzte das entsetzte Kreischen erneut ein.
Ich ließ den Schweber zusammenschrumpfen, sprang hinauf, drehte die Düsen voll auf und raste durch das Museum auf den nächsten Fallschacht zu. Der Maschinenraum lag zwei Ebenen tiefer, und der Zugang befand sich auf der anderen Seite der Ilium.
Ich legte die Strecke in der kürzestmöglichen Zeit zurück, doch die anderen hatten den Raum bereits vor mir erreicht. Sie standen wie erstarrt an der Zentralplattform zusammen, als ich vom Schweber sprang und ihnen entgegeneilte.
Die Schreie hatten aufgehört. Lonnie stand ein wenig abseits der Gruppe; sie zitterte krampfartig, und auf der einen Wange, halb verborgen unter ihren steifen und wie gelähmten Fingern, zeigte sich das rote Mal einer Hand. Als ich näher kam, wandte sie sich um und preßte das Gesicht an Pauls Brust. Er hob ganz automatisch den Arm und legte ihn ihr um die Schultern, doch er starrte weiterhin auf etwas, das sich vor ihm befand. Jenny stand ganz in der Nähe und blickte ebenfalls starr geradeaus. Die anderen waren wie Statuen, gelähmt von dem Anblick der Gorgo, und ich mußte mir mit den Ellenbogen einen Weg zwischen ihnen hindurch bahnen, bis ich es ebenfalls sah.
Benito lag ausgestreckt in dem Generator; die Arme deuteten nach innen, und es sah so aus, als sei er gerade in den großen und nackten Geräteblock hineingekrochen. Die abgelöste Verkleidungsplatte lehnte inmitten eines Durcheinanders aus Werkzeugen an der Seite des Generators, und zwischen Benitos gespreizten Beinen konnten ich einen Wirrwarr aus Drähten und Kabeln erkennen. Seine Füße hingen regungslos über dem Boden.
„Benito?“ sagte ich.
„Er hat die Maschine abgeschaltet“, sagte Hart und preßte jedes einzelne Wort mühsam hervor. „Lonnie und ich halfen ihm bei den Vorbereitungen, und er nahm die … die … die Platte ab, und als wir von der Besichtigung der Artefakte zurückkehrten, seh … schaltete er den Generator ab und … schaltete ihn ab und machte sich daran, ihn zu re… re… reparieren, aber die Rückkopplung, keine Zeit, und er löste die, die Drähte, und die Kondensatoren glühten auf, und er … und er …“
Und er hatte sich in den Überschlagsblitz hineingeworfen. Mein Blick glitt an dem Generator empor, hinauf zum Hauptkühlrohr, das von dem Energieblitz durchschnitten worden wäre. Dadurch wäre der Maschinenraum mit flüssigem Sauerstoff überschwemmt worden, und das hätte den komplizierten Mechanismus der Kontrollplattform eingefroren und das Schiff schwer beschädigt. Doch das Kühlrohr war intakt, denn Benito hatte die Entladung blockiert, die volle Energie des Blitzes mit seinem Körper abgefangen und absorbiert.
Nach dem Sortieren. Also nach unserem Streit. Er war ärgerlich und aufgebracht gewesen, und normalerweise hätte Benito niemals die Möglichkeit einer Kondensator-Verpuffung außer acht gelassen. Ungeduldig. Gedankenlos. Weil wir uns gestritten hatten, war ihm ein Fehler unterlaufen, und weil ihm ein Fehler unterlaufen war, war er … tot.
Niemand rührte sich, und meine Arme schienen von einer plötzlichen Lähmung befallen. Die Leiche mußte aus der Maschine geholt, der Tote geborgen werden. Nur noch eine Hülle nun, ein Nichts – es erfüllte mich mit Schrecken und Entsetzen. Dies war keine Katze, kein Tier. Dies war ein Mensch, ein Geschöpf wie ich. Benito.
Benito. Als meine Gedanken seinen Namen formulierten, löste sich die Starre in mir auf. Ich schritt auf den
Weitere Kostenlose Bücher