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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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wir, aber zu­erst müs­sen Sie uns sa­gen, wo Sie sind.“
    Das Schrei­en ging in ei­ne an­de­re Ton­la­ge über, und der­je­ni­ge, der so durch­drin­gend heul­te, brach­te keu­chend her­vor: „Der Ma … schi­nen … raum …“ Dann setz­te das ent­setz­te Krei­schen er­neut ein.
    Ich ließ den Schwe­ber zu­sam­men­schrump­fen, sprang hin­auf, dreh­te die Dü­sen voll auf und ras­te durch das Mu­se­um auf den nächs­ten Fall­schacht zu. Der Ma­schi­nen­raum lag zwei Ebe­nen tiefer, und der Zu­gang be­fand sich auf der an­de­ren Sei­te der Ili­um.
    Ich leg­te die Stre­cke in der kür­zest­mög­li­chen Zeit zu­rück, doch die an­de­ren hat­ten den Raum be­reits vor mir er­reicht. Sie stan­den wie er­starrt an der Zen­tral­platt­form zu­sam­men, als ich vom Schwe­ber sprang und ih­nen ent­ge­ge­neil­te.
    Die Schreie hat­ten auf­ge­hört. Lon­nie stand ein we­nig ab­seits der Grup­pe; sie zit­ter­te krampf­ar­tig, und auf der einen Wan­ge, halb ver­bor­gen un­ter ih­ren stei­fen und wie ge­lähm­ten Fin­gern, zeig­te sich das ro­te Mal ei­ner Hand. Als ich nä­her kam, wand­te sie sich um und preß­te das Ge­sicht an Pauls Brust. Er hob ganz au­to­ma­tisch den Arm und leg­te ihn ihr um die Schul­tern, doch er starr­te wei­ter­hin auf et­was, das sich vor ihm be­fand. Jen­ny stand ganz in der Nä­he und blick­te eben­falls starr ge­ra­de­aus. Die an­de­ren wa­ren wie Sta­tu­en, ge­lähmt von dem An­blick der Gor­go, und ich muß­te mir mit den El­len­bo­gen einen Weg zwi­schen ih­nen hin­durch bah­nen, bis ich es eben­falls sah.
    Be­ni­to lag aus­ge­streckt in dem Ge­ne­ra­tor; die Ar­me deu­te­ten nach in­nen, und es sah so aus, als sei er ge­ra­de in den großen und nack­ten Ge­rä­te­block hin­ein­ge­kro­chen. Die ab­ge­lös­te Ver­klei­dungs­plat­te lehn­te in­mit­ten ei­nes Durch­ein­an­ders aus Werk­zeu­gen an der Sei­te des Ge­ne­ra­tors, und zwi­schen Be­ni­tos ge­spreiz­ten Bei­nen konn­ten ich einen Wirr­warr aus Dräh­ten und Ka­beln er­ken­nen. Sei­ne Fü­ße hin­gen re­gungs­los über dem Bo­den.
    „Be­ni­to?“ sag­te ich.
    „Er hat die Ma­schi­ne ab­ge­schal­tet“, sag­te Hart und preß­te je­des ein­zel­ne Wort müh­sam her­vor. „Lon­nie und ich hal­fen ihm bei den Vor­be­rei­tun­gen, und er nahm die … die … die Plat­te ab, und als wir von der Be­sich­ti­gung der Ar­te­fak­te zu­rück­kehr­ten, seh … schal­te­te er den Ge­ne­ra­tor ab und … schal­te­te ihn ab und mach­te sich dar­an, ihn zu re… re… re­pa­rie­ren, aber die Rück­kopp­lung, kei­ne Zeit, und er lös­te die, die Dräh­te, und die Kon­den­sa­to­ren glüh­ten auf, und er … und er …“
    Und er hat­te sich in den Über­schlags­blitz hin­ein­ge­wor­fen. Mein Blick glitt an dem Ge­ne­ra­tor em­por, hin­auf zum Haupt­kühl­rohr, das von dem Ener­gie­blitz durch­schnit­ten wor­den wä­re. Da­durch wä­re der Ma­schi­nen­raum mit flüs­si­gem Sau­er­stoff über­schwemmt wor­den, und das hät­te den kom­pli­zier­ten Me­cha­nis­mus der Kon­troll­platt­form ein­ge­fro­ren und das Schiff schwer be­schä­digt. Doch das Kühl­rohr war in­takt, denn Be­ni­to hat­te die Ent­la­dung blo­ckiert, die vol­le Ener­gie des Blit­zes mit sei­nem Kör­per ab­ge­fan­gen und ab­sor­biert.
    Nach dem Sor­tie­ren. Al­so nach un­se­rem Streit. Er war är­ger­lich und auf­ge­bracht ge­we­sen, und nor­ma­ler­wei­se hät­te Be­ni­to nie­mals die Mög­lich­keit ei­ner Kon­den­sa­tor-Ver­puf­fung au­ßer acht ge­las­sen. Un­ge­dul­dig. Ge­dan­ken­los. Weil wir uns ge­strit­ten hat­ten, war ihm ein Feh­ler un­ter­lau­fen, und weil ihm ein Feh­ler un­ter­lau­fen war, war er … tot.
    Nie­mand rühr­te sich, und mei­ne Ar­me schie­nen von ei­ner plötz­li­chen Läh­mung be­fal­len. Die Lei­che muß­te aus der Ma­schi­ne ge­holt, der To­te ge­bor­gen wer­den. Nur noch ei­ne Hül­le nun, ein Nichts – es er­füll­te mich mit Schre­cken und Ent­set­zen. Dies war kei­ne Kat­ze, kein Tier. Dies war ein Mensch, ein Ge­schöpf wie ich. Be­ni­to.
    Be­ni­to. Als mei­ne Ge­dan­ken sei­nen Na­men for­mu­lier­ten, lös­te sich die Star­re in mir auf. Ich schritt auf den

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