Versunkene Inseln
wirbelten um mich herum, als ich das Geschäftsviertel der Stadt durchstreifte. Eine Anzahl von kleinen Cafes und Restaurants hatte geöffnet und servierte Platten mit Gebäck, das einen appetitanregenden Duft verströmte, doch ich ging einfach daran vorbei und hielt kaum inne, um mehr als einen flüchtigen Blick in ihr einladendes Inneres zu werfen. Das Gedränge lichtete sich ein wenig und nahm am späten Vormittag wieder zu, als Einkäufer auf die Straßen strömten. Touristen von Terra und dem Mars tauchten auf, ausgerüstet mit Wegweiserkuben und Holokameras, gekleidet in die zur Zeit modischen transparenten Körperhüllen und steifen Sphärencapes. Die Mondbewohner waren inmitten dieser Besucher leicht auszumachen, denn soweit sie überhaupt Kleidung trugen, war ihre Aufmachung seit zehn Jahren aus der Mode: Schimmerstoffe und überlange Haare. Ich trug noch immer den blaßblauen Haftanzug, den ich mir letzte Nacht in Gregs Appartement übergestreift hatte und gab mich als eine Observatoriumsangestellte auf Urlaub. Ich hatte Erfolg damit, denn die Einheimischen beachteten mich überhaupt nicht, und die Touristen schenkten mir nur soviel Aufmerksamkeit wie auch dem Rest der Stadt. Ich wanderte durch die zweite Ebene, dann die dritte, mied den Ort, wo meine alte Wohnung lag, und nahm kaum wahr, was um mich herum vor sich ging.
Am späten Nachmittag fand ich mich auf der ersten Ebene von Luna wieder, übermüdet und sehr hungrig. Der rumorende Magen setzte sich über meine Angst hinweg, aufgespürt zu werden: Ich nahm in einem kleinen Cafe Platz, bestellte eine einfache Mahlzeit und wartete geduldig, während die Küchenmaschinen summend und surrend mein Essen zubereiteten.
Eine Frau am Nebentisch warf mir einen Blick zu, dann noch einmal. Ich starrte aus dem Fenster, beobachtete das Gedränge auf den Straßen und hoffte, sie ginge bald. Statt dessen kam sie an meinen Tisch und räusperte sich. Widerstrebend wandte ich mich ihr zu.
„Oh, entschuldigen Sie, aber sind Sie nicht vom Clarke-Observatorium? Ja, ich bin sicher. Ich war letzte Woche dort, und jemand hat Sie mir gezeigt und gesagt, Sie seien einer der Streckenwärter. Ich glaube kaum, daß ich mich täusche. Ich habe noch nie einen Streckenwärter getroffen.“
„Nein, es tut mir leid, Sie müssen mich verwechseln“, gab ich nervös zurück. „Ich komme von Gagarin und statte Luna nur einen kurzen Besuch ab; weiter bin ich noch nicht herumgekommen.“
Mein Widerspruch mußte ein wenig zu heftig ausgefallen sein, denn sie lächelte. „Ich bin so gut wie sicher, daß ich Sie in der Clarke-Station gesehen habe. Und für gewöhnlich bringe ich keine Gesichter durcheinander. Das gehört zu meinem Beruf. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?“
Mir war elend zumute, aber ich schüttelte den Kopf, und sie nahm neben mir Platz. „Ich bin von Terra-Zeit-Geschehen. Vielleicht kennen Sie meine Show?“
„Nein, ich sehe nicht viel fern. Oh, Entschuldigung, hier kommt mein Essen.“
Ihr strahlendes Lächeln blieb bestehen, als der Kellner die Platten vor mir aufstellte. Mein Hunger warf alle Manieren, die ich besaß, über den Haufen, und ich stürzte mich regelrecht auf die Mahlzeit.
„Sie müssen sehr hungrig sein.“
„Wie?“ murmelte ich, den Mund voller Salat. „Entschuldigung. Nein. Ich habe nur das Frühstück ausgelassen, das ist alles.“
„Dann lassen Sie sich Zeit“, sagte sie und lächelte noch immer. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu, und langsam begann mir die Bedeutung dieses Lächelns zu dämmern.
Nun, warum nicht? Sicher hatte sie irgendwo ein Zimmer, auf ihren Namen registriert, und das würde eines meiner Probleme lösen. Wahrscheinlich hielt sie
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