Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
Vom Netzwerk:
wir­bel­ten um mich her­um, als ich das Ge­schäfts­vier­tel der Stadt durch­streif­te. Ei­ne An­zahl von klei­nen Ca­fes und Re­stau­rants hat­te ge­öff­net und ser­vier­te Plat­ten mit Ge­bäck, das einen ap­pe­tit­an­re­gen­den Duft ver­ström­te, doch ich ging ein­fach dar­an vor­bei und hielt kaum in­ne, um mehr als einen flüch­ti­gen Blick in ihr ein­la­den­des In­ne­res zu wer­fen. Das Ge­drän­ge lich­te­te sich ein we­nig und nahm am spä­ten Vor­mit­tag wie­der zu, als Ein­käu­fer auf die Stra­ßen ström­ten. Tou­ris­ten von Ter­ra und dem Mars tauch­ten auf, aus­ge­rüs­tet mit Weg­wei­ser­ku­ben und Ho­lo­ka­me­ras, ge­klei­det in die zur Zeit mo­di­schen trans­pa­ren­ten Kör­per­hül­len und stei­fen Sphä­ren­ca­pes. Die Mond­be­woh­ner wa­ren in­mit­ten die­ser Be­su­cher leicht aus­zu­ma­chen, denn so­weit sie über­haupt Klei­dung tru­gen, war ih­re Auf­ma­chung seit zehn Jah­ren aus der Mo­de: Schim­mer­stof­fe und über­lan­ge Haa­re. Ich trug noch im­mer den blaß­blau­en Haft­an­zug, den ich mir letz­te Nacht in Gregs Ap­par­te­ment über­ge­streift hat­te und gab mich als ei­ne Ob­ser­va­to­ri­umsan­ge­stell­te auf Ur­laub. Ich hat­te Er­folg da­mit, denn die Ein­hei­mi­schen be­ach­te­ten mich über­haupt nicht, und die Tou­ris­ten schenk­ten mir nur so­viel Auf­merk­sam­keit wie auch dem Rest der Stadt. Ich wan­der­te durch die zwei­te Ebe­ne, dann die drit­te, mied den Ort, wo mei­ne al­te Woh­nung lag, und nahm kaum wahr, was um mich her­um vor sich ging.
    Am spä­ten Nach­mit­tag fand ich mich auf der ers­ten Ebe­ne von Lu­na wie­der, über­mü­det und sehr hung­rig. Der ru­mo­ren­de Ma­gen setz­te sich über mei­ne Angst hin­weg, auf­ge­spürt zu wer­den: Ich nahm in ei­nem klei­nen Ca­fe Platz, be­stell­te ei­ne ein­fa­che Mahl­zeit und war­te­te ge­dul­dig, wäh­rend die Kü­chen­ma­schi­nen sum­mend und sur­rend mein Es­sen zu­be­rei­te­ten.
    Ei­ne Frau am Ne­ben­tisch warf mir einen Blick zu, dann noch ein­mal. Ich starr­te aus dem Fens­ter, be­ob­ach­te­te das Ge­drän­ge auf den Stra­ßen und hoff­te, sie gin­ge bald. Statt des­sen kam sie an mei­nen Tisch und räus­per­te sich. Wi­der­stre­bend wand­te ich mich ihr zu.
    „Oh, ent­schul­di­gen Sie, aber sind Sie nicht vom Clar­ke-Ob­ser­va­to­ri­um? Ja, ich bin si­cher. Ich war letz­te Wo­che dort, und je­mand hat Sie mir ge­zeigt und ge­sagt, Sie sei­en ei­ner der Stre­cken­wär­ter. Ich glau­be kaum, daß ich mich täu­sche. Ich ha­be noch nie einen Stre­cken­wär­ter ge­trof­fen.“
    „Nein, es tut mir leid, Sie müs­sen mich ver­wech­seln“, gab ich ner­vös zu­rück. „Ich kom­me von Ga­ga­rin und stat­te Lu­na nur einen kur­z­en Be­such ab; wei­ter bin ich noch nicht her­um­ge­kom­men.“
    Mein Wi­der­spruch muß­te ein we­nig zu hef­tig aus­ge­fal­len sein, denn sie lä­chel­te. „Ich bin so gut wie si­cher, daß ich Sie in der Clar­ke-Sta­ti­on ge­se­hen ha­be. Und für ge­wöhn­lich brin­ge ich kei­ne Ge­sich­ter durch­ein­an­der. Das ge­hört zu mei­nem Be­ruf. Ha­ben Sie et­was da­ge­gen, wenn ich mich zu Ih­nen set­ze?“
    Mir war elend zu­mu­te, aber ich schüt­tel­te den Kopf, und sie nahm ne­ben mir Platz. „Ich bin von Ter­ra-Zeit-Ge­sche­hen. Viel­leicht ken­nen Sie mei­ne Show?“
    „Nein, ich se­he nicht viel fern. Oh, Ent­schul­di­gung, hier kommt mein Es­sen.“
    Ihr strah­len­des Lä­cheln blieb be­ste­hen, als der Kell­ner die Plat­ten vor mir auf­stell­te. Mein Hun­ger warf al­le Ma­nie­ren, die ich be­saß, über den Hau­fen, und ich stürz­te mich re­gel­recht auf die Mahl­zeit.
    „Sie müs­sen sehr hung­rig sein.“
    „Wie?“ mur­mel­te ich, den Mund vol­ler Sa­lat. „Ent­schul­di­gung. Nein. Ich ha­be nur das Früh­stück aus­ge­las­sen, das ist al­les.“
    „Dann las­sen Sie sich Zeit“, sag­te sie und lä­chel­te noch im­mer. Ich warf ihr einen kur­z­en Blick zu, und lang­sam be­gann mir die Be­deu­tung die­ses Lä­chelns zu däm­mern.
    Nun, warum nicht? Si­cher hat­te sie ir­gend­wo ein Zim­mer, auf ih­ren Na­men re­gis­triert, und das wür­de ei­nes mei­ner Pro­ble­me lö­sen. Wahr­schein­lich hielt sie

Weitere Kostenlose Bücher