Versunkene Inseln
Plastikhauben, Metallovale mit Henkeln, die an einer Seite angebracht waren. Parfümfläschchen aus gesplittertem Glas, kleine Flaschen mit Duftwasser, Plastikmützen, Kämme, Bürsten, gebogener Draht, um Haar zusammenzustecken, eine Vibrationstasse, um Zahnprothesen zu reinigen. Der Kronleuchter. Gürtelschnallen. Absätze von Schuhen. Überbleibsel von Lampenschirmen. Schubkarren. Metallene Abflußgitter, verkrustet und verschlammt. Verrostete Schlüssel. Ein Onyxei. Kunststoffpuppen. Und noch mehr, immer mehr, bis mich diese Anhäufung ganz krank machte und ich leise von meinem Turm herunterkletterte. Ich mied das Dock und machte mich auf den Weg nach Benitos Höhle.
„Was willst du hier?“ fragte er barsch, als ich mich ihm näherte. Er hatte einen der großen Generatoren aus der Reihe der anderen hervormanövriert und bemühte sich nun, eine der Verkleidungsplatten zu lösen.
„Ich dachte, ich könnte dir behilflich sein.“
„Brauche keine Hilfe“, knurrte er und kehrte mir den Rücken zu. Er tastete nach einem Werkzeug auf dem Schweber neben ihm, und ich nahm das Gerät auf und reichte es ihm.
„Hör mal, es tut mir leid, daß …“
„Ist mir egal.“
„Komm schon, Benito. Kann ich mich nicht einmal dafür entschuldigen?“
„Nein. Geh zu deiner großen Romanze zurück, ich brauche keine Hilfe von dir.“
Ich konnte keinen Ton hervorbringen. Die Worte steckten in meiner Kehle, umklammert von dem Schrecken der vergangenen Nacht. Ich schüttelte hilflos den Kopf, setzte mich auf ein dickes Rohr, preßte die Fäuste an die Stirn und wartete, bis die plötzliche Übelkeit vorüber war.
Ein kurzes Klappern. Ich hob den Kopf und sah, daß Benito seine Werkzeuge auf den Schweber geworfen, die Verkleidungsplatte wieder befestigt hatte und nun an der langen Reihe der Generatoren entlangschritt, um sich in die Abgeschiedenheit seiner Kabine zurückzuziehen. Als er die Tür erreichte, wandte er sich kurz um und warf mir einen letzten Blick zu.
„Geh nach Australien!“ rief er und schlug die Luke hinter sich zu.
Die Übelkeit kehrte mit doppelter Intensität zurück, doch ich kämpfte sie nieder, stand auf und wanderte langsam zwischen den schimmernden Maschinen hindurch.
40
Als die Unsterblichen mit der Klassifizierung und Versteigerung der Beute fertig waren, brachte ich den Rest mit einem Schweber ins Museum und ging daran, jedes Teil zu katalogisieren.
Die Sammlung des Schiffes war in einer langen, widerhallenden Galerie untergebracht, an deren einer Wand sich Spiegel entlangzogen und an der anderen hohe Bogenfenster. Die oberen Abschnitte jedes Fensters waren auf einen anderen Farbton programmiert, und das Licht wurde von den Spiegeln reflektiert und erzeugte miteinander verwobene Farbkleckse auf dem Boden und den Wänden. Nachts erstrahlten die Fenster und ihre Bögen in eigenem Schein, so daß man zu jeder Tageszeit den Eindruck hatte, glänzendes Sonnenlicht ergieße sich in die Halle.
Die Ausstellungsstücke waren in niedrigen Vitrinen entlang den Wänden untergebracht. Jeder Gegenstand schwebte im Innern eines transparenten Schutzfeldes, das am unteren Ende einen kleinen durchsichtigen Streifen aufwies, auf dem, wenn er aktiviert war, eine kurze Beschreibung aufglühte. In den drei Jahren meiner Zugehörigkeit zur Besatzung der Ilium war es mir gelungen, viele dieser Beschreibungen zu korrigieren und die meisten ausgestellten Artefakte zu identifizieren. Aber es gab hier immer noch eine ganze Menge zu tun, und jeder neue Tauchgang brachte mehr Arbeit. Viel zu viele der Gegenstände in den Vitrinen waren nur mit ihrem Fundjahr und einem
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