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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Plas­tik­hau­ben, Me­tal­l­o­va­le mit Hen­keln, die an ei­ner Sei­te an­ge­bracht wa­ren. Par­füm­fläsch­chen aus ge­split­ter­tem Glas, klei­ne Fla­schen mit Duft­was­ser, Plas­tik­müt­zen, Käm­me, Bürs­ten, ge­bo­ge­ner Draht, um Haar zu­sam­men­zu­ste­cken, ei­ne Vi­bra­ti­ons­tas­se, um Zahn­pro­the­sen zu rei­ni­gen. Der Kron­leuch­ter. Gür­tel­schnal­len. Ab­sät­ze von Schu­hen. Über­bleib­sel von Lam­pen­schir­men. Schub­kar­ren. Me­tal­le­ne Ab­fluß­git­ter, ver­krus­tet und ver­schlammt. Ver­ros­te­te Schlüs­sel. Ein Onyxei. Kunst­stoff­pup­pen. Und noch mehr, im­mer mehr, bis mich die­se An­häu­fung ganz krank mach­te und ich lei­se von mei­nem Turm her­un­ter­klet­ter­te. Ich mied das Dock und mach­te mich auf den Weg nach Be­ni­tos Höh­le.
    „Was willst du hier?“ frag­te er barsch, als ich mich ihm nä­her­te. Er hat­te einen der großen Ge­ne­ra­to­ren aus der Rei­he der an­de­ren her­vor­ma­nö­vriert und be­müh­te sich nun, ei­ne der Ver­klei­dungs­plat­ten zu lö­sen.
    „Ich dach­te, ich könn­te dir be­hilf­lich sein.“
    „Brau­che kei­ne Hil­fe“, knurr­te er und kehr­te mir den Rücken zu. Er tas­te­te nach ei­nem Werk­zeug auf dem Schwe­ber ne­ben ihm, und ich nahm das Ge­rät auf und reich­te es ihm.
    „Hör mal, es tut mir leid, daß …“
    „Ist mir egal.“
    „Komm schon, Be­ni­to. Kann ich mich nicht ein­mal da­für ent­schul­di­gen?“
    „Nein. Geh zu dei­ner großen Ro­man­ze zu­rück, ich brau­che kei­ne Hil­fe von dir.“
    Ich konn­te kei­nen Ton her­vor­brin­gen. Die Wor­te steck­ten in mei­ner Keh­le, um­klam­mert von dem Schre­cken der ver­gan­ge­nen Nacht. Ich schüt­tel­te hilf­los den Kopf, setz­te mich auf ein dickes Rohr, preß­te die Fäus­te an die Stirn und war­te­te, bis die plötz­li­che Übel­keit vor­über war.
    Ein kur­z­es Klap­pern. Ich hob den Kopf und sah, daß Be­ni­to sei­ne Werk­zeu­ge auf den Schwe­ber ge­wor­fen, die Ver­klei­dungs­plat­te wie­der be­fes­tigt hat­te und nun an der lan­gen Rei­he der Ge­ne­ra­to­ren ent­lang­schritt, um sich in die Ab­ge­schie­den­heit sei­ner Ka­bi­ne zu­rück­zu­zie­hen. Als er die Tür er­reich­te, wand­te er sich kurz um und warf mir einen letz­ten Blick zu.
    „Geh nach Aus­tra­li­en!“ rief er und schlug die Lu­ke hin­ter sich zu.
    Die Übel­keit kehr­te mit dop­pel­ter In­ten­si­tät zu­rück, doch ich kämpf­te sie nie­der, stand auf und wan­der­te lang­sam zwi­schen den schim­mern­den Ma­schi­nen hin­durch.
     

40
     
    Als die Un­s­terb­li­chen mit der Klas­si­fi­zie­rung und Ver­stei­ge­rung der Beu­te fer­tig wa­ren, brach­te ich den Rest mit ei­nem Schwe­ber ins Mu­se­um und ging dar­an, je­des Teil zu ka­ta­lo­gi­sie­ren.
    Die Samm­lung des Schif­fes war in ei­ner lan­gen, wi­der­hal­len­den Ga­le­rie un­ter­ge­bracht, an de­ren ei­ner Wand sich Spie­gel ent­lang­zo­gen und an der an­de­ren ho­he Bo­gen­fens­ter. Die obe­ren Ab­schnit­te je­des Fens­ters wa­ren auf einen an­de­ren Farb­ton pro­gram­miert, und das Licht wur­de von den Spie­geln re­flek­tiert und er­zeug­te mit­ein­an­der ver­wo­be­ne Farb­kleck­se auf dem Bo­den und den Wän­den. Nachts er­strahl­ten die Fens­ter und ih­re Bö­gen in ei­ge­nem Schein, so daß man zu je­der Ta­ges­zeit den Ein­druck hat­te, glän­zen­des Son­nen­licht er­gie­ße sich in die Hal­le.
    Die Aus­stel­lungs­stücke wa­ren in nied­ri­gen Vi­tri­nen ent­lang den Wän­den un­ter­ge­bracht. Je­der Ge­gen­stand schweb­te im In­nern ei­nes trans­pa­ren­ten Schutz­fel­des, das am un­te­ren En­de einen klei­nen durch­sich­ti­gen Strei­fen auf­wies, auf dem, wenn er ak­ti­viert war, ei­ne kur­ze Be­schrei­bung auf­glüh­te. In den drei Jah­ren mei­ner Zu­ge­hö­rig­keit zur Be­sat­zung der Ili­um war es mir ge­lun­gen, vie­le die­ser Be­schrei­bun­gen zu kor­ri­gie­ren und die meis­ten aus­ge­stell­ten Ar­te­fak­te zu iden­ti­fi­zie­ren. Aber es gab hier im­mer noch ei­ne gan­ze Men­ge zu tun, und je­der neue Tauch­gang brach­te mehr Ar­beit. Viel zu vie­le der Ge­gen­stän­de in den Vi­tri­nen wa­ren nur mit ih­rem Fund­jahr und ei­nem

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