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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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würden sie sie vermutlich immer noch besitzen.
    Mahlia erschauerte und fragte sich, ob sie womöglich schon tot war. Ob die Waffe sie in einen Geist verwandelt hatte.
    Tool knurrte. » Jetzt begreifst du. «
    Mahlia schluckte und nickte.
    Â» Gut. Dann geh und rede mit dem Kapitän dieses Bootes. Wir sollten von hier verschwunden sein, bevor der Tag richtig anbricht. Die Stadt wird bald aufwachen. «
    Mahlia drehte sich um und wollte loslaufen. Dann wandte sie sich noch einmal um und sah die Jungen an.
    Â» Ich will sie nicht haben. « Sie hielt die Schrotflinte hoch. » Sie gehört euch. Sobald wir weg sind, bekommt ihr sie zurück. Ich will sie nicht. «
    Sie hatte keine Ahnung, was die Jungen über sie dachten. Ihre Augen waren vor Angst geweitet, während Tool sie fest gepackt hielt. Mahlia fühlte sich schlecht deswegen, aber sie traute den Jungen nicht genug, um Tool zu sagen, dass er sie loslassen sollte. Stattdessen lief sie aus dem Dschungel in die Stadt zurück und schlich sich durch die nebligen Straßen.
    Die Hitze des Tages nahm schon langsam zu, aber die Soldaten waren immer noch betrunken und rührten sich nicht. Ein Nagelschuppen-Mädchen huschte barfuß durch die schlammigen Straßen und drückte zerrissene Kleider an ihren Körper. Sie warf einen Blick auf Mahlia und ihre Waffe und machte einen weiten Bogen um sie.
    Mahlia fragte sich, wie sie wohl aussehen mochte, dass ein Mädchen wie dieses Angst vor ihr hatte. Sie erreichte den Hafen.
    Der Mann sah sie herankommen und richtete sich auf. Als er die Schrotflinte sah, tastete er nach seiner Waffe.
    Â» Tun Sie es nicht! « , sagte sie und hob die Schrotflinte über den Kopf. » Bitte, tun Sie es nicht. «
    Â» Was willst du von mir, Mädchen? «
    Â» Mein Freund und ich, wir müssen den Fluss hinuntergelangen. Wir haben kein Geld. Aber wir geben Ihnen Ihre Jungs zurück, wenn Sie uns mitnehmen. «
    Â» Vielleicht sollte ich dich einfach erschießen. «
    Â» Wir brauchen Sie. Sie müssen uns an den Kontrollen vorbeilotsen. Uns sagen, wo sie sind. «
    Â» Wer bist du? «
    Â» Nur eine Kriegsmade, die weg von hier will. «
    Â» Hier kommt keiner raus. Die Schrottschiffe nehmen niemanden mit. Solche wie dich schon gar nicht. Höchstens wenn man ein Vermögen bezahlen kann. Und im Norden bewachen die Armeen die Grenze. Da kommt man auch nicht durch. Also, wo sind meine Jungs? «
    Â» Wenn Sie wollen, dass sie am Leben bleiben, fahren Sie ein Stück den Fluss hinunter. Machen Sie jenseits der Stadtgrenze am Ufer fest, wo Sie keiner sehen kann. Wir werden zu Ihnen kommen. « Mahlia wandte sich ab.
    Â» Warte! «
    Â» Was? « Mahlia starrte den Mann finster an und gab sich Mühe, möglichst bedrohlich auszusehen. » Haben Sie noch was zu sagen, alter Mann? « Sie warf ihm die Schrotflinte zu. » Nehmen Sie die. Wir wollen sie nicht. Sie können entweder den Fluss hinunterfahren und Ihre Jungs zurückbekommen oder eben nicht. Aber dann werden Sie sie auch nicht wiedersehen. «
    Â» Vielleicht sollte ich dich auf der Stelle erschießen. «
    Â» Bei den Parzen « , sagte Mahlia. » Ich bin doch schon tot, alter Mann. Verstehen Sie das denn nicht? Wenn Sie mich umbringen, spielt das keine Rolle. Ich bin nur eine Verstoßene. Das kümmert keinen. Ein Nagelschuppen-Mädchen würden die Leute mehr betrauern als mich. «
    Sie breitete die Arme aus. » Ich habe keine kugelsichere Weste. Nichts. Wenn Sie mich umbringen wollen, dann tun Sie es. Keiner würde sich darum scheren. « Sie sah ihn an. » Aber wenn Ihre Jungs Ihnen am Herzen liegen, dann fahren Sie den Fluss hinunter und treffen Sie sich mit uns. Sie werden sie unversehrt zurückbekommen. Andernfalls werde zwar ich tot sein, aber Ihre Jungs auch. «
    Sie drehte sich um und ging zum Dschungel zurück, ohne sich noch einmal umzuschauen. Sie spürte ein Kribbeln im Nacken, und der Schweiß brach ihr aus. Sie wartete auf die Kugel.
    Ein Glücksspiel. Das ganze Leben war ein verdammtes Glücksspiel. Immer wieder wettete man gegen das Schicksal und die Parzen.
    Sie ging weiter und wartete auf die Kugel.

3 2
    Â» Du willst, dass ich das da den Fluss runterbringe? «
    Der Bootsbesitzer starrte Tool ungläubig an, als dieser aus dem Dschungel trat. Sie hatten sich ein Stück außerhalb von Moss Landing getroffen, aber als Tool aufgetaucht war,

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