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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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heranmusste, um etwas ausrichten zu können. Die meisten Soldaten waren ihr körperlich überlegen. Aber ihnen mit der Schrotflinte den Kopf wegzuschießen, das sollte sie schaffen können.
    Die Waffe lag beruhigend massiv in ihrer Hand. Machtvoll. Mit einer Waffe wie dieser würde sie es weit bringen.
    Kein Wunder, dass die Soldaten sich so verdammt überlegen fühlten. Mit einer Waffe in der Hand war man gleich viel selbstsicherer. Hätte sie eine Waffe gehabt, als die Soldaten der Gottesarmee sie damals erwischt hatten, wäre die Sache garantiert anders ausgegangen.
    Ihr ganzes Leben lang hatte sie den Kopf eingezogen und war weggelaufen, während die Kojwölfe sie gejagt hatten. Aber mit einer Waffe wie dieser würde sie sich zur Wehr setzen können.
    Die Waffe war schwer, Mahlia fühlte sich jedoch plötzlich viel leichter. Als sei das Gewicht der Vergangenheit von ihr abgefallen.
    Mit einem Grinsen betrachtete sie die Schrotflinte in ihrer Hand. Yeah. Die gefiel ihr richtig gut.
    Â» Drück sie gegen deine Schulter, wenn du sie abfeuerst « , sagte Tool. » Durch den Rückstoß könntest du dich sonst verletzen. «
    Â» Sie wird schon ihren Zweck erfüllen « , sagte sie.
    Â» Du darfst dich nicht darauf verlassen, dass die Waffe dich stark macht. «
    Â» Schwach macht sie mich jedenfalls nicht. «
    Â» Schwächer als du denkst « , sagte Tool. » Du darfst dich nicht überlegen fühlen. «
    Â» Das tue ich nicht. «
    Â» Jeder, der eine Waffe in der Hand hält, fühlt sich überlegen. Schau sie dir an. «
    Mahlia blickte auf die Schrotflinte. Alles schien in Ordnung zu sein. Die Waffe war sauber. In gutem Zustand. Bereit.
    Â» Sie gibt dir Selbstvertrauen. « Tool schüttelte die Jungs unter seinen Armen. » Diesen beiden haben ihre Waffen auch Selbstvertrauen gegeben. Du siehst ja, was es ihnen gebracht hat. Eben waren sie noch die Stärkeren, jetzt befinden sie sich in der Hand des Gegners. Mit ihren Waffen haben sie sich dem harmlosen, verkrüppelten Mädchen überlegen gefühlt. «
    Tool stieß ein Knurren aus. » Jetzt schau dir die Waffe noch einmal an! «
    Ãœberrascht über den Nachdruck in seiner Stimme blickte Mahlia auf die Schrotflinte in ihren Händen. » Das tue ich doch! «
    Der schwere schwarze Gewehrlauf hatte ein paar Kratzer. Der hölzerne Schaft war handgeschnitzt und auf den Hauptmechanismus aufgesetzt.
    Die Waffe war bemalt. Was an sich nichts Ungewöhnliches war. Viele Waffen wurden von ihren Besitzern angemalt. Auf der Schrotflinte befanden sich die grünen Kreuze der Hochwasserchristen und die roten Sterne der Gottesarmee.
    Â» Und? Was ist nun damit? « , fragte Mahlia.
    Die Flinte sah aus wie jede andere Waffe, die sie je zu Gesicht bekommen hatte. Ein bisschen ramponiert, aber brauchbar.
    Â» Schau genau hin « , sagte Tool noch einmal.
    Mahlia starrte angestrengt auf die Waffe und versuchte zu sehen, was Tool sah.
    Â» Die Farbe ist an einigen Stellen abgeblättert « , sagte Tool.
    Mahlia sah ihn finster an. » Ja und? «
    Â» Schau hin. «
    Tatsächlich war ein wenig von der Farbe abgebröckelt. Aber darunter kam noch mehr Farbe zum Vorschein. Es sah so aus, als ob sich unter den grünen Kreuzen ein paar Parzenaugen befanden. Und auch noch irgendetwas Rotes. Und ein weißer Stern vor einem blauen Untergrund. Das Kennzeichen der VPF …
    Mahlia lief ein kalter Schauer über den Rücken, und ihr stockte der Atem.
    Die Waffe verlieh ihr Selbstvertrauen. Genau wie zuvor den beiden Jungen.
    Und den Vorbesitzern der Waffe.
    Und denen, die sie davor besessen hatten.
    Und so weiter…
    Wenn sie die Waffe genauer betrachtete, konnte sie sehen, durch wie viele Hände sie schon gegangen war. Ein Soldat nach dem anderen hatte sie sich zu eigen gemacht. Sie mit Symbolen und Kennzeichen geschmückt, mit dem Auge der Parzen, Kreuzen oder sonst etwas, von dem sie hofften, dass es ihnen Glück bringen würde.
    Und alle waren sie tot.
    Der Schrotflinte war es egal, wer sie besaß. Sie ging von Hand zu Hand. Mahlia war nur das letzte Glied einer Kette, die womöglich bis ins Zeitalter der Beschleunigung zurückreichte, als es noch funktionierende Städte gegeben hatte und die Leute nicht ständig aufeinander geschossen hatten.
    Eine Menge Hände hatten diese Waffe gehalten, und wenn sie ihnen etwas genützt hätte,

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