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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Geschwindigkeit, die kein Mensch lange durchgehalten hätte. Er watete durch Kanäle voller Algen und hinkte über Bohnenäcker und überflutete Reisfelder. Er kam an Bauern mit breitkrempigen Hüten vorbei, die sofort die Flucht ergriffen, wenn sie von der Arbeit aufsahen und ihn bemerkten. Er umrundete zerbombte Häuser und lief ein paarmal in die Gegenrichtung, um seine Spuren zu verwischen. Immer weiter entfernte er sich von den versunkenen Städten, doch es gelang ihm nicht, seine Verfolger abzuschütteln.
    Anfangs hatte er gehofft, die Soldaten würden irgendwann aufgeben. Oberst Glenn Stern und seine Patriotenfront hatten mehr als genug Feinde. Die versunkenen Städte waren voller rivalisierender Armeen, in ständigen Kampf gegeneinander verstrickt. Ein einzelner entflohener Halbmensch würde den Oberst vielleicht nicht weiter interessieren. Doch dann hatten die Panther Tool eingeholt, und er hatte gewusst, dass der Oberst seine wertvolle Kampfmaschine nicht so leicht entkommen lassen würde.
    Schmerzen durchzuckten Tools Körper, während er weiterhinkte, doch er achtete nicht darauf. Bei seinem Ausbruch aus der Zelle hatte er sich die Schulter ausgekugelt. Die Panther hatten tiefe Wunden auf seinem Rücken hinterlassen, und er war auf einem Auge blind, aber das kümmerte ihn nicht. Er war frei! Außerdem war er dazu ausgebildet, Schmerzen zu ignorieren.
    Der Schmerz schreckte ihn nicht. Er war, wenn schon nicht sein Freund, so doch sein Vertrauter. Tool war damit aufgewachsen, hatte gelernt, ihn zu respektieren, ihm jedoch niemals nachzugeben. Der Schmerz teilte ihm lediglich mit, welche Gliedmaßen er noch benutzen konnte, um seine Feinde zu töten, wie weit er noch laufen konnte und wie seine Chancen im nächsten Kampf standen.
    Hinter ihm begannen die Spürhunde zu bellen, weil sie seine Spur aufgenommen hatten.
    Tool knurrte verärgert und fletschte unwillkürlich die Zähne, als die verwandten Geschöpfe nach seinem Blut riefen.
    Die Hunde waren todbringende Kreaturen, genau wie er selbst. Sie würden sich immer wieder unbeirrt in den Kampf stürzen, solange bis sie in Stücke gerissen wurden. Und sie würden in dem zufriedenen Wissen sterben, ihre Pflicht gegenüber ihren Herren erfüllt zu haben. Der Hund in Tool, der fest in seinen Genen verankert war, kannte den Jagdtrieb der Spürhunde. Sie würden die Verfolgung erst abbrechen, wenn entweder er tot war oder sie.
    Tool konnte es ihnen nicht übel nehmen. Auch er war einmal treu und gehorsam gewesen.
    Er erreichte ein Dschungeldickicht und tauchte in die Schatten ein, bahnte sich einen Weg durch Kletterpflanzen. Wie ein Elefant stapfte er raschelnd und knackend durch das dichte Gestrüpp. Er hinterließ eine Spur, die selbst ein beschränkter Mensch hätte verfolgen können, aber er musste in Bewegung bleiben.
    Gut genährt und unverletzt hätte er sich mit diesen elenden Hunden und Soldaten tagelang eine Verfolgungsjagd liefern können. Er hätte sie im Dschungel einen nach dem anderen ausschalten können, bis nur noch eine Handvoll von ihnen übrig wäre, die sich furchtsam um ein einsames Lagerfeuer drängte. Im Augenblick würde er höchstens ein paar von ihnen erledigen können. Und nach der letzten Falle, die er ihnen gestellt hatte, waren sie vorsichtiger geworden. Sie wussten jetzt, wie schnell ihre Knochen brachen.
    Schwer atmend blieb Tool stehen. Die Zunge hing ihm aus dem Maul, seine Brust hob und senkte sich. Er sog die feuchte Luft ein.
    Eine Salzbrise.
    Das Meer.
    Irgendwo weiter nördlich gab es eine kleine Bucht. Wenn er es bis zum Meer schaffte, würde er ihnen vielleicht doch noch entkommen können. Er würde in den Ozean eintauchen und eins mit der Meereswelt werden. Er konnte schwimmen, auch wenn es wehtun würde.
    Er wandte sich nach Nordosten und lief weiter, angetrieben von purer Willensanstrengung. Die Hunde folgten ihm.
    Tool hätte beinahe laut gelacht. Ihr Gehorsam würde viele von ihnen das Leben kosten. Tool dagegen war ein ziemlich böser Hund. Das hatten seine Herren immer wieder gesagt, während sie ihn geschlagen hatten, um ihn gefügig zu machen. Sie hatten ihn in einen Mörder verwandelt und ihn in die Mordmaschine seines Rudels eingegliedert. Eine tödliche Truppe. Eine Zeit lang war er ein braver, gehorsamer Hund gewesen.
    Truppe. Rudel. Kompanie. Bataillon. Tool erinnerte sich an die

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