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Versunkene Staedte

Versunkene Staedte

Titel: Versunkene Staedte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Bacigalupi
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Sie waren gelb und raubtierhaft wie das Auge des Halbmenschen.
    Mahlia bekam eine Gänsehaut. Langsam wich sie zurück und blickte sich dabei um. Tatsächlich sah sie noch andere Schatten zwischen den Ruinen umherhuschen.
    Bei den Parzen. Wie lange hatten die Kojwölfe sie schon verfolgt? Wenn sie sich jetzt blicken ließen, hieß das, dass sie sich ihrer Sache sicher waren.
    Kojwölfe waren schlau. Sie folgten ihrer Beute, kreisten sie ein und schätzten ihre Stärke ab. Und wenn sie angriffen, war man eigentlich schon tot. Sun Tzu hätte seine Freude daran gehabt, Mahlia dagegen war nur von schrecklicher Angst erfüllt. Ihr war klar geworden, dass die Bestien sie in einem Teil der Ruinenstadt gestellt hatten, wo es nur mickrige kleine Bäume gab, deren Stämme kaum dicker als Mahlias Handgelenk waren, und wenige Häusermauern. Nichts, wo sie hätte hinaufklettern können. Kein einfacher Fluchtweg.
    Sie hob die verrostete Machete. Der Kojwolf vor ihr schien das als Kampfansage zu verstehen. Er fletschte die Zähne und begann zu knurren. Doch die wirkliche Gefahr kam aus einer anderen Richtung: Hinter ihr war ein Lufthauch zu spüren.
    Mahlia drehte sich um und schwang die Machete. Leichtfüßig und flink wich der zweite Kojwolf der Klinge aus. Die Machete zischte wirkungslos durch die Luft. Knurrend und mit gefletschten Zähnen sprang der Kojwolf erneut auf sie zu, während sein Partner nach ihren Hacken schnappte.
    Mahlia wirbelte herum und schwang die Machete, um die beiden Kojwölfe abzuwehren. Sie musste einen Baum finden. Wenn sie hoch genug hinaufklettern konnte, würden die Bestien sie eine Weile lang belagern, aber sie waren keine Jagdhunde. Nach ein paar Stunden oder einem Tag würden sie sich nach leichterer Beute umsehen. Der nächste Baum, auf den man hinaufklettern konnte, war jedoch mehr als hundert Meter entfernt.
    Verlier jetzt nicht den Kopf. Renn nicht los. Beweg dich ganz langsam.
    Wenn sie in Panik geriet und losrannte, würden die Bestien sie zu Boden reißen wie ein kleines Reh. Sie würden ihr die Beine unter dem Körper wegziehen und auf ihren Rücken springen, und sie würde nie wieder aufstehen.
    Sie hörte Krallen auf den Steinbrocken hinter sich.
    Mahlia drehte sich und ließ die Machete durch die Luft zischen. Die stumpfe Seite traf auf Fell. Der Kojwolf knurrte und sprang zurück, stürzte sich aber gleich wieder auf sie. Mahlia schrie auf und schlug erneut mit der Machete zu, und dieses Mal traf die Klinge das Maul des Kojwolfs.
    Dreh dich um!
    Ein dritter Kojwolf würde sich gleich auf sie stürzen. Diese Bestien koordinierten stets ihre Angriffe, agierten als Team. Mahlia wirbelte herum, schwang die Machete und wehrte den knurrenden Kojwolf ab. Der erste umkreiste sie und schnappte nach ihr, täuschte einen Angriff vor. Sie ließ die Machete niedersausen, um ihn wegzuscheuchen, aber er fletschte die Zähne und wich kaum zurück.
    Sie wirbelte herum, weil sie einen weiteren Angriff von hinten erwartete, aber die anderen Kojwölfe waren außer Reichweite. Langsam geriet sie doch in Panik und bildete sich schon alle möglichen Geräusche ein.
    Die Kojwölfe umkreisten sie knurrend und schnappten immer wieder nach ihr, um sich gleich darauf wieder zurückzuziehen.
    Bei den Parzen, sie brauchte dringend Rückendeckung. Aber die dünnen Bäume boten keinen Schutz, und jetzt schloss sich ein vierter Kojwolf seinen Brüdern an. Mit angelegten Ohren und gesenktem Kopf schlich er sich an sie heran.
    All die Zeit hatte ihre Sorge nur den Dorfbewohnern und den Soldaten gegolten, und so hatte sie ganz die Gefahren vergessen, die der Dschungel selbst bereithielt. Für diese Dummheit würde sie nun mit dem Leben bezahlen.
    Hinter sich nahm sie eine Bewegung wahr. Sie wirbelte mit der Machete herum und erwischte den Kojwolf im Sprung. Die Klinge bohrte sich tief in seinen Leib, aber er prallte trotzdem gegen sie und riss sie zu Boden. Die anderen Kojwölfe stürzten sich auf sie. Zähne schnappten nach ihrem Gesicht. Eine der Bestien zerrte an ihrem Bein.
    Mahlia hob schützend den Armstumpf. Einer der Kojwölfe verbiss sich darin. Sie schrie auf. Plötzlich war ein Brüllen zu hören. Die Kojwölfe wurden von ihr heruntergerissen, und Blut regnete auf sie nieder. Jaulen und Heulen war zu hören. Irgendetwas bewegte sich rasend schnell. Der Kojwolf, der sich auf ihre Beine

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