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Verteidigung

Verteidigung

Titel: Verteidigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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auf der Überholspur.«
    »Ich bereue nichts«, erklärte David. Im Grunde stimmte das sogar.
    Eine weitere lange Pause trat ein, während Wally die Kaffeetasse mit beiden Händen hielt und versunken hineinblickte. »Was soll aus mir werden? Ich bin sechsundvierzig, war noch nie so pleite, ich habe mich bis auf die Knochen blamiert, bin ein Säufer, der sich von der Flasche nicht fernhalten kann, ein gestrandeter Arme-Leute-Anwalt, der gedacht hat, er kann ganz oben mitspielen.«
    »Jetzt ist nicht die Zeit, sich Gedanken über die Zukunft zu machen, Wally. Sie müssen erst einmal entgiften, den ganzen Alkohol loswerden, dann können Sie auch wieder Entscheidungen treffen.«
    »Ich will nicht wie Oscar enden. Der ist siebzehn Jahre älter als ich, und in siebzehn Jahren will ich nicht mehr hier sitzen und tagaus, tagein den gleichen Mist machen. Vielen Dank!«
    »Bitte.«
    »Wollen Sie in siebzehn Jahren noch hier sein?«
    »Das habe ich mir wirklich noch nicht überlegt. Erst einmal muss ich die Verhandlung überstehen.«
    »Was für eine Verhandlung?«
    Es klang, als hätte Wally wirklich keine Ahnung, daher ging David nicht darauf ein. »Sie haben doch vor einem Jahr einen Entzug gemacht, stimmt’s?«
    Wally verzog das Gesicht, während er versuchte, sich zu erinnern. »Was ist heute für ein Tag?«
    »Mittwoch, der 26. Oktober.«
    Wally nickte. »Ja, letztes Jahr im Oktober. Dreißig Tage stationär, hat mir gut gefallen.«
    »Wo war das?«
    »Harbor House, gleich nördlich von Waukegan. Meine Lieblingsklinik. Direkt am See, echt schön. Am besten rufen wir Patrick an.« Er griff nach seiner Brieftasche.
    »Wer ist Patrick?«
    »Mein Betreuer.« Wally reichte David eine Visitenkarte. »Harbor House – der Beginn eines neuen Lebens. Patrick Haie, Teamleiter. Patrick kann man zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen. Das gehört zu seinem Job.«
    David hinterließ auf Patrick Haies Anrufbeantworter eine Nachricht, stellte sich als Freund von Wally Figg vor und sagte, es sei dringend. Minuten später klingelte sein Handy. Es war Haie, der Wallys Rückfall sehr bedauerte, jedoch sofort bereit war, ihnen zu helfen.
    »Bitte lassen Sie ihn nicht aus den Augen«, sagte er. »Bringen Sie ihn sofort her. Wir treffen uns in einer Stunde am Harbor House.«
    »Gehen wir«, sagte David und nahm Wally am Arm. Der stand auf, schwankte ein wenig, und dann marschierten sie Arm in Arm zu Davids Wagen. Als er auf die 1-94 North fuhr und Gas gab, schnarchte Wally schon wieder.
     
    Mithilfe seines Navigationssystems hatte David Harbor House innerhalb einer Stunde gefunden. Es war eine kleine private Einrichtung in den Wäldern nördlich von Waukegan, Illinois. Da es ihm nicht gelang, Wally zu wecken, ließ er ihn im Auto und ging auf die Suche nach Patrick Haie, der an der Anmeldung wartete. Haie schickte zwei Pfleger im weißen Kittel mit einer Trage los, die Wally fünf Minuten später bewusstlos hereinrollten. David folgte Haie in ein kleines Büro, um den Papierkram zu erledigen.
    »Wie oft war er schon hier?«, fragte er, um das Gespräch in Gang zu bringen. »Anscheinend kennt er die Einrichtung gut.«
    »Tut mir leid, aber das ist vertraulich, dazu darf ich mich nicht äußern.« Das warme Lächeln war verflogen, seit sich die Bürotür hinter ihnen geschlossen hatte.
    »Entschuldigung.«
    Haie studierte Unterlagen auf einem Klemmbrett. »Wir haben ein kleines Problem mit Mr. Figgs Konto bei uns, und ich weiß nicht so recht, wie wir das lösen können. Bei seinem Aufenthalt vor einem Jahr hat seine Versicherung die Kosten für die Behandlung hier nur in einer Höhe von eintausend Dollar pro Tag übernommen. Aufgrund unserer außergewöhnlichen Leistungen, Ergebnisse, Angebote und Mitarbeiter berechnen wir jedoch eintausendfünfhundert Dollar pro Tag. Als er entlassen wurde, standen noch fast vierzehntausend Dollar aus. Er hat einige Zahlungen getätigt, aber der Saldo beträgt immer noch elftausend Dollar.«
    »Ich bin weder für seine Arztrechnungen noch für die Behandlung seiner Alkoholkrankheit zuständig. Mit seiner Versicherung habe ich nichts zu tun.«
    »Dann werden wir ihn nicht behalten können.«
    »Für eintausend Dollar pro Tag können Sie nicht kostendeckend arbeiten?«
    »Das möchte ich nicht diskutieren, Mr. Zinc. Wir haben unsere Preise. Wir verfügen über sechzig Betten, und die sind voll belegt.«
    »Mr. Figg ist sechsundvierzig Jahre alt. Wieso soll ich überhaupt für ihn unterschreiben?«
    »Unter

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